OÖ. Heimatblätter 1961, 15. Jahrgang, Heft 2/3

Chezy: Eine Sdiafbergbesteigung vor 130 Jahren Dorf von friedlichen Sennerhütten, hie und da von heimkehrenden Heerden durchirrt, nahm nun die Wanderer auf, und bald hatten wir in einer derselben herrliche Butter und Alpenmilch vor uns, die wir uns wacker schmecken Hessen. Doch wen zogs nicht hinaus vor die Hütte, zum Rande des Hochgebirgs, um hinüber zu blicken in des Mondsees entschlummernde Umgebungen der Salzburger Felsen, deren Eisfelder im Abendfeuer glühten! Nein es war unmöglich in der düstern Hütte zu bleiben, so freundlich winkte uns die letzte Spitze des Schafbergs, und wie wunderschön mußte es Oben seyn, die liebe Gottessonne auf Bayerns Ebenen untersinken zu sehen! Mit allgemeiner schneller Uibereinstimmung wurde beschlossen, aufzubrechen, und unter der Pyramide, die von den Landmessern auf der obersten Spitze errichtet worden war, in traulicher Nähe der Sterne zu übernachten! Fröhlich giengs vorwärts, den steilen Pfad hinan, um dem schnellfüssigen Sonnenstrahle, der flüchtig dem wachsenden Schatten wich, zuvorzukommen, und bald war der gefährlichste Theil unserer Reise an den gähen Abhängen des Felsens gegen Westen überwunden, und mit Freudenruf die Spitze erklommen! O, welch ein Bild lohnte unserm Muth! — Schweigend lag die Welt unter uns, schon in nächtliches Dunkel verhüllt, nur zwei breite lichtere Streifen im Kreise herum, bezeichneten die stillen Flächen des Atter- Mond- und W^olfgangsees. Aber im Westen schwammen noch glühend im Abendroth die fernen Fluren Bayerns; halb schon in dem Feuermeere versunken, sandte uns die holde Sonne noch ein trautes Lebewohl zu. Und hinter uns, und neben uns standen noch einzelne Oasen im dunklen Meere der Nacht, glühend und licht, einem Seraph ähnlich, der emporstrebende Dachstein nut seinen ewig erstorbenen Eisfluthen. Da wollte ein lustiges Völkchen von jungen Leuten aus Mondsee, und ein zweites von Wolfgang die letzte Höhe herauf, schwer belastet mit dürren Krummholzkiefern oder der hier sogenannten Leckerstauden, und einer flackernden „Büchel aus klein gespalteten Spänen, um ein mächtiges Zeichen der glücklichen Ankunft auf ferner Bergeshöhe für ihre zurückgelassenen Freunde zu entflammen. Bald loderte der hölzerne Bau von Kiefern in die Höhe, und rechts und links von unserer Pyramide, deren Inneres wir zum Schlafgemach und Speisekammer erkoren hatten, brannte ein lustiges Feuer auf, weil auch unsre Führer indessen einen kleinen Haufen zusammengeschleppt und angezündet hatten. O wie saß sichs nun so traulich im warmen, und doch luftigen Zimmer, rings herum in unermeßlicher Tiefe die schlummernde Natur und über uns im Schwarz dunkel Myriaden Gestirne mit ihrem freundlichen Schimmer. Die beiden Völkchen hatten sich wieder zu den Sennhütten hinuntergemacht, nur wir oben waren allein in der ganzen Gegend auf weit vorragenderSpitze, entflohn den duftigen Thälern, dem Himmel so nahe! Einstimmig wallte unser Gesang nun zu Ihm empor, und prieß Ihn, der die Sphären ihre ewige Bahn wandeln hieß. Aber sieh da, auch aus der Tiefe tauchten Töne empor, und tief unten aus den Sennhütten hallten Flötenmelodien. Unsere frühern Gäste hatten sich um die Hütte gesammelt, und bliesen uns eine gute Nacht aus ferner Tiefe zu. Erwärmt von dem, nun schon bald verkohlten Feuer und vom edlen Steyerwein, eingehüllt in unsere Mäntel, verstummte nun Einer nach dem Andern und wir schlummerten süß ins Reich der Träume über, bewacht von den lächelnden Sternen. Doch kurz dauerte der süße Schlaf, und nach einigen Stunden weckten uns schon die Führer, wie wir es ihnen geheißen, als sich der erste Streif im Osten zeigte. Neugestärkt sprangen

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