OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Sdirifttum pauker und des städtischen Turnermeisters und seiner Gesellen verweist. Für den letzteren ist eine Dienstordnung von 1698 nicht uninteressant, derzufolge er, wie dies auch heute wieder in Stadt und Land allenthalben geschieht, zu Weihnach= ten, „wenn die Leute aus der Pfarrkirche von der Mette kommen", vom Turme zu blasen hat, wäh= rend ihm andererseits das Recht der „Weihnachts= recordation" zusteht, d. h. die Freiheit, in der Weihnachtszeit mit seinen Gesellen vor oder in den Fiäusern aufzuspielen und dafür Gaben in Empfang zu nehmen, ein Brauch, der auch heute noch von Bauernkapellen xmd vielfach auch von Mitgliedern des Kirchenchores praktiziert wird. Daß aber von der Volksmusik Oberösterreichs auch eine entscheidende Anregung für die Ent= widclung der europäischen Musik und vor allem der Tanzmusik ausgegangen ist, zeigt die aus= führliche Würdigung der aus dem Land in die Stadt ziehenden Landla= und Bratlgeiger, von denen manche namentlich bekannte Gruppe unter der Bezeichnung „Linzer Geiger" auch nach Wien gelangte, dort in den Vororten aufspielte und so= wohl durch ihren Klangkörper anregend für die Ausgestaltung der bekannten SchrammeUMusik wurde, als auch in dem von ihnen vermittelten Musikgut für den unter den genialen Schöpfun= gen von Lanner und Strauß von Wien aus die Welt erobernden Walzer®. In einem abschließenden Kapitel behandelt Com« menda endlich auch die Formen der kleinen und großen Festgestaltung im Leben der Linzer, deren höchste Blüte die glanzvollen Erbhuldigungen für die neuen Fürsten bildeten, die, da die Landes« herren meist zugleich auch deutsche Könige oder Kaiser waren, in ihrem Ritual und in ihren Volksbelustigungen jenen der Königskrönung in Frankfurt glichen, so daß sich auch in den Formen dieser höchsten Feste ein neuerlicher Beweis für die große Bedeutung der Stadt abzeichnet, der man, wie Commenda unwiderleglich nachweist, zu Unrecht mit Beharrlichkeit lange genug Spieß« bürgerlichkeit und Hinterwäldlertum „in der Pro« vinz" nachsagte. Ist mit der „Linzer Stadtvolkskunde" nun endlich auch eine wahrhaft bahnbrechende Publikation zur wissenschaftlichen Erfassung dieses neuen Aufgabengebietes der Volkskunde entstanden, so darf sie, wie dies auch ihr Verfasser betont, aber nicht auch gleichzeitig als ein Abschluß bezeichnet werden. Sie fordert vielmehr mit ihrer gewich« tigen Materialsammlung Detailuntersuchungen geradezu heraus und regt, wie der große Wider« hall beweist, den schon der erste Band im In« und Ausland gefunden hat, vielerorts dazu an, dem Linzer Beispiel zu folgen. Ernst Burgstaller (Linz) ° Über die Bedeutung dieser Linzer Musikanten s. auch K. M. Klier, „Linzer Geiger" und „Lin« zer Tanz" im 19. Jahrhimdert. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1956, iff. Biographisches Lexikon von Oberösterreich* Das an dieser Stelle („Oö. Heimatblätter" 1957, S. 73f.) angezeigte und kritisch gewürdigte Lexi« kon wird mit einer begrüßenswerten Regelmäßig« keit fortgesetzt. Daß bisher keine einschneiden« den und den Gebrauch erschwerenden Änderun« gen vorgenommen werden mußten, beweist, wie wohlüberlegt dieses Unternehmen geplant war. Es liegen bis nun 5 Lieferungen mit 113 Biogra« phien und bereits zwei von den angekündigten Sonderpublikationen (Ernst Burgstaller: Hans Commenda — Wilhelm Jenny: Rudolf Wernicke) vor. In drei Jahren eine erstaunliche und bewun« dernswerte Leistung, wenn man die Fülle des Ma= terials und die Mühe, Zähigkeit und Geduld be= denkt, die Martha Khil für seine Bearbeitung aufwenden mußte. Wenn man das Geleistete überblickt, mag viel« leicht ein Bedenken nicht unausgesprochen blei« ben. Das Bestreben nach Vollständigkeit und das großzügige Entgegenkommen der Herausgeber in Ehren, die Eitelkeit hat sich in der Selbstbeurtei« lung von Funktionen, Ehrenstellen, Auszeichnun« gen, von Werken, Aufsätzen und Gelegenheits« arbeiten zuweilen so arg ausgetobt, daß der Ein« ♦Herausgegeben vom Institut für Landeskunde von Oberösterreich, bearbeitet von Martha Khil. Lieferung 3—5. sichtige den Unterschied zwischen mancher groß« sprecherischen und der bescheidenen Lebens« und Leistungsschau peinlich empfindet. Man muß auch hier feststellen: weniger ist oft mehr und würde vor allem der Entlastung des Gesamtwerkes die« nen. Auch mit der Aufzählung von noch nicht er« schienenen oder gar erst geplanten Arbeiten ist es schwierig, weil der Autor oft den Titel ändert oder der Plan nicht zur Ausführung kommt. Es ist nicht leicht, hier Rat zu schaffen, doch müßten m. E. diejenigen, die zur Ausfüllung der Frage« bogen eingeladen sind, strenger angehalten wer» den, nur die wesentlichen, wesentlich Neues oder neue Gesichtspunkte bringenden Arbeiten anzu« führen bzw. von der Nermung bloß geplanter Werke überhaupt Abstand zu nehmen. Nur da« durch kann vermieden werden, daß manches un= überschaubare „Sammelsurium" das hohe Niveau dieses Lexikons drückt. In den Lieferungen 3 bis 5 wurden aufgenommen: Friedrich Berndt, Johann Blöchl, Franz X. Bohda« nowicz, Gustav Brachmann, Franz Brosch, Engel» bert Daringer, Richard Diller, Herbert Dimmel, Otto Dischendorfer, Hans Gottschalk. Alois Gru« her, Walter Hahland, Karl Häupl, Erwin Hainisch, Ernst Hamza, Leo Hauska, Toni Hofer, Kurt Hol« ter, Franz Jaeger, Herbert Jandaurek, Karl Jax,

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