Oberösterreichische Heimatblätter Die Linzer Brücke diente nun neben dem Straßenverkehr auch als erste „Eisenbahnbrücke" über die r'.sterreichische Donau. Die Güterzüge aus Gmunden trafen jeweils nach 11 Uhr vormittags am Südbahnhof ein, von wo die Wagen an die Donaulände (Hauptmautamt) weitergingen (vgl. Abb. 3). Von hier wurden sie in besonderen „Bezügen" durch die Linzer Faßzieherkompagnie über die Brücke zum Stationsplatz Urfahr überstellt, um hier am nächsten Morgen die Fahrt nach Budweis fortzusetzen. Durchlaufende Personenzüge ver kehrten nicht über die Brücke. Die Linzer Holzbrücke wurde am 5. Mai 1868 zerstört. Der Dampfer „Thetis" stieß beim Bugsieren eines schwer beladenen Schleppers bei hohem Wasserstand gegen die mittleren Brückenjoche; der quer gelegte Schlepper, dessen Steuerruder brach, durchriß das sechste und siebte Joch, so daß drei Brückenfelder und mit ihnen ungefähr fünfzehn Personen ins Wasser fielen, die aber bis auf einen Mann und eine Frau gerettet werden konnten. Die Stadt Linz, die bereits 1830 anläßlich des Baues der Budweiser Pferdeeisenbahn für eine festere Strombrücke eingetreten war — 1849 dachte man an den Bau einer Kettenbrücke — forderte nun energisch die Herstellung einer eisernen Brücke, eine Forderung, die bereits 1867 wegen des bevorstehenden Umbaues der Linie Linz—^Budweis auf Lokomotivbetrieb erhoben worden war. Diese Dampfbahn sollte zunächst in der Richtung der Pferdebahn über Gallneukirchen geführt werden und in Urfahr die Donau übersetzen; die Brückenköpfe der Eisenbahnbrücke waren bei der Straßerau und beim Gstöttnerhof geplant. Doeh kam dieses Projekt nicht zur Ausführung. Als Ersatz für die Pferdebahnlinie Budweis—Linz dienten die Dampfbahnstrecken Budweis—St. Valentin (eröffnet am 2. Dezember 1872) und Gaisbach-Wartberg—Linz (eröffnet am 20. Dezember 1873). Fast gleichzeitig mit der Eröffnung der Mauthausener und Steyregger Eisenbahnbrücke fand jene der neuen eisernen Straßenbrüeke Linz—Urfahr statt (12. Dezember 1872); drei Tage später, am 15. Dezember 1872, verkehrten die letzten Pferdebahnzüge von Urfahr nach Freistadt. Nach acht Jahren führte wieder ein Schienenweg, die am I.Juli 1880 eröffnete Pferde straßenbahn Linz—Urfahr, über die Linzer Straßenbrücke. Sie war, da die anderen Pferde bahnen Oberösterreichs, Breitenschützing—^Wolfsegg und Attnang—Thomasroith, bereits 1870 zum Dampfbetrieb übergegangen waren, die letzte pferdebetriebene Bahnlinie Ober österreichs; nur kurzfristig hatte später die ab 1898 erbaute Waldbahn Schneegattern— Kobernaußerwald bis 1899 noch Pferdebetrieb. Als erster Bahnhof der Linzer Straßenbahn diente bis 1895 der Stationsplatz Urfahr der Pferdebahn; ab 31. Juli 1897 ging man zum elektrischen Betrieb über. Im ganzen gesehen, ist also die Straßenbrücke Linz—Urfahr mit kurzer Unterbrechung seit 1835, somit seit nunmehr 125 Jahren dem Eisenbahnverkehr dienstbar.
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