OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Burgstaller: Felsbilder und Umschriften im Toten Gebirge auf einem Sparrengefüge auflastende Dachdecke dargestellt werden sollte. Wie Herr L. Lauth feststellte, verläuft links, parallel mit der obersten Querrille des Dreieckes, der Ansatz zur linearen Darstellung einer nach abwärts führenden dreistufigen Treppe. Rechts neben dem Dreieck liegt ein 15 cm hoher, nach rechts abgewinkelter Haken und seitlich darüber die (außer in Verbindung mit dem Ghristogramm auf den Felsen sonst nicht vorkommende) Darstellung eines Herzens (5 cm). Die sehr kräftige, weniger intensiv abgewitterte Zeichnung dieser Figur macht den Eindruck, daß sie relativ jung ist. Ebenso ist ein unmittelbar über der Giebelspitze des Dreieckes sehr flach und unsauber eingeritztes Drudenkreuz sicherlich jungen Ursprungs; die Rillen tragen noch die gelbliche Farbe frisch aufgerissenen Gesteins ohne jegliche Spuren der Vernarbung. Über dem großen Dreieck und links von ihm ver laufen weitere Linien älterer Eintragungen, von denen sich jedoch nur mehr ein um 90® nach rechts gedrehtes lateinisches M, das von einem liegenden Haken durchkreuzt wird, mit einiger Klarheit lesen läßt. (Die zuletzt genannten Zeichen sind nicht in der Maß aufnahme) . Rechts unter dem großen Dreieck sieht man ein unregelmäßiges Viereck (Basis 25, Höhe 20 cm) mit 4 Querrillen, in das, offenbar von späterer Hand, unbekümmert um die vorge zeichneten Linien der Rillen, „N 5. 45" (vielleicht eine Erinnerung an einen Aufenthalt im Mai 1945) gesetzt ist. Rechts neben dem Trapez liegt, in gleicher Höhe mit diesem, eine mehrästige, in einem kleinen Kreuz wurzelnde und mit einem Wipfelkreuz endende baumartige Figur. Zwischen dieser Gruppe und den 40 cm weiter rechts folgenden Zeichen lesen wir die schon angeführte, bis jetzt früheste Datumseintragung in Verbindung mit Initialen in schön ausge führten Buchstaben und Ziffern: „P. P. 1. 8. 1819". Den nächsten Komplex von Eintragungen leitet ein 5 cm hohes Kreuz ein, dessen gleich lange Balkenenden mit je einem Querstrich durchkreuzt sind. Neben ihm hebt sich eine tief eingravierte, 24cm lange, siebensprossige senkrechte Leiter ab. Unterhalb der Leiter liegt ein Mal-Zeichen mit oben verbundenen Holmen, eine Raute (10 cm) und ein neuerliches spiegel verkehrtes Ghristogramm (19 bzw. 14 cm), diesmal jedoch mit deutlicher Ausführung eines unter das H gesetzten Herzens. Den Abschluß der Gruppe bildet ein zweites Balkenkreuz (7 cm) mit Querstrichen an den Enden. Wo nach ungefähr 500 cm Entfernung hievon der Felsen jäh und steil die Richtung ändert und in einem Winkel von 90® abbiegt, liegt seine letzte, 30x50 cm große Bildfläche, aus der sich trotz weit fortgeschrittener Abwitterung und Bedeckung mit kleinsten Moosen bei günstigen Lichtverhältnissen 100 cm über dem Niveau die schräg nach aufwärts ziehenden Linien der Wiedergabe eines 21 cm langen, mit mächtigen gebogenen Hörnern ausgestatteten steinbockartigen Tieres erkennen lassen. Hörner, Haupt, Bart und Beine des stehend darge stellten Tieres sind klar ausgeprägt. Dieses Tier ist in eine (ältere?) Schleife so hineinge zeichnet, daß deren einer Ast mit dem Tierkörper parallel läuft und in die Rundung der Schleife das Gehörn des Tieres hineingepaßt ist. Die Technik der Ausführung von Schleife und Tierkörper unterscheidet sich etwas voneinander, so daß die beiden Figuren kaum als zeitgleich anzusehen sind. Über diesen, den Tierkörper in einer Doppellinie wieder gebenden Figuren liegt ein 7 cm großes lateinisches W und 15 cm über diesem das Bild eines zweiten Tieres, dessen linear-stilisierte Wiedergabe des Leibes und der Beine jedoch nur

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