Oberösterreichische Heimatblätter ausgeprägt ist (Abb. 23), ein ausführliches Gut= achten von Archivrat Jäger = Sunstenau ge= bracht. Es stammt aus der Zeit um 1600, als die Freiherren von Landau die Herrschaft innehatten. Von den reichen Keramikfunden hebt der Autor, der einer der besten Kenner mittelalterlicher Tonware ist, nur einzelne besonders bemerkens= werte Stücke hervor, so eine aus dem Burg= graben stammende, gut erhaltene Steinzeugkanne (Abb. 24), ferner Scherben von Tellern und flachen Schüsseln, die mit deckenden Schmelzfar= ben des 16. Jahrhunderts überzogen sind und altbäuerliche Ornamentik zeigen (Abb. 26). Ein= gehend behandelt werden die Töpfermarken, von denen etwa 20 Stück vorliegen (Abb. 27). Als Besonderheiten werden vermerkt: der Rand eines Eisentongefäßes mit zwei Marken eines fünf= speichigen Rades, aus dem frühen 15. Jahrhun= dert stammend (Abb. 25), und ein irdenes Gefäß mit dem Stempel N, das der Zeit um 1525 ange= hört (Abb. 28). Im Schlußkapitel „rechtfertigt" der Verfasser seine Grabungstätigkeit und spricht allen Per= sönlichkeiten, die ihn gefördert und zum Gelin= gen seiner schwierigen Aufgabe beigetragen haben, den Dank aus. Diesen bescheidenen Worten sei hier der Wunsch hinzugefügt, daß seine Freunde und Gönner dem erfahrenen Spatenforscher und gewiegten Gelehrten treu bleiben und ihm ermöglichen, seine weitausgreifenden Pläne zu verwirklichen, die sowohl für die Geschichte des Landes wie auch für die mittelalterliche Archäologie im all= gemeinen und für die Burgenkunde im besonde= ren eine reiche Ausbeute versprechen. Hans P. S c h a d' n (Wien) Linzer Stadtvolkskunde* Schon in der 1959 anläßlich seines siebzigsten Geburtstages vom Institut für Landeskunde von Oberösterreich herausgegebenen Würdigung der wissenschaftlichen Tätigkeit von Hans Com= menda' wurde auf die große Zahl der oft weit ausgreifenden und umfangreichen Forschungen hingewiesen, die dieser der Volkskunde seiner Heimatstadt Linz gewidmet hat^ und die nun in seinem neuen monumentalen Werk der „Linzer Stadtvolkskunde" ihre sinnvolle Zusammenfas= sung und Krönung finden. Die Tatsache, daß auch in Österreich bereits mehr Menschen in Städten als auf dem Lande wohnen, stellt die Volkskunde seit geraumer Zeit vor die Aufgabe, in ihr Arbeitsgebiet im Sinne ihres Altmeisters H. W. Riehl auch den Lebensbereich der Städte einzubeziehen. Trotzdem sind bei= spielgebende Vorarbeiten, mit Ausnahme des schmalen Bändchens der einst sehr erfolgreichen „Wiener Volkskunde" von L. Schmidt', nicht vor= banden, so daß H. Commenda vor Bearbeitung des nahezu unabsehbaren und sehr verstreuten Quellenmaterials auch erst die Betrachtungsweise und Forschungsmethode für seine Untersuchungen festlegen mußte. In der Erkenntnis, daß die Volkskultur einer Stadt im wesentlichen durch ihre geographische Lage, ihre Geschichte und die *Hans Commenda, Volkskunde der Stadt Linz an der Donau. Bd. I, Linz 1958, 360 Seiten; Bd. II, 1959, 390 Seiten. ' E. Burgstaller, Hans Commenda, ein Leben für die Wissenschaft. Linz 1959. ' Die Werke H. Commendas verzeichnet das Biographische Lexikon von Oberösterreich, her= ausgegeben vom Institut für Landeskunde von Oberösterreich, bearbeitet von M. Khil. 1. Lfg. (1955). Commenda Hans, Blatt 1—3. ' L. Schmidt, Wiener Volkskunde. Ein Aufriß. Wien 1940. Herkunft und Eigenart ihrer Bewohner bestimmt wird, und im weiteren, daß die für eine größere Zahl von Zeitgenossen als verbindlich betrachte= ten Elemente der Volkskultur stets von Gemein= Schäften getragen werden, die in ihrer Gesamt= heit das soziologische Geftige des Gemeinwesens bilden, errichtet der Verfasser zunächst in einer scharf auf die entscheidenden Merkmale abzielen= den Behandlung dieser Fragen das Fundament, auf dem er seine Linzer Volkskunde aufbaut. Kraftvoll wird die durch seine Lage bedingte wirtschaftliche und kulturelle Brückenstellung von Linz herausgearbeitet, in der Geschichte die sich deutlich abzeichnende Kontinuität der Siedlung seit der Prähistorie betont, die sich vielfach aus= wirkende Polarität der Verwaltung durch Landes= herr, Landstände und Magistrat erörtert und in zahlreichen Belegen die internationale Geltung der Stadt, zu deren Oster= und Herbstmessen sich schon im Mittelalter Kaufleute aus weiten Teilen Europas versammelten, vor Augen geführt. Schließlich wird, in der für das ganze Werk be= zeichnenden Ausrichtung auf die gegenwärtigen Verhältnisse, auch die Entwicklung aufgezeigt, die in den letzten Jahrzehnten die Stadt zu jenem Industriezentrum er^orwachsen ließ, das es zur zweiten Hauptstadt Österreichs gemacht hat. Für die Eigenart der Bevölkerung kann H. Com= menda, fußend auf entsprechenden Vorunter= suchungen, überzeugend nachweisen, daß sie zum überwiegenden Teil aus der unmittelbaren Um= gebung der Stadt, vor allem aus dem Mühlviertel, oder wenigstens aus dem übrigen Oberösterreich stammt und deshalb als bodenständig und hei= matverbunden bezeichnet werden muß, ein Um= stand, der auch die zahlreichen Übereinstimmun= gen erklärt, die die volkstümlichen Überlieferun= gen von Linz mit denen des umgebenden Landes verbinden, wodurch Commendas Stadtvolkskunde in manchem zu einem Spiegelbild der Volkskultur des gesamten oberösterreichischen Raumes wird.
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