OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Burgstaller: Felsbilder und =insdiriften im Toten Gebirge dreißig Personen Platz bietet und häufig benützt wird, jedoch keinerlei Eintragungen aufweist, so scheidet diese Theorie vollständig aus, wenn man erklären soll, warum a) die Ergebnisse dieser Betätigung im Zustand der Langeweile immer wieder dieselben Figuren darstellen, die über weite geographische und zeitliche Räume hinweg als bedeu tungsvolle Sinnzeichen bekannt sind, und b) vernünftige Menschen die Linien ihrer Spiele nicht auf den reichlich zur Verfügung stehenden waagrechten Flächender ringsumher liegenden Felsblöcke angebracht haben, sondern an senkrechten Wänden und so jede Benützung ihrer Spielfelder für einen tat sächlichen Spielvorgang unmöglich machen. 3. Bislang fehlen noch alle Anhaltspunkte für eine absolute Datierung der frühesten Fintragungen bzw. der einzelnen Benützungsperioden und schließlich des Endes des Aufsuchens dieses schon durch seinen Namen als volksglaubensmäßig bedeutsam hervorgehobenen Geländes zum Zwecke kultischer Handlungen und der Anbringung heiliger oder heilbrin gender Zeichen. Sie können unter den gegebenen Umständen direkt nur aus Ergebnissen von Grabungen am Fuß der wichtigsten Inschriftwände erbracht werden, von denen ein zelne so gelagert sind, daß ihre Benützung schon in vorgeschichtlicher Zeit nicht ausgeschlos sen erscheint^®. Dagegen werden sich indirekte Schlüsse aus dem Vergleich der Fundinventare mit den in der Literatur bereits bekannten Parallelen und dabei insbesondere auch für die verschiedenen Spielfelder ebenso ziehen lassen, wie aus der Erforschung der schriftartigen Zeichen und ihrer eventuellen Zuordnung zu einem alpenitalischen, keltischen oder germanischen Alphabet, wobei freilich zu beachten ist, daß höchstens einige der auf Felsen XII angebrachten Zeichen auf Buchstabenschrift hinweisen, während die übrigen Vorkommen von schriftartigen Zeichen, deren formale Zugehörigkeit zu runischen Schrifttypen auffällt, eher magischen oder Sinnbildgehalt als Lautbedeutung haben. Doch ist bei Datierungsversuchen natürlich auch nicht außer acht zu lassen, daß sich gewisse Altformen in dem (heute) weit abgelegenen Bergland möglicherweise viel länger erhalten haben als in den allen kulturellen Einflüssen offenen Talregionen. Anders die relative Chronologie. Hier lassen sich immerhin an den Eintragungen verschie dene Merkmale aus der Beobachtung der stilistischen Ausführung, des Verwitterungszu standes und schließlich des Inhaltes der Zeichen gewinnen, die ein gewisses Nacheinander erkennen lassen. Zunächst haben die von Herrn Dr. W. Freh von Fels zu Fels durchgeführten Proben ergeben, daß der Verwitterungsprozeß die Gesteinsoberfläche der einzelnen Felsen in verschiedener Insbesondere trifft dies zu für die Situation bei Bildwand XII B, die in ihrem Gesamteindruck u. a. dem in Rekonstruktion im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich nachgebildeten altsteinzeitlichen Fundplatz bei Schaffhausen entspricht. Auf die Möglichkeit vorgeschichtlicher Lagerstätten oder Siedlungen im Bereich des oberösterreichischen Fundgebietes hat nach brieflicher Mitteilung des Landeskonservators für Oberösterreich vom 29. Oktober 1959 auch Frau Staatskonservator Dr. H. Ladenbauer hingewiesen, indem sie auf zwei Momente aufmerksam machte, „die es geboten erscheinen lassen, daß man das Gebiet weiterhin im Auge behalte: 1. Die Felswände weisen an verschiedenen Stellen Überhänge auf, unter denen sich sehr wohl urgeschicht liche Siedlungsstätten befunden haben könnten. 2. Nach Aussage eines Ortsansässigen sei vor etwa fünf Jahren bei dem Ausheben des Grundes für den Bau einer Almhütte auf der Wurzeralm eine größere Anzahl von Scherben in beträchtlicher Tiefe gefunden worden. Näheres hierüber habe jedoch nicht in Erfahrimg gebracht werden können."

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