Grabherr: Der Burgstall Neben den charakteristischen Eigenschaften des Purchstals, die in seiner Bauanlage liegen und die durch zahlreiche, bereits untersuchte Burgställe bestätigt werden, geben uns auch Urkunden Aufschluß über die eigenständige Stellung des Purchstals im Verband der mittelalterlichen Wehrbauten; sie runden die aus Untersuchungen im Gelände gewonnenen Erkenntnisse ab. Wir erfahren aus diesen Urkunden häufig den Zweck und die Zeit der Errichtung, die Namen der Besitzer und die Rolle des Purchstals im Kampf. Wie schon erwähnt, war der Burgenbau von der Genehmigung des Landesfürsten abhängig; dies geht aus dem österreichischen Landrecht (Fassung I, Artikel 58; Fassung II, Artikel 39 und 40) hervor. Artikel 39 besagt, daß über eine gewisse Entfernung (Rast) von einer bestimmten Burg, keine neue Burg erbaut werden dürfe. In den genannten Artikeln sind die unter Bauverbot fallenden Anlagen taxativ aufgezählt, das Purchstal fällt aber, als nicht gemauerter Bau, sondern als Anlage in Erdtechnik errichtet, aus dem Verbot heraus. Als urkundlicher Beleg hiefür sei das Abkommen zwischen Herzog Albrecht und Graf Heinrich von Schaunberg von 1386 über das Schaunberger Purchstal gegenüber von Neu haus® angeführt: 1. „Wir Albrecht von Gots gnaden hertzog ze Österreich ze Steyr ze kernden und ze Krain grafe ze Tyrol etc. bechennen vnd tun chunt mit dem brief vmb das purkstal gelegen gen dem Newen Haws vber, das vnser lieber ohem graf Hainreich von Schawnberch aufgeuangen hat, das wir darvmb mit demselben von Schawnberg vber ainchomen sein, das wir noch vnser erben noch yemand von vnsern wegen das fürbaz nicht pauen noch aufuahen sullen in dhein weis, das geloben wir stet zu haben bey vnsern trewen trewlich an geuer. Mit vrkund ditz briefes versigelt mit vnserm anhangentem insigel vnd mit des erwirdigen vnsers lieben frewndes vnd kanczler hern Berchtolds bischof ze Freysingen anhangentem insigel, der der Sache geczewg ist, der geben ist ze Lincz am Eritag vor vnser Frawen tag als si geporn ward nach Crists gepurd drewczehenhundert jar darnach in dem sechsvndachczigistem jar. Wir graf Heinreich zu Schawnberg bechennen offenlich mit dem brief vnd tun chunt vmb das Purkstal gelegen gen dem Newnhaws vber, daz wir aufgeuangen beten, das wir darvmb mit dem edeln hochgeborn fürsten herczog Albrechten zu Österreich etc. vnserm genadigen herren vber ainchomen sein, das wir noch vnser erben noch yemand von vnsern wegen daz fürbaz nicht pauen noch aufuahen sullen in dhein weis, das geloben wir stet zu haben bey vnsern trewen trewlich an geuer. Mit vrkund ditz briefes versigelt mit vnserm anhangentem insigel vnd mit vnsers lieben sweher her Johansen zu Abensperg auch anhangentem insigel, der der sache geczewg ist, der geben ist ze Schawnberch am Eritag vor vnser Frawen tag als si geporn ward nach Crists gepurd drewzehenhundert jar darnach in dem sechvndachczigistem Jar. 4. September 1386." Aus dem Inhalte geht klar hervor, daß das Purchstal, das die Schaunberger zu bauen be gonnen hatten, nicht unter die landesfürstliche Genehmigungspflicht gefallen ist, sonst wäre es nicht erforderlich gewesen, einen zweiseitigen Vertrag abzuschließen, um den Bau » Oö. Urkundenbucb 10, S. 393.
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