April - September 1961 Felsbilder und -inschriften im Toten Gebirge in Oberösterreich Von Ernst Burgstaller (Linz) Mit einem Geleitwort von Werner Kiesenhofer (Spital am Pyhrn), einem naturkundlichen Beitrag von Wilhelm Fr eh (Linz) und Maßaufnahmen von Ludwig Lauth (Micheldorf) Zum Geleit Noch vor wenigen Jahren war das „Höll"-gebiet eine unberührte Urwaldlandschaft, die, mitten in die Berge des Warscheneckstockes hineingebettet, sich am Fuße des Stubwieswipfels und des Schwarzecks zwischen Schmiedalm und Filzmooseralm erstreckt. Nur selten betritt selbst der Fuß eines Jägers oder Holzknechtes den uralten Steig, der sich unauffällig, an dem tiefschwarzen Wasser der sogenannten „Schwarzlacken" vorbei, durch das mächtige Felssturzgebiet hindurchschlängelt. Unter den großen Felsblöcken, die schier überall den Weg zu sperren scheinen, mag tief unten die „Rollende Lueg" (das ist die in ihrem Oberlauf hier versiegende Teichl) ihren unterirdischen Lauf haben, bis die Wasser im Tale wieder zutage treten. Mächtige Stämme, aus Samenflug erwachsen, Fichten und Lärchen, suc hen mit starken Wurzeln Halt zwischen den Klüften und Felsspalten. Dicke Moospolster, Heidekraut, Heidel- und Preiselbeeren überziehen in großen Flächen die Felsblöcke. Dazwischen sprießt und wurzelt die neue Nadelholzjugend. Das Zentrum des Felssturzgebietes bietet noch heute den Anblick mächtiger Urgewalten und unberührten Bergwaldes. Tritt man jedoch heraus aus diesem letzten Reservat groß artiger Urwaldlandschaft, eröffnet sich eine weite Fläche bis zum sogenannten Schober, wo der Mensch mit Säge und Hacke diesem Bergwald, entgegen allen behördlichen Weisungen und Gesetzen und allen Naturschutzbestrebungen, zu Leibe rückte und hier ein Bild der Zerstörung und Waldverwüstung schuf, wie es eindrucksvoller und erschütternder wohl kaum mehr geboten werden kann. Dieser Kahlschlag, zum Teil auf blankem Fels, als Zeuge eines unseligen materiellen Zeitgeistes, der eine jahrtausendelange Kette der Vegetation und organischen Entwicklung zerstörte, läßt den Beschauer nachdenklich werden über den Wert und Unwert der rasenden Kommerzialisierung und Technisierung unserer Tage und über die Höhe des Fortschrittes unseres nur auf raschen und umfangreichen Gewinn abge stimmten Zeitalters. Und nun dicht neben diesem Bild der Zerstörung Zeugnisse alter menschlicher Kultur und pietätvoller religiöser Erlebnisse!
Oberösterreidiisdie Heimatblätter Mitten im letzten Winkel unberührter Natur dieser Hochalpenlandschaft voller gigantischer Sturzfelsen, im Schnittpunkt der Besitzungen Wurzeralm (K.P.Spital a. F., Nr. 1105), Stubwies (K. P. Gleinkerau 1847) und Österr. Bundesforst (K. P. Spital a. P. 1110), — die beiden letztgenannten Besitzungen sind Landtafelgüter —, fand der heutige Wildmeister Franz Gressenbauer bei Grenzauffrischungsarbeiten eine größere Anzahl alter Felszeich nungen, die an verhältnismäßig geschützten Stellen angebracht waren. Durch Jahre hindurch versuchte Gressenbauer, auch an anderen Stellen des Reviers ähnliche Zeichen zu finden, doch ohne Erfolg. Anläßlich der Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Jahre 1956 wurde die Anregung des Mitarbeiters Franz Gressenbauer auf fachliche Klärung der Felsbilder aufgenommen und Oberrat Dr. habil. Ernst Burgstaller, stellvertr. Leiter des Institutes für Landeskunde von Oberösterreich, mit Brief vom 9. Februar 1958 zur wissenschaftlichen Untersuchung des Fundgebietes eingeladen. Herr Dr. Burgstaller begann gemeinsam mit dem Direktor des oö. Landesmuseums in Linz, Herrn Oberrat Dr. Wilhelm Freh, mit den Forschungsarbeiten, deren erstes Ergebnis nach zäher wissen schaftlicher Kleinarbeit im Gelände und in der Gelehrtenstube nunmehr vorliegt. In dieser Publikation wird zunächst ein umfassender Bericht über die aufgefundenen Zeichnungen und Zeichen gebracht, der jedem Kundigen die hervorragende kultur- und rehgionsgeschichtliche Bedeutung der Funde dartut. Die vorgesehene weitere Auswertung des Fundmaterials wird einen Blick in frühe Kulturverhältnisse eröffnen, uns aber auch durch Vergleiche mit der heutigen volkstümlichen Symbolik und dem Brauchtum unserer bäuerlichen Bevölkerung die erstaunliche Beharrungskraft zeigen, mit der sich oft recht unscheinbare Emzelheiten unserer Volksüberlieferung über Jahrhunderte hinweg bis in unsere Jetztzeit erhielten. Die Zusammenarbeit der Heimatfreunde von Spital a. P. mit den Vertretern der Wissen schaft, unter denen sich auch Herr Hauptlehrer Ludwig Lauth, Micheldorf, verdienstvoll betätigte, war vom Geiste echter Kameradschaft in so vorbildlicher Weise getragen, daß sie mich stets mit freudiger Erinnerung erfüllt und ich allen beteiligten Herren auch für dieses schöne menschliche Erlebnis herzlich danke. Werner Kiesenhofer, Leiter der Arbeits gemeinschaft für Heimatkunde, Spital a. Pyhrn Vorwort Seit Veröffentlichung der berühmten skandinavischen und norditalischen Felsbilder und der Entdeckung ihrer religions- und kulturhistorischen Bedeutung wendet die Forschung allen Funden dieser Art, auch wenn sie nicht in vorgeschichtliche Zeiten zurückreichen, als ein drucksvollen Zeugnissen des Denkens, Wollens und Fühlens vergangener Generationen ihr besonderes Augenmerk zu. In Österreich sind Entdeckungen von Felsbildern und -Inschriften bisher nur in geringem Maße und von zeitlich verschiedener Herkunft gemacht worden^. Um so dringender geboten > G. W. Suppin, Altertümliche Felsritzungen im Salzburgischen. Salzburger Volksblatt, 62. Jg. (1932), Nr. 20. O. Moro, Die Hundskirche bei Kreuzen. Carinthia I, 130. (1940), S. 229 ff. /,onm c loittr E. Burgstaller, Die Traunkirchener Felsinschriften. Oberösterreichische Heimatblätter, 4. Jg. (lObU), ö. iZDti. A. Haberlandt, Zu einigen volkstümlichen Felsritzungen in den österreichischen Alpen. Archaeologia Austriaca 1956 S 239 fF W. Krieg und A. Wolfram, Zeichen und Inschriften in Klammen und Höhlen. Österreichische ^itschrift für Volkskunde, 61. Jg. (19581, 38 ff. (betrifft Nockgasse im Kammergebirge und Kartäuserhöhle bei GamingJ.
