INSTITUT FÜR LANDESKUNDE VON OBERÖSTERREIGH FORSCHÜNGEN IN lAERIACÜM Geleitet von Wilhelm A. Jenny (f), Hermann Vetters, Aemilian Kloiber und Lothar Eckhart Seit 1951 werden vom Oberösterreichischen Landesmuseum und vom österreichischen Archäologischen Institut systematische Grabungen in der antiken Zivilstadt von Lauriacum durchgeführt. Ziel dieser Arbeit ist die vollkommene Untersuchung des gesamten Areales der Stadt und ihrer Umgebung. Der Bereich des Legionslagers Lauriacum wurde bereits in den Jahren 1904—1919 von der Limeskommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Oberst Groller ausgegraben. Im Gebiet der Zivilstadt begannen nach einer Notgrabung im Jahre 1951 (Leitung Her mann Vetters) mit einer großangelegten Versuchsgrabung (insgesamt 2000 m Versuchs gräben) im Herbst 1951 die Arbeiten. Schon die Versuchsgrabung ergab die ersten Auf schlüsse über die Stratigraphie und das Straßenschema der Siedlung. In den folgenden Jahren wurde auf Grund der Ergebnisse der Versuchsgrabung systematisch das Stadtgebiet — zum Großteil flächenmäßig — untersucht (Leitung; Wilhelm A.Jenny und Hermann Vetters). Insgesamt konnten fünf Siedlungsschichten erkannt werden. Die Arbeiten ergaben reiche Aufschlüsse über die Geschichte, kulturelle Stellung und Verbauung der unter Caracalla als municipium konstituierten Siedlung. Die Aufdeckung und Unteisuchung der Gräberbezirke (Leitung Aemilian Kloiber) begann auf dem Steinpasse (1951—1960) und auf dem Ziegelfelde (1951—1957), die Grabungen auf dem Espelmayerfelde (1952) und weiteren 24 Begräbnisplätzen (1951—1960) konnten m.ehr als tausend Körper- und Biandgräber, zum Teil in Steinkisten mit Reliefplatten, freilegen und ebenso der biohistorischen wie der kulturhistorischen Auswertung zuführen. An diesem Platze wird also erstmalig am Donaulimes der gesamte Komplex einer spätantiken Stadt erforscht. Besonders wichtig für die historische Wissenschaft ist die Erkenntnis, daß hier ein eindeutig erkennbares Siedlungs- und, wie die Arbeiten Lothar Eckharts 1960 unter der I^aurentiuskirche ergaben, auch ein Kultkontinuum vorliegt, das ebenso deutlich aus den Gräbern des Ziegelfeldes beweisbar ist. Unter den zahlreichen Einzelfunden ragt hervor das vierte Fragment des Stadtrechtes. Wichtig für die Forschung sind auch die Erkenntnisse Paul Karnitschs auf dem Gebiet der Sigillataforschung. Die stratigraphisch gehobenen Funde ergaben vielfach neue Zeitansätze für einige Sigillatawerkstätten. Als eigenes Organ für die Veröffentlichung der Ergebnisse gibt das Institut für Landeskunde von Oberösterreich seit 1953 die reich ausgestatteten „Forschungen in Lauriacum" heraus.
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