OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Burgstaller: Felsbilder und =mschriften im Toten Gebirge Deshalb ist es jetzt noch verfrüht, eine abschließende Beurteilung der Funde in der Holl zu geben. Wir begnügen uns im folgenden damit, festzustellen, was sich derzeit über ihre An lage aussagen läßt, ohne auf irgendwelche Deutungen einzugehen. Soweit wir, worauf wir bereits eingangs hingewiesen haben, dies derzeit erkennen können, ist der von Felsbildern erfüllte Bereich in der Holl verhältnismäßig eng umgrenzt. Er verläuft im wesentlichen rechts und links des Saumpfades und erreicht unmittelbar vor dem Ende des Versturzfeldes mit Felsen XH seinen imposanten Höhepunkt. Es macht den Eindruck, daß der von dem Raum zwischen Felsen II und XHI gebildeten Zentralzone beiderseits eine Art Vorgelände vorgelagert ist, das gewissermaßen eine Übergangszone zwischen dem Bereich der Bildfelsen und der Außenwelt darstellt. Im Osten wird es durch den jetzt^^ abseits vom Pfad gelegenen Durchkriechstein des Felsens I mit dem Bild des Männchens im Turm beim Eingang und der Darstellung der drei menschlichen Gestalten an der engsten Stelle in unmittelbarer Umgebung des Sinnbildes des „Lebensbaumes" gekennzeichnet. Durch ihn betrat man wohl einst in gewisser Hinsicht zeremoniell und, entsprechend der weitver breiteten Vorstellung, die sich allgemein mit der Passage derartiger natürlicher Durchlässe verbindet, gereinigt und gewandelt den Vorbezirk, durch den man zu dem Gelände gelangt, das durch so viele Eintragungen mit eindeutigem Symbolgehalt ausgezeichnet ist. Im Westen ist, bedingt durch das ganz anders geartete Gelände, dieses Vorfeld weit vorge schoben, bis zu den beiden Zugängen rechts und links vom Schoberstein, die vom Talboden der oberen Teichl zum Plateau führen, von dem aus man den ersten Überblick über das tiefer gelegene Gefilde des Bergsturzgebietes gewinnt. Es sind dies die Felsen XIV („Rollende Lueg"), deren Höhle durch das geheimnisvolle Rauschen des unterirdischen Flusses die Aufmerksamkeit der Menschen wohl schon früh erregt hat, und an der zweiten Enge der Stein mit den verschränkten Malzeichen des „Gatterls", eines Sinnbildes, das in diesem Alpengebiet noch heute mehrfach zur Kennzeichnung einer Grenze oder Sperre verwendet wird, wobei in diesem Fall ausdrücklich vermerkt werden muß, daß am Felsen XV vorbei laut Aussage der Jäger und Holzknechte seit Menschengedenken keine Besitzgrenze verläuft. Über das Alter, die Herkunft und den Sinn der zahlreichen Ritzungen im Gelände der Höll sind sowohl bei den Begehungen wie in den verschiedenen Zeitungsmeldungen die ent gegengesetztesten Meinungen geäußert und mit mehr oder weniger großem Nachdruck ver treten worden. Im folgenden versuchen wir aufzuzeigen, welche Feststellungen sich aus dem Fundmaterial und unter den gegenwärtigen Verhältnissen tatsächlich gewinnen lassen: 1. Bei der Beurteilung der Eintragungen ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen den Datierungen auf dem Markierungsfelsen bzw. den mit Datumsangaben versehenen Initialen auf den verschiedenen anderen Bildflächen und dem großen Bestand an symbolischen und schriftartigen Zeichen. Soweit sich die Bilder und sonstigen Eintragungen in unmittelbarer Nähe des sicher schon sehr lange begangenen Pfades befinden, wurden sie, ohne daß man sich über ihre Bedeutung klargeworden wäre, offensichtlich schon seit langem beobachtet, was die mitten in sie hineingesetzten Jahreszahlen und diversen Initialen, wie „P. P. 1. 8. 1819"; „D. R. 1901"; „FIK 17. 9. 1944" usw., beweisen. Es ist wahrscheinlich, daß die bis ins frühe 19. Jahrhundert reichenden, durchwegs sehr sorgfältig ausgeführten DatuxnseinNach Aussage von Herrn Wildmeister Gressenbauer führte der Pfad ursprünglich direkt an diesem Felsen entlang. Erst in den letzten 25 Jahren hat sich dieser Teil des Trippelweges zu dem heutigen Verlauf verlagert.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2