OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreidiisdie Heimatblätter Wenn wir nun noch fragen, wann die Kapelle aus dem privaten in den kirchlichen Besitz überging, geben uns folgende Dokumente Antwort: Ein „Grundbuchs-Lustrum" (K. k. Bezirksgericht Lembach vom 1.3.1918) bezeichnet als Besitzer des Hauses Nr. 19 „auf Grund des Kaufvertrages vom 3. 4. 1916" Herrn Anton Altenhofer. Pfarrer Alois Schmid fügte, als er am 27. 6. 1917 den Schuldschein Leopoldine Johanniter (vom 1.3. 1862) abschrieb, folgenden Vermerk bei: „Da die obige Schuld am 1 5. 4. 1917 vom Besitzer Anton Altenhofer, Bauer in Dorf Nr. 3, Pfarre Niederkappel, samt den ausständigen Zinsen zurückbezahlt wurde, mußte auch das Original samt löschungsfähiger Quittung dem Besitzer des Hauses Nr. 19 in Lembach eingehändigt werden." Und am 1 6. 5. 1918 unterzeichneten Anton Altenhofer ... als Eigentümer des Hauses Nr. 19 und Herr Pfarrer Alois Schmid eine Erklärung, wonach Altenhofer das Eigentumsrecht der Pfarrkirche Lembach auf die Mühlholzkapelle und die Bauparzelle KZl. 87 anerkennt und Hochw. Herr Pfarrer Schmid in die Löschung der laut Erklärung vom 18. 10. 1844 dem Hause Nr. 19 einverleibten Reallast (Erhaltung der Kapelle in gutem Bauzustand . . . usw.) einwilligt. Damit hat die Pfarrkirche mit dem vollen Eigentumsrecht über Mühlholzkapelle und Kreuz weg auch alle Verpflichtungen offiziell übernommen. Über den Kreuzweg wird uns aus den vorliegenden Urkunden nur berichtet, daß 1899 durch den Linzer Kunstmaler Ludwig Haase die Tafeln neu bemalt wurden und daß er 1908 und 1935 „wieder errichtet" worden ist. Die Wiederweihe am 10. 10. 1935 nahm der Franziskanerpater Gregor Fuetsch vor. Aus der jüngsten Vergangenheit der Kapelle ist wenig Wichtiges zu berichten. Sie hat auch den ärgsten Sturm ihrer Geschichte, den zweiten Weltkrieg, ungebrochen überstanden, obwohl ihr beinahe übel mitgespielt worden wäre, als einzelne Unvernünftige mit Gewalt einbrachen, wertvolle Votivtafeln aus den Jahren 1795, 1800 und 1808 mutwillig zerstachen^ und zuletzt gar von ihrem „erhöhten Standort" aus den anrückenden Amerikanern Wider stand leisten wollten. Aber das war nur eine kurze, vorübergehende Episode in ihrer Geschichte. Das Wahrzeichen des Marktes blieb — und wird weiter bestehen, solange die Menschen es hegen und schirmen — zur Ehre Gottes und zu ihrem Segen. Es sind keine weltbewegenden Ereignisse, auf die ich bei der Erforschung der Geschichte unseres Mühlviertler Heiligtums stieß. Aber dieses schlichte Gipfelbauwerk ist ein Stück Heimatgeschichte, ein weithin sichtbarer Zeuge des Geschehens vergangener Jahrhunderte, über dessen „Biographie" jeder Bewohner des oberen Mühlviertels, vor allem aber jeder Lembacher, Genaueres wissen sollte — und das hat meiner Forschungsarbeit ihren Sinn gegeben. Freilich sind, weil verschiedene Ereignisse nicht dokumentarisch belegt werden können Cz. B. der Bau im Jahre 1844 selbst — oder die Errichtung des Kreuzweges . . .), Lücken geblieben. Aber vielleicht können spätere Zufallsfunde oder Forschungen diese Lücken schließen!

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