OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

April - September 1961 Felsbilder und -inschriften im Toten Gebirge in Oberösterreich Von Ernst Burgstaller (Linz) Mit einem Geleitwort von Werner Kiesenhofer (Spital am Pyhrn), einem naturkundlichen Beitrag von Wilhelm Fr eh (Linz) und Maßaufnahmen von Ludwig Lauth (Micheldorf) Zum Geleit Noch vor wenigen Jahren war das „Höll"-gebiet eine unberührte Urwaldlandschaft, die, mitten in die Berge des Warscheneckstockes hineingebettet, sich am Fuße des Stubwieswipfels und des Schwarzecks zwischen Schmiedalm und Filzmooseralm erstreckt. Nur selten betritt selbst der Fuß eines Jägers oder Holzknechtes den uralten Steig, der sich unauffällig, an dem tiefschwarzen Wasser der sogenannten „Schwarzlacken" vorbei, durch das mächtige Felssturzgebiet hindurchschlängelt. Unter den großen Felsblöcken, die schier überall den Weg zu sperren scheinen, mag tief unten die „Rollende Lueg" (das ist die in ihrem Oberlauf hier versiegende Teichl) ihren unterirdischen Lauf haben, bis die Wasser im Tale wieder zutage treten. Mächtige Stämme, aus Samenflug erwachsen, Fichten und Lärchen, suc hen mit starken Wurzeln Halt zwischen den Klüften und Felsspalten. Dicke Moospolster, Heidekraut, Heidel- und Preiselbeeren überziehen in großen Flächen die Felsblöcke. Dazwischen sprießt und wurzelt die neue Nadelholzjugend. Das Zentrum des Felssturzgebietes bietet noch heute den Anblick mächtiger Urgewalten und unberührten Bergwaldes. Tritt man jedoch heraus aus diesem letzten Reservat groß artiger Urwaldlandschaft, eröffnet sich eine weite Fläche bis zum sogenannten Schober, wo der Mensch mit Säge und Hacke diesem Bergwald, entgegen allen behördlichen Weisungen und Gesetzen und allen Naturschutzbestrebungen, zu Leibe rückte und hier ein Bild der Zerstörung und Waldverwüstung schuf, wie es eindrucksvoller und erschütternder wohl kaum mehr geboten werden kann. Dieser Kahlschlag, zum Teil auf blankem Fels, als Zeuge eines unseligen materiellen Zeitgeistes, der eine jahrtausendelange Kette der Vegetation und organischen Entwicklung zerstörte, läßt den Beschauer nachdenklich werden über den Wert und Unwert der rasenden Kommerzialisierung und Technisierung unserer Tage und über die Höhe des Fortschrittes unseres nur auf raschen und umfangreichen Gewinn abge stimmten Zeitalters. Und nun dicht neben diesem Bild der Zerstörung Zeugnisse alter menschlicher Kultur und pietätvoller religiöser Erlebnisse!

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