Oberösterreidüsche Heimatblätter Nach diesen der mündlichen Überlieferung entnommenen Einzelheiten nun wieder zu urkundlichen Nachrichten; Am 12. 5. 1857 weist Frau Anna Maria Johanniter in einer Mitteilung auf die 500-GuldenStiftung ihres verewigten Gatten, die er zur Herhaltung seiner Mühlholzkapelle gewidmet hat, hin, und sie läßtfür jene kirchliche Stiftung das „ Pfandrecht" aufihr Haus Nr. 19 schreiben. Ein Schuldscheinentwurf der Anna Maria Johanniter aus dem Jahre 1857 enthält als ein Kuriosum die umständliche damalige Geldbezeichnung: „500 Gulden Conventional-Münze Wiener Währung Bankvaluta". Am 25. 6. 1857 ließ Frau Johanniter ihr Testament schreiben. Erben sind ihre 5 schon im Testament ihres zweiten Gatten genannten Kinder. Als Besitzer der Häuser 60 und 61 wird Alois Schulz bezeichnet. Das Haus Nr. 19 (Wert 9000 Gulden) erhält (nach dem testamentarischen Wunsch des klug vorausblickenden Alois Johanniter) Maria Leopoldine. Elisabeth, die Lieblingstochter Anna Marias, bekommt nämlich nun ein schönes Ausgedinge darauf. Maria Leopoldine übernimmt mit ihrem Erbe die Verpflichtung, die Mühlholz kapelle herzuhalten sowie zwei Stiftungen nach dem Wunsch und Willen ihrer Mutter zu errichten. Diese hatte der Kirchenvogtei Lembach erstens ein Kapital von 525 Gulden zur Erhaltung der Mühlholzkapelle bestimmt (die jährlichen „Interessen" [= Zinsen] von 26 Gulden 25 Kreuzer sollten dafür verwendet werden), und zweitens hatte sie noch 136 Gulden 50 Kreuzer ö. W. hinzugestiftet — mit der Bestimmung, daß von den jährlichen Interessen dieses Kapitals (6 Gulden 82,5 Kreuzer) alljährlich in der Mühlholzkapelle 3 hl. Messen für ihr und ihres Gatten Seelenheil, und zwar eine am 5. 5. jeden Jahres, die anderen womöglich an abgebrachten sommerlichen Feiertagen, gelesen werden sollen. Zur Verteilung dieser Summe wurde bestimmt, daß der jeweilige Pfarrer 4 Gulden 52,5 Kreu zer, der „Meßner und Schullehrer" 1 Gulden 57,5 Kreuzer und die Ministranten 52,5 Kreuzer erhalten sollten. Als Testamentszeugen unterschreiben die Hausbesitzer Ignaz Hinterleithner (Lembach 16), Josef Eisner (Lembach 21) und Franz Oberhuemer (Lembach 43). Ein Extrakt aus dem Grundbuch des früheren Marktdominiums Lembach vom 16. 7. 1857 sagt unter anderem, daß das Haus Nr. 19 damals zum Landgericht Falkenstein und zur Steuerbezirksobrigkeit Marsbach gehörte. 9 Joch, 58 Vierundsechzigstel und 17 J2 Grund gehörten dazu. In einem Schreiben an die Lembacher Pfarrvogtei vom 4. 10. 1858 detailliert Anna Maria Johanniter abermals die Stiftungsverpflichtungen. Unter den Be griff „Herhaltung der Kapelle" gehört sowohl die äußere Instandhaltung als auch Repara turen des Altares, der Stühle, Herhaltung der Paramente, der Wäsche, der Beleuchtung, Kosten für öflfnen und Schließen der Kapelle usw. Der Ton des erwähnten Schreibens ist dringlich. Anna Maria spricht von einer „unliebsamen Verzögerung". Es ist wohl körperlich bedingte Todesahnung, die sie treibt. Am 31.3. 1859 stirbt sie. Ihr Grab ist bereits im neuen Friedhof am Hange des Mühlholzberges. Ihre Haupterbin Maria Leopoldine geht nun an die Erfüllung ihrer Pflichten. In einem Schuldschein vom 1. 3. 1862, der uns in einer Abschrift durch Pfarrer Alois Schmid (27. 6. 1917) vorliegt, verpflichtet sie sich zur jährlich fünfprozentigen Verzinsung des Legat schuldkapitals von 661 Gulden 50 Kreuzer zu der testamentarisch von ihrer Mutter fest-
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