Burgstaller: Felsbilder tmd »Inschriften im Toten Gebirge erscheint es daher, der Wissenschaft jenes umfangreiche Fundmaterial sobald wie möglich zugänglichzu machen, das im Laufe der letzten Jahre im Vorgelände des Warschenecks un Toten Gebirge festgestellt und aufgenommen werden konnte. Nach den ersten Zeitungs meldungen durch Außenstehende, die von unseren Arbeiten hörten, und einem von uns selbst der Tagespresse übergebenen Vorbericht veröffentlichen wir hier das Inventar der bisherigen Funde, behalten uns aber vor, deren ausführliche wissenschaftliche Auswertung zugleich mit dem einschlägigen Vergleichsmaterial in einer späteren Publikation vorzulegen. Über die Geschichte der Auffindung der Anlage durch Herrn Wildmeister Franz Gressenbauer, Spital a. F., hat der Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Spital a. F., Herr RevierfÖrster Werner Kiesenhofer, in seinem Vorwort bereits berichtet. Ich selbst wurde im Spätherbst 1957 durch Herrn Hauptlehrer Ludwig Lauth, Micheldorf, auf die Entdeckung der Felsinschriften und -bilder aufmerksam gemacht und mit Brief vom 9. Fe bruar 1958 von Herrn Förster Kiesenhofer genauer über die Lage des Fundplatzes unterrichtet. Da einige der mir von Herrn Kiesenhofer übersandten Nachzeichnungen Ähnlichkeiten mit Wegemarken aufwiesen, wie sie aus den Überlieferungen von Erzsuchern bekannt wurden, und im südlichen Bezirk Kirchdorf, wo die Fundstelle liegt, auch Sagen über die Erz und besondere Gesteine suchenden „Venediger Mandln" aufgezeichnet wurden, ersuchte ich den Geologen und nunmehrigen Direktor des oö. Landesmuseums, Herrn Oberrat Dr. Wilhelm Freh, mich schon bei der ersten Begehung des Geländes zu begleiten. Seither haben wir das Fundgebiet wiederholt untersucht und wurden dabei in liebenswürdiger Weise von den Herren Fr. Gressenbauer und W. Kiesenhofer unterstützt, ohne deren Hilfe wir unsere Aufnahmen nicht in befriedigendem Ausmaß hätten durchführen können. Wir möchten daher nicht versäumen, ihnen auch an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank zu sagen. Nachdrückliche ünterstützung erfuhren wir bei der Aufnahme und Inventarisierung der Felsbilder auch durch Herrn L. Lauth, der mich nicht nur mehrmals im Gelände begleitete, sondern auch die Reinzeichnung der maßgetreuen Aufnahmen übernahm und selbst die Vermessung der Bildflächen auf Felsen XH und XIV durchführte. Außerdem hat Herr L. Lauth in sorgfältiger und zeitraubender Kleinarbeit unsere schriftlichen und zeichnerischen Bestandsaufnahmen an Hand zahlreicher Lichtbilder überprüft und ergänzt. Die Ent deckungen, die er dabei gemacht hat, sind im Text unter Nennung seines Namens vermerkt. Herr Dr. W. Freh hat sich, wie seine Beiträge in diesem Bericht dartun, vor allem der Auf nahme der Situation und der Untersuchung der petrographischen Verhältnisse gewidmet. FÜNDBERICHT Die Fundstelle, das größte bisher in Österreich entdeckte Gelände dieser Art, ist ein in Luftlinienerstreckung ungefähr 500, in Breitenausdehnungetwa 90 Meter großes Felssturzgebiet, das sich im Bereich des zu den nördlichen Kalkalpen gehörigen Toten Gebirges im südlichen Teil des pol. Bezirkes ELirchdorf a. d. Krems in Oberösterreich befindet (Tafel I, 1, 2). Dort liegt in der Nähe des großen Gebirgsstockes des Warschenecks zwischen den steil abfallenden Wänden des Stubwieswipfels und des Schwarzecks in ungefähr 1300 m Höhe, etwa 400 m unterhalb des moorigen Talbodens, den hier der alsbald in Karstformation
oberösterreichische Heimatblätter verschwindende Oberlauf der Teichl bildet, die düstere, von wirr umherliegenden Fels blöcken erfüllte „Höll"^, deren fast schaurig unwirtliches Gelände nur der vielfach gewuridene Saumpfad durchzieht, der die Schmiedalm mit der Schutzhütte „Linzerhaus des Öster reichischen Alpenvereins verbindet. Dieser Weg bildet seit Jahrhunderten auch die Grenze zwischen dem einst dem Stift Spital a. P., jetzt dem österreichischen Staat gehörigen Forst und den Privatforsten. Ein mächtiger, unmittelbar am Weg liegender Felsblock macht mit plner Reihe von deutlichen Eintragungen noch jetzt auf die Grenzstellung des ganzen Ge ländes aufmerksam (siehe unten). Bis zum Kahlschlag des einst sehr dichten Hochwaldbestandes im NW der Höll in den Nach kriegsjahren war der dunkle, einsame Tobel nächst der teichartigen „Schwarzen Lacken dem einstimmigen Zeugnis der Forstbeamten nach der größte und wichtigste Brunftplatz dieses ganzen weiträumigen hirschreichen Jagdgebietes. Die Zugehörigkeit zu dem altehrwürdigen Stift Spital, dessen Gründung in das frühe Mittel alter zurückreicht und das schon durch seine Lage am Pyhrn, einer wichtigen, mindestens seit der Römerzeit benützten Paßstraße, eine beherrschende Stellung einninunt, reiht das Gelände unserer Felsbilder in den Strahlungsbereich dieses bedeutenden kulturellen Zentrums Oberösterreichs ein®. Fundbeschreibung Der Bereich der Höll ist von Hunderten wild durch- und übereinander liegenden Felsblöcken bedeckt, von denen die meisten mit ihren vielfach nach einer Seite mehr oder weniger glatt nnH senkrecht verlaufenden Wänden in gleicher Weise zur Beschriftung eingeladen hätten. Aber nur wenige von ihnen sind, zum Teil wohl auch infolge der eigenartigen, sehr variablen Oberflächenbeschaffenheit des Gesteins (siehe unten), tatsächlich mit Eintragungen versehen, wie zahlreiche, von Fr. Gressenbauer durchgeführte