Mittermayer: Die Mühlholzkapelle bei Lembach Die Mühlholzkapelle bei Lembach Von Josef Mittermayer (Ottensheim) Dieses Kirchlein war und ist ein charakteristisches Wahrzeichen von Lembach. Es krönt den Gipfel des südlich in der Nähe des Marktes gelegenen Mühlholzberges. Das von zwei mächtigen Bäumen überschattete, außen schlichte Gebäude birgt in seinem Inneren als sehenswertestes Kunstwerk eine Holzstatue, die der Volksmund „Unser Herr im Elend" nennt. Es ist eine sehr realistische, schmerzgeprägte Darstellung des an einen Pflock geketteten Heilands, deren Original sich in der oberbayrischen Rokokokirche in Wies bei Steingaden befindet. Ein Gemälde an der \Vestseitigen Wand läßt einen Blick in die Geschichte des Gebäudes tun. Was es darstellt, wird durch eine am 31. 3. 1845 angebrachte Inschrifttafel erklärt. Auf dieser steht: „ALOIS JOHANNITER, bürgerlicher Leinwandhändler von Lembach, war am 5. May 1843 mit seinem Stief sohne Franz Schulz auf der Wienerreise begriffen; und liehs sich zu Obermühl an das beyrische Dampfschiff anführen; das Schiffchen wurde aber nahe an demselben durch die Wellen umgestürzt, und beyde versanken, wovon letzterer seinen Tod fand, ich aber durch die Gnade Gottes gerettet wurde. — Zur Danksagung meiner Errettung ließen ich und meine Gattinn Maria diesen Kreuzweg sammt Kapelle aufbauen. Diese wurde am 4. December 1844 auf gnädige Erlaubnis des Hochw. Bischofes zu Linz Gregor Thomas zur Verrichtung des Meßopfers feyerlichst eingeweiht." Diese Inschrift verlockte mich schon vor einer Reihe von Jahren, die Schicksale des aus so seltsamen Anlasse begründeten Bergheiligtums gründlicher zu erforschen. Meine Quellen für diese Forschungsarbeit waren außer verschiedenen Einzelheiten, die das Volk in seiner mündlichen Uberlieferung bewahrt hatte, und die mir der verstorbene Pfarrer von Lembach, Ludwig Adlesgruber, einst mitteilte, hauptsächlich eine Anzahl von einschlägigen Doku menten aus dem Pfarrarchiv, die mir in sehr zuvorkommender Weise zur Verfügung gestellt wurden. Die Ergebnisse der bisherigen Forschung lege ich — chronologisch geordnet — hier vor: Die örtliche Tradition berichtet, daß etwa seit dem 17. Jahrhundert eine große und vier kleinere Kapellnischen auf dem Mühlholzhügel standen, die von den Leuten aus näherer und fernerer Umgebung aufgesucht wurden. Von früheren, älteren Bergheiligtümern ist nichts bekannt. Diese Nischen verschwanden, als Johanniter zum Dank für seine Rettung das Kirchlein in seiner heutigen Gestalt bauen ließ. Der dunkelste Punkt in der Geschichte desselben ist wohl die Frage nach der Herkunft des Gründers selbst. Diesen Punkt aufzuhellen, wird wohl eher dem glücklichen Zufall, als der systematischen Forschung überlassen werden müssen. Sein Name scheint ein Hinweis zu sein. Nachforschungen beim Johanniterorden verliefen aber ergebnislos. Die Volksüberlieferung bezeichnet ihn als französischen Emigranten. Untermauert wird diese Behauptung durch die Tatsache, daß sein Name erstmalig am 29. 3. 1809 — also in
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