und von uns wiederholte Begehungen von Stein zu Stein dargetan haben. Die Lage aller dieser durch Bilder, Zeichen und In schriften hervorgehobenen Felsen macht eine Planskizze von W. Fr eh (Aufn. 1) ersichtlich. Wie aus dieser Karte entnommen werden kann, liegen die meisten der mit Eintragungen versehenen Felsen in unmittelbarer Nähe rechts und links neben dem Saumpfad, der sich zwischen ihnen hinzieht. Nur einige, meist mit wenigen Signaturen versehene Bildträger liegen etwas weiter abseits und sind dadurch bei der verwirrenden Fülle des verstürzten Gesteins auch schwerer auffindbar. Zum Unterschied von den skandinavischen Felsbildern, die nahezu alle waagrecht liegen, sind hier sämtliche Zeichnungen an senkrechten Wänden oder in Uberhanglage angebracht. Vielfach befinden sich die untersten Zeichen nur wenige Zentimeter über dem heutigen Bodeimiveau. 2 Die in den Kartenblättern 1:25.000 bzw. 75.000 eingetragene Flurbezeichnung „In der Holl" deckt sich ört lich nicht mit dem von der Bevölkerung verwendeten gleichlautenden Flurnamen, der sich auf das von uns beschriebene Felssturzgelände zwischen Stubwieswipfel, Schwarzeck und Schoberstein bezieht. ' Über die Bedeutung dieses Gebietes auch in der Vor- und Frühgeschichte s. u. a. G. Kyrie, Das Altpaläolithikum der Gudenushöhle und der Drachenhöhle in Österreich. Report of XVI. Intern. Geologie^ Congress, Washington 1933/6 (darunter Abs. II. Spital, Warscheneck). Bericht über die im Jahre 1903 in Österreich durchgeführten Arbeiten: J. Straberger und E. Schmidel, Oberösterreich. MAG XXXIV (1904), 35 ff.; E. Schmidel, Ein Fund römischer Denare bei Spital. MZD. 3. F., Bd. 4. (1905), 297 ff.; ders.. Der Schatz römischer Silbermünzen in Spital. Linzer Volksblatt, 1906, Nr. 40.
ca. ^00 Schritte in Richtung WurzerAim WurzerAlm \ \ / ■^\o - / o \r 2n lö. Maßstab t 'KW ,— <a. M 10 .Zß .so.ho .50 . &hrif) VS:r W. Freh Sohmid-Ahn Aufn. 1. Lageplan des Fundgeländes.
Oberösterreidiische Heimatblätter Wegen der wechselvollen Glätte und Härte der Gesteinsoberfläche der einzelnen Felsflächen schwankt die Größe der für die Anbringung der Bilder und Inschriften geeigneten und benützten Flächen in ihrem Ausmaß von oft nur einigen Quadratzentimetern bis zu einer Erstreckung von mehreren Quadratmetern. Ebenso variiert die Zahl der Eintragungen, indem es vorkommt, daß auf ungefähr gleich großen Flächen das eine Mal nur zwei oder drei, das andere Mal an die hundert angebracht sind. Auch die Größe der Zeichen und ihr Abstand voneinander ist verschieden, doch läßt sich erkennen, daß manche Figuren einander unmittelbar zugeordnet sind. Merkbare Unterschiede bestehen hinsichtlich der Ausführung der Zeichen (siehe unten) und ihres Erhaltungszustandes. Der Großteil ist noch klar ausgeprägt und verhältnismäßig leicht abzulesen, zahlreiche sind jedoch infolge großer Abwitterung weniger deutlich erhalten und oft nur bei günstigen Lichtverhältnissen gut zu erkennen, was sich insbesondere bei tief im Schatten liegenden Partien ungünstig auswirkt. Für einige Stellen glaubt man, auch Spuren einer wohl schon frühen „Überarbeitung" beobachten zu können, durch die der einstige dortige Formenbestand mehrfach nur mehr andeutungsweise zu erkennen ist. Eine beträchtliche Hilfe bei der Feststellung der Form der Zeichen, die durch natürliche oder künstliche Einwirkung stark beschädigt sind, boten unsere photographischen Aufnahmen, die bei entsprechender Durchleuchtung und Vergrößerung die Situation vielfach besser und schärfer erkennen lassen, als das Auge sie im Gelände zu erfassen vermag. Wenn Zeich nungen nur mehr schwer sichtbar sind oder wo mitunter Zweifel über die Linie der einzelnen Zeichen und Inschriften auftraten, ist dies in der folgenden Beschreibung vermerkt und in den Plänen durch Punktierung kenntlich gemacht. Bei den photographischen Aufnahmen haben wir im Interesse der Erhaltung des ursprünglichen Fundzustandes bewußt auf das sonst übliche Verfahren verzichtet, zur deutlichen Hervorhebung der Umrisse die Linien der Figuren mit Kreide nachzuzeichnen, doch wurden, um dem Leser das Auffinden der Bilder in den Illustrationen zu erleichtern, auf einigen Wiedergaben die wichtigsten Figuren vom Graphiker Herrn H. E. Baumert in Schwarz nachgezogen. Wir versuchen nun, die einzelnen Fundstellen so genau wie möglich zu beschreiben, wobei wir in der Reihenfolge der Berichterstattung davon absehen, von vornherein eine Wertung der Fundplätze nach ihrer inhaltlichen Bedeutung vorzunehmen, sondern geleiten den Leser nacheinander zu den in der Planskizze angemerkten Stellen, so wie sie in der Natur liegen und von dem kleinen Pfad aus erreicht werden können. In der Beschreibung der schriftartigen Zeichen, denen man allenthalben begegnet, vermeiden wir es, diese mit den in der Runen- oder Symbolkunde üblichen Namen zu benennen, sondern beschreiben meist auch diese Figuren näher, um jedwedem Mißverständnis, das sich aus einer typisierenden Nomenklatur ergeben könnte, zu begegnen. Bildfelsen I. (Durchkriechstein) Biegen wir von dem Pfad Schmiedalm—„Linzerhaus" an der in der Planskizze bezeichneten Stelle links ab, so erreichen wir nach ungefähr 20 Metern eine parallel zum Pfad ziehende senkrechte Felswand, an die ein verstürzter Felsblock schräg so gelehnt ist, daß ein 240 cm breiter, 300 cm hoher Eingang zu einem 440 cm langen Schluff entstand (Tafell, II, Sff.).
4-7c Aufn. 2. Bildfelsen I, Durchkriechstein. ritzung: ein 60 cm hohes, 10 cm breites mehrgeschossiges, mit einem durch eine senkrechte Firstsäule gestützten Satteldach ausgestattetes turmartiges Gebäude, in das ein bis zur Höhe des Dachgeschosses reichendes Männchen mit gesenkten Armen in linearer Zeichnung eingeritzt ist (Aufn. 2, Tafel II, 6). Die Formgebung des Turmes erinnert in ihrer inneren
Oberösterreidiische Heimatblätter Gliederung an eine Variante des auch in Oberösterreich üblichen frühlinghaften Hüpfspieles der Kinder, das hier unter dem Namen „Tempelhüpfen" bekannt ist*. Die rechte Seite des Turmdaches ist durch eine tiefe Furche nach oben zu verlängert und kreuzt sich etwa 20 cm über der Turmspitze mit einer von links kommenden Linie. Links vom Turm sieht man ein trapezartiges Zeichen, in dem und neben dem einige kleine runde Vertiefungen liegen und eine liegende Raute®. Rechts vom Turm verlaufen zahlreiche Linien, aus denen sich mit einiger Deutlichkeit zwei Zeichen, bestehend aus einem sich kreuzenden Winkelpaar (mit oben abgeschränkten Enden) in der Art der bekannten Giebelzierden in Form gekreuzter Pferdeköpfe und einem spitzen, von einem senkrecht durchgezogenen Strich gebildeten Winkel der mit seiner Spitze zum Eingang des Durchlasses weist, abheben. Durchqueren wir in gebückter Haltung den Gang, sehen wir unmittelbar nach dessen engster Stelle, wieder an der linken Felswand, in einer dachartig ausgenommenen flachen Nische von 40 cm Höhe die Strichritzung von drei Männchen, die in ihrer Ausführung der in den Turm eingezeichneten Figur gleichen (Aufn. 2). Die drei Gestalten unterscheiden sich sowohl in ihrer Größe wie in Arm- und Beinstellung voneinander: das erste, linke Männchen weist eine Größe von 20 cm auf, hat die Arme erhoben und dann in auffallender Weise wieder nach unten zu abgewinkelt und die lan gen Beine ziemlich eng beisammen. Die neben dieser Figur stehende Gestalt hat gesenkte Arme und weit auseinander gespreizte Beine (untere Entfernung 9 cm). Zwischen den Füßen dieser Figur beflndet sich der Kopf einer dritten, 19 cm großen menschlichen Gestalt mit gesenkten Armen. Links von dieser letzten Figur erkennt man die Linien eines 11 cm großen schräg hegenden Balkenkreuzes (Länge des Querbalkens 5 cm). Unmittelbar links neben der Kartusche mit den drei Männchen stellte Herr Hauptlehrer Lauth einen schriftzeichenartigen Haken fest. In 70 cm Entfernung von der Figurengruppe ist, 11 cm groß, das Zeichen ^IIIE und 17 cm darunter eine Doppelreihe von acht Punkten von 10 cm Höhe angebracht. In einiger Entfernung findet sich rechts davon eine 10 cm große Darstellung eines Baumes mit mehreren aufwärts gerichteten Astpaaren und einer kreuzförmigen Wipfelbekrönung. Unterhalb dieses Bäumchens sieht man einen kleinen Sechsstern. Bildfelsen II Kehren wir zu dem Pfad zurück, so geleitet uns dieser alsbald zu einem senkrecht zum Weg ziehenden Felsblock, dessen tief im Schatten liegende Wand in einem Ausmaß von 50 x80 cm als Bildgrund benützt ist (Aufn. 3). Unter den noch erkennbaren Eintragungen älteren * Auf meine bei einer gemeinsamen Begehung geäußerte Bemerkimg, daß das Liniengefüge des „Turmes" den Spielfeldern der Kinderhüpfspiele gleiche, teilte Herr Wildmeister Gressenbauer mit, daß seine Groß mutter diese Spiele als „Leben und Tod" bezeichnet und wiederholt gesagt habe, daß mit dem Spiel eine „Gfäh(r)" verbunden wäre, das heißt eine Bedrohung durch die Wirksamkeit von außermenschlichen Kräften. Über die historische Tiefe und weiträumige Verbreitung dieser Spiele s. Jan de Vries, Untersuchungen über das Hüpfspiel. Kinderspiel-Kulttanz. FFG 173. Helsinki 1957. ® Die zuletzt genannten Zeichen wurden, wie Herr L. Lauth mit Brief vom 17. 9. 1960 mitteilt, von ihm im Sommer 1960 entdeckt und konnten bei der Drucklegung der Maßzeichmmg nicht mehr berücksichtigt werden.
Burgstaller: Felsbilder und =inschriften im Toten Gebirge Ursprungs (die Bildfläche weist auch mehrere ersichtlich junge Einritzungen von Initialen von Wanderern auf) sehen wir von links nach rechts ein 9 cm großes gleichseitiges Dreieck und 9 cm davon entfernt eine Art Kreuz (Dreisproß?) mit 18 cm hohem Schaft und gleich langen, nach beiden Seiten leicht aufwärts gebogenen Kreuzbalken. 21 cm davon weiter rechts folgt ein geschäftetes Dreieck mit Basis von 13 cm, dessen Schaft wurzelartig in einem 5 cm hohen Dreisproß endet. Zwischen den beiden Figuren liegt rechts unten neben der ersten ein 3 cm großes Und- oder Rechtkreuz und links oberhalb des Dreieckes ein zweites, kleines gleichseitiges Dreieck (4 cm), das auf einem gleichzeitig seine Höhenlinie bildenden 14 cm hohen Schaft ruht. Rechts neben dem großen Dreieck mit dem als Dreisproß gebil deten Schaft findet sich ein 20 cm hohes Zeichen, das aus zwei übereinander angeordneten Ns Aufn, 3. Bildfelsen II. Figuren besteht, von denen die obere einen langgezogenen Rhombus, die untere ein Dreieck (mit der Spitze nach unten) bildet. Zwei seitliche Begrenzungslinien und eine Höhenlinie verbinden diese beiden Figuren zu einem einheitlichen Zeichen (Tafel II, 7). Links oberhalb dieser Doppelfigur liegt ein etwa 8 cm großes Malzeichen; auf dem Kreuzungspunkt seiner Schenkel sitzt eine kleine Pfeilspitze auf. Undeutlich erkennbar sind eine längere Linie über dem Doppelzeichen, in die zur Markierung von Anfang, Mitte und Ende der Linie kleine Querstriche eingesetzt sind, und eine hakenförmige Figur unterhalb des Doppelzeichens. Bildfelsen m Nur wenige Schritte gegenüber Felsen II liegt, ebenfalls im feuchten Schattengelände, der in rechtem Winkel zu diesem ziehende Felsen HI, dessen kleine Bildwand außer einigen offensichtlich in jüngerer Zeit eingetragenen Initialen von Grenzgehern oder Wanderern
Oberösterreichische Heimatblätter ein 15 cm großes lateinisches M aufweist, dessen rechter Holm nach den gründlichen Unter suchungen der photographischen Aufnahmen durch Herrn Lauth aus einem nach oben gerichteten Dreisproß besteht und auf einem halbkreisförmigen Fundament ruht (Aufn. 4). Die beiden Holme sind in verschiedener Technik gearbeitet, indem der linke scharf und schmal geritzt, der rechte breit eingeschlagen ist. In der Abwinkelung des M sitzt ein kleines Zeichen in Form eines schräg nach links unten gerichteten, breit eingeschlagenen Dreisprosses. Unter dem rechten Holm und seitlich von diesem befinden sich drei kleine Und-Kreuze. Links neben dem großen Buchstaben liegt ein kleines M. Oberhalb der beiden Holme des großen Buchstabens erkennt man zwei 7 cm große pfeilartige Zeichen, das linke mit nach oben abgewinkelten Armen. Rechts von den Pfeilen ist ein kleiner Längsbalken sichtbar. M ^>4^+^- Aufn. 4. Bildfelsen III. dessen vorderes Ende durch einen Querstrich, das rückwärtige durch ein Mal-Zeichen markiert ist, rechts darüber liegt ein größeres Und-Kreuz. 15 cm von dem rechten Holm des großen M entfernt findet sich unter einem lateinischen L ein weiteres Und-Kreuz, das auf einem aus zwei Doppelstrichen bestehenden boot- oder schaffartigen Postament ruht, dessen rechte Seiten wand von einem offensichtlich älteren, in der Technik des rechten Holmes des M und des diesem Buchstaben aufsitzenden Dreisprosses durch eine breit einge schlagene, steil nach aufwärts gezogene Linie mit einem kleinen Seitensproß gebildet wird. Die ganze Bildfläche des Felsens III weist beträchtliche Zerstörungen auf, die wohl zum größten Teil durch den Verwitterungsprozeß der Gesteinsoberfläche hervorgerufen wurden, von dem vor allem die unteren Partien erfaßt sind. BUdfelsen IV Mit etwa 20 Schritten erreichen wir wieder den Pfad und treffen dort auf den links am Weg liegenden Felsen IV, dessen tief eingezogene überhängende Wand in einer Erstreckung von zirka 100 X140 rm mit Eintragungen versehen ist (Aufn. 5). Nahezu sämtliche Ritzungen
Burgstaller: Felsbilder und =insdiriften im Toten Gebirge liegen zwar rund 50 bis 60 cm über dem heutigen Niveau, jedoch so tief im Überhang, daß ihre Hersteller, wenn mit der jetzigen Niveauhöhe des Bodens gerechnet wird, sie nur in liegender Haltung anbringen konnten. Abgesehen von dem ersichtlich jungen Vermerk + r^ Aufn. 5. Bildfelsen IV (Teilaufnahme). „WIKI 19. ." und anderen Initialen sowie zahlreichen punktartigen (einmal im Quadrat, einmal in leiterförmiger Doppelreihe angeordneten) Vertiefungen, zeigt die Wand von links nach rechts folgende Zeichen und Bilder: eine schematische menschliche Gestalt auf einem hirschartigen Reittier (10 cm)® und einen nach unten gewölbten geschäfteten Bogen (15 cm). • Die stark abgewitterte Figur dieses Reiters wie die des im folgenden genannten Dreisprosses zeichneten sich zwar bereits auf unseren Lichtbildern ab, wurden von Herrn L. Lauth in der Natur aber erst nach Abschluß der Druckvorbereitungen verifiziert, weshalb sie in der Maßaufnahme noch fehlen. Wir geben das Bild des Reiters nachstehend nach einer Umzeichnung nach unserem Lichtbild durch Herrn Lauth wieder.
Oberösterreichische Heimatblätter Etwa 100 cm oberhalb des Reiters befindet sich ein nach unten gerichteter Dreisproß, unter halb des Wortes „WIKI" ein gleiches, aber nach oben gerichtetes Zeichen. Dem geschäfteten Bogen folgt nach rechts ein ellipsenförmiger Bogen von 10 cm Breite und 15 cm Länge, an dessen Schaft, der den Bogen durchstößt, rechts seitlich ein kleiner Fuß angesetzt ist; 15 cm davon entfernt liegen ein kleines Kreuzchen und, neben diesem, die 7 cm großen schriftartigen Zeichen . 50 cm weiter rechts sieht man zwei schräg liegende Bogen, von denen der äußere, mit nach unten gekehrtem Halbrund, 30 cm hoch und 12 cm breit, sehr kräftig und sorgfältig (mit breiter Schaftrinne) ausgeführt ist, während der zweite aus zwei mit der Grundlinie aneinander stoßenden Dreiecken besteht und dadurch dem bei der Schilderung des Bildinhaltes von Felsen II beschriebenen Doppelzeichen ähnelt. Links neben diesem Zeichen ist der Schaft einer dritten Figur erkennbar, die, worauf Herr Lauth aufmerksam machte, von einer stark abgewitterten Scheibe bekrönt ist. Zwischen dem Schaft der Scheibe und dem Doppelzeichen scheint sich ein beide Linien berührendes flaches Mal-Zeichen zu spannen. Unmittelbar links davon verläuft eine kleine Zickzacklinie. 15 bis 20 cm oberhalb dieser Figurenreihe liegen zahlreiche verhältnismäßig schwer erkenn bare lineare Zeichnungen, u. a. bestehend aus hochgezogenen Malzeichen, Kreuzen und Winkeln. Bildfelsen V Folgt man dem vielfach gewundenen Pfad weiter, steht man nach 60 Schritten vor dem niedrigen Felsen V, dessen ungefähr 120x150 cm große Bildfläche parallel zum Weg verläuft. Größere Teile der Wand sind mit dichtem Moos-, Gras- und Farnbestand bedeckt, unter dem vielleicht noch einige Ritzzeichnungen verborgen liegen, während andere, stark abgewittert, manchmal nur mehr in kleinen Resten oder in undeutlichem Verlauf er halten geblieben sind (Aufn. 6, Tafel HI, 9 — 11). Wieder liegt das unterste Zeichen unmittelbar über dem heutigen Bodenniveau: ein mit flachen Schlägen mit einem stumpfen Werkzeug eingeschlagenes, bei günstigen Lichtver hältnissen trotz sehr weit fortgeschrittener Abwitterung in seinen Umrissen gut erkenn bares, großes vierbeiniges Tier mit weit ausladendem, gebogenem Gehörn (5 bzw. 6 cm) und langem Schwanz, das den Eindruck des Abbildes eines urhaften Rindes erweckt. Ein zweites, gleichartiges Tierbild liegt rechts über diesem 20 cm über dem Niveau. Über diesem zweiten Tier sehen wir eine sich in ihren Konturen nur sehr schwach abzeichnende 12 cm lange, zwölfsprossige liegende Leiter, neben dieser eine 6 cm hohe Raute mit kreuzförmiger Betonung der Mitte. Neben dieser Raute befindet sich rechts und links je ein kleiner Rhombus. Die rechten Seiten des linken Rhombus sind malzeichenartig gekreuzt, während ein selb ständiges Malzeichen zwischen der Raute und dem rechten Rhombus angebracht ist. Links neben der liegenden Leiter kann man mit Mühe ein halbkreisförmiges Zeichen aus nehmen, in dessen Halbrund zwei Malzeichen eingeritzt sind. Seitlich davon liegt ein 5x5 cm großes, in neun Felder geteiltes Schachbrett. Über dieser Gruppe erhebt sich ganz links die Wiedergabe eines „Steigbaumes" mit zwei Ästen links und drei rechts des Stammes und, in unmittelbarer Nähe dieses Bildes, die Zeichnung von zwei Mühlespielen (Tafel HI, 9—11), von denen das kleinere (10x11 cm) aus drei, das größere (15x18 cm) aus vier konzentrischen Quadraten besteht, die in der für das Mühlespiel üblichen Weise durch vier
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Oberösterreidiisdie Heimatblätter Querstriche miteinander verbunden sind, die von der jeweiligen äußeren Seitenmitte zum innersten Quadrat fuhren. Uber dem kleineren Spielfeld steht eine leicht nach rechts ge krümmte siebensprossige Leiter, eine zweite (9 cm), ebenfalls siebensprossig®^ verläuft parallel zu dieser zwischen den beiden Spielen. Oberhalb der beiden Leitern liegen, wie Herr Lauth feststellte, ein nur mehr andeutungsweise erkennbarer Sechsstern und eine kreisförmige Figur. Rechts vom großen Spielfeld sehen wir unterhalb eines Und-Kreuzes eine große Raute (14 cm), deren Stamm einige aufwärts gerichtete Äste aufweist. An seinem Fuß liegen drei näpfchenartige Vertiefungen und ein „Steigbaum" mit waagrechten Sprossen. Am Fuß dieses letzteren Zeichens befinden sich die schon oben genannte Raute mit kreuz förmiger Betonung des Mittelpunktes und die sie umgebenden Rhomben und Malzeichen. In einiger Höhe über den beiden Müblespielen ist ein weiteres Figürchen aus drei konzen trischen, miteinander aber nicht durch Querstriche verbundenen Quadraten zu erken nen; etwas darüber liegen ein kleines Und-Kreuz und ein Quadrat. Am linken Bildrand fallen in einigem Abstand voneinander zwei hausmarkenähnliche Zeichen (2 bzw. 4 cm) in gegengleicher Ausführung (Aufn. 6) auf. Rechts neben dem großen Mühlespiel liegen am rechten Bildrand weitere Zeichen (Tafel III, 10): Wir erkennen zunächst (als unterstes Zeichen) eine Raute mit punktförmiger Betonung der Mitte (8 cm) und darüber eine solche mit Diagonalen und Schaft (15 cm). Links von diesen Zeichen findet sich die Wiedergabe von drei gleichartigen übereinander angeordneten Tierköpfen, Bärenschädeln, mit deutlich ausgeprägten Augen und Rachen. Der Unterkiefer des unteren Schädels sitzt auf einem Schaft oder Dorn auf. Oberhalb der Bärenhäupter sieht man ein nach links schreitendes Paar menschlicher Beine (mit abgewinkelten Füßen, siehe Fels XII A), das oben mit einem Halbbogen verbunden ist. Zu bemerken ist, daß gerade diese Partien des Felsens eine womöglich schon frühe „Überarbeitung" erfahren haben und sich unter der Moos- und Flechtendecke wahrscheinlich noch weitere Zeichen verbergen. Bildfelsen VI Unter niedergebrochenen, halb liegenden Baumstämmen hindurch und über Schuttkegel abgebröckelten Gesteins und von vermorschendem Holz überlagerte Felsblöcke hinweg gelangt man zu Felsen VI, dessen vertikale, stark poröse Wand senkrecht zum Verlauf des Weges zieht (Aufn. 7). Der weit ausladende, rund 15 m lange Felsblock birgt nur wenige Zeichen, von denen das unterste, eine aus fünf konzentrischen Quadraten bestehende Figur, 60 cm über dem Boden liegt. Im Zentrum dieses 16x16 cm großen Spielfeldes, das keine verbindenden Querstriche aufweist, scheint ein kreisförmiges (mit Strahlen versehenes?) Zeichen angebracht zu sein. Unmittelbar über dem Spielfeld liegt ein kleines Malzeichen; links von der „Mühle" erkennen wir die stark abgewitterten Konturen einer 15 cm hohen Leiter. 17 cm über dem Spielfeld sieht man nebeneinander liegend ein gleichseitiges Dreieck (5 cm) auf 4 cm langem Schaft und eine große Raute (mit Mittelpunkt), deren untere Seitenenden sich kreuzen. Oberhalb dieser Raute liegt eine kleinere zweite, deren obere Enden kreuzförmig verschränkt sind. Den Raum zwischen dieser Raute und dem Dreieck füllen ein kleines Und-Kreuz und eine näpfchenartige Vertiefung. Beide Leitern sind in Maßaufnahme 6 irrtümlich als achtsprossig eingetragen.
Aufn. 7. Bildfelsen VI. Bildfelsen VII (Markierungsfelsen) Von Felsen V gelangen wir, dem Pfad folgend, nach zirka 20 Schritten zu dem schon eingangs erwähnten Markierungsfelsen, dessen Wand teilweise mit weißer Ölfarbe überstrichen ist (Aufn. 8, Tafel 111,12). Eindrucksvoll heben sich aufdem weißen Grund die rot nachgezogenen, tief in den Stein gegrabenen Ziffern mehrerer Jahreszahlen ab, die offenbar den Zeitpunkt einstiger Grenzbegehungen festhalten. Wir lesen die untereinander angeordneten Jahres zahlen 1774, 1686, 1740, 1764 und, etwas abseits davon, neben einem sehr sorgfältig gear beiteten 18 cm großen Kreuz, die Jahreszahl 1935, die Herr Gressenbauer anläßlich seiner Einführung in das Revier seinerzeit eingetragen hat. Daß ein so in die Augen springender Felsen auch manchen Wanderer veranlaßte, seine Initialen (zum Beispiel „H. W."), begleitet von mehr oder weniger deutlichen Zeichen, hier einzutragen, ist leicht verständlich, doch läßt sich auch unschwer erkennen, daß sich unter dem Überzug mit der Ölfarbe (und an einigen von der Farbe nicht berührten Partien des Felsens) auch eine größere Zahl von ersichtlich älteren Eintragungen abheben, unter denen man, außer mehreren anscheinend willkürlich angebrachten punktartigen Vertie fungen, Kreuze und Malzeichen verschiedener Größe sowie aufrechte und liegende Rauten mit Diagonallinien ausnehmen kann. Oberhalb der obersten Jahreszahl ist ein großes lateinisches M eingetragen.
AI 1774 /|6 86 1740 1p35 1764 +0 Aufn. 8. Bildfelsen VII, Markierungsfelsen. Bildfelsen VIII 15 Meter vom Markierungsfelsen entfernt liegt links vom Weg die große schattige Wand des Felsens VIII, von der eine Fläche von 80 x80 cm als Bildgrund benützt wurde (Aufn. 9). Die Zeichen liegen unter einer Galerie von Initialen (wie „L.W."; „KERN"; „T.P." usw.) in zwei übereinander angeordneten Gruppen, von denen sich die erste 60 cm über dem Niveau befindet und neben einem 5 cm großen Malzeichen das Christogramm (IHS) in 8 cm hohen und zusammen 10 cm breiten Buchstaben und, 10 cm links, die angefangene Ritzung eines zweiten, gleichen Zeichens enthält. Die zweite Gruppe liegt durchschnittlich 25 cm höher als die erste. Zwischen beiden liegt ein Rechteck, an das links ein zweites schmä leres Rechteck mit einem kleinen seitlichen Ansatz angefügt ist. T.inks neben dem Rechteck liegt ein kleines M. Die zweite Gruppe von Eintragungen umfaßt (wohl als Rudiment eines Christogrammes) ein großes lateinisches H mit einem auf dem Querbalken des Buchstabens aufgesetzten Kreuzchen, ferner ein kleines Kreuz und, in Entfernung von 35 cm, eine 12 X 7 cm große rechteckige Kartusche, in die in zarter, sicher relativ später Umrißzeichnung ein Jagdhorn geritzt ist. Parallel zur oberen Seite der Kartusche zieht eine sehr stark abge witterte Linie, der an ihrem rechten Ende zwei bogenförmige gekrümmte Rillen aufgesetzt sind. Links oberhalb der Kartusche liegt ein kleines Malzeichen und am äußersten Bildrand ein gekreuztes Winkelpaar. An die rechte Seite schließen ein 7 cm hohes lateinisches A mit
Burgstaller: Felsbilder und =inschriften im Toten Gebirge abgewinkeltem Balken und, 20 cm davon entfernt, ein 18 cm großes, sehr sorgfaltig ausge führtes Christogramm an mit auf das H gesetztem Kreuz, den drei Nägeln und einem darunter gesetzten Bäumchen. Rechts von diesem Heilszeichen findet sich ein Malkreuz mit abgej) itis - ifc Aufn. 9. Bildfelsen VIII. winkelten Enden, wobei die linke Abschrägung eckig, die rechte halbrund gezeichnet ist. In einiger Entfernung folgt ein lateinisches M über der Umrißzeichnung eines Rechteckes. Oberhalb des großen Christogrammes liegt, durch die Eintragung der Buchstaben zum Namen KERN fast zerstört, der Umriß einer Raute. Bildfelsen IX Folgt man wieder dem Saumweg, so führt er nach ungefähr 80 Schritten zu dem langen, in unterschiedlicher Höhe parallel zum Pfad sich hinziehenden Felsen IX, der, bedingt durch seine abwechslungsreiche Oberflächengestaltung, in jeweils 60 bis 80 cm Höhe über dem Niveau melrrere verhältnismäßig weit voneinander entfernte Gruppen von Eintragungen
Oberösterreichische Heimatblätter enthält (Aufn. 10). Außer sehr kräftig angebrachten Initialen und Jahreszahlen, wie „P. P. 1. 8. 1819"; „D. R. 1901"; „I. G. 1910"; „E I K 17. 9. 1944"; „F. D. 1954"; „W. F. 1955"; „W. F. 1957"; „F. G. 1959" usw., die manchmal mitten in ältere Zeichen hineingesetzt sind, lassen sich der Reihe nach von links nach rechts mit einiger Klarheit erkennen: ein schräg liegender Rhombus mit Diagonalen (19x10 cm), daneben ein Rhomboid mit Diagonalen (16x8 cm) und ein nach oben gerundeter geschäfteter Bogen (10 cm Höhe, 6 cm Breite). 5 cm darüber nimmt man die Andeutung einer Raute aus und über dieser, in die rechte Seite eines Dreiecks (von 18 cm Basis, 8 cm Höhe) eingeschlagen, einen Sechsstern mit durch schnittlicher Strahlenlänge von 5 cm. In geringer Entfernung vom geschäfteten Bogen lassen sich Spuren einer schräg liegenden, 11 bis 12 cm langen Leiter erkennen. 20 cm weiter rechts schließt an diese Gruppe eine Reihe von Zeichen an, deren unterstes in einem Rechteck (10x6 cm) mit Unterteilungslinien besteht, daneben liegt ein kleines Rechteck mit Diagonalen (6 cm) und über dem Rechteck eine 10 cm hohe Doppelaxt (?) von 9 cm Breite. Links seitlich darüber befindet sich ein Kreuz mit dreifacher Stammlinie. 20 cm davon entfernt sieht man einen senkrechten Rhombus mit Diagonalen (7 cm), die über die Ecken der Figur hinausgehen, und ein spiegelverkehrtes IHS von 7 cm Breite und 11 cm Höhe, unter dessen H (wohl im Mißverstehen der dem Zeichner noch nicht vertrauten Form des Sinnbildes) statt des sonst üblichen Herzens mit den drei Nägeln ein Malzeichen mit darunter gesetzter Pfeilspitze steht (Tafel IV, 13). Oberhalb des I liegt ein kleiner nach oben gerundeter Bogen mit eingezogener Sehne. Rechts davon verlaufen verschiedene verschränkte Linien. Ungefähr 30 cm weiter nach rechts folgt die Wiedergabe einer 7 cm hohen Leiter. Über dieser lesen wir ein 6 cm hohes, 10 cm breites lateinisches Wund, wieder über diesem, ein 5 cm breites, 7 cm hohes lateinisches A mit abgewinkeltem Balken. Nach mehr als 300 cm Entfernung folgt die nächste Gruppe von Zeichen, die zum Teil durch die oben erwähnten Datums- und Initialeneintragungen überarbeitet und beschädigt wurden. Unter einer 15 bis 20 cm breiten, ungefähr scheibenförmigen Vertiefung (künst lich? vielleicht durch Ausbrechen des Gesteins bei Anbringung eines Zeichens entstanden?) zeichnet sich zunächst eine 18 cm lange, in ihrem oberen Teil nach links gebogene siebensprossige Leiter ab, die sich zu einer Bruchlinie im Gestein neigt, welche ehemals eine halbkreisförmige Figur getragen haben dürfte. Möglicherweise sind die schwach erkennbaren Rillen (mit kleinen Strahlen an der Außenseite), die sich am oberen und rechten Rand der Bruchstelle abzeichnen, noch Reste dieser Figur. Neben der gekrümmten Leiter liegt, als Zentralfigur der ganzen Bildwand, ein eigenartiges, sehr sorgfältig gezeichnetes, tief eingefurchtes Dreieck von 26 cm Basis und 21 cm Höhe, das durch drei senkrechte und zwei waagrechte Rillen in mehrere Felder unterteilt ist (Ta fel IV, 14)'^. Eine neben der rechten Seite des Dreiecks verlaufende (kürzere) Kerbe deutet vielleicht an, daß der Zeichner vorerst an dieser Stelle zur Ausführung des Dreiecks ansetzte. Bemerkenswert ist, daß die linke Seite des dachförmigen Dreiecks mit neun, die rechte mit drei je 2 bis 3 cm hohen Strahlen geschmückt ist. Eine dünne Linie scheint die Strahlen der linken Seite miteinander zu verbinden und erweckt so den Eindruck, als ob dadurch eine ' Die Grundform des Dreieckes gleicht den Linien eines heute vergessenen Brettspieles, das bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts unter dem Namen „Ganspratzerlspiel" in der unmittelbaren Umgebung von Linz bekannt war (freundl. Mitteilimg von Herrn Museumsdirektor Dr. W. Freh).
Burgstaller: Felsbilder und Umschriften im Toten Gebirge auf einem Sparrengefüge auflastende Dachdecke dargestellt werden sollte. Wie Herr L. Lauth feststellte, verläuft links, parallel mit der obersten Querrille des Dreieckes, der Ansatz zur linearen Darstellung einer nach abwärts führenden dreistufigen Treppe. Rechts neben dem Dreieck liegt ein 15 cm hoher, nach rechts abgewinkelter Haken und seitlich darüber die (außer in Verbindung mit dem Ghristogramm auf den Felsen sonst nicht vorkommende) Darstellung eines Herzens (5 cm). Die sehr kräftige, weniger intensiv abgewitterte Zeichnung dieser Figur macht den Eindruck, daß sie relativ jung ist. Ebenso ist ein unmittelbar über der Giebelspitze des Dreieckes sehr flach und unsauber eingeritztes Drudenkreuz sicherlich jungen Ursprungs; die Rillen tragen noch die gelbliche Farbe frisch aufgerissenen Gesteins ohne jegliche Spuren der Vernarbung. Über dem großen Dreieck und links von ihm ver laufen weitere Linien älterer Eintragungen, von denen sich jedoch nur mehr ein um 90® nach rechts gedrehtes lateinisches M, das von einem liegenden Haken durchkreuzt wird, mit einiger Klarheit lesen läßt. (Die zuletzt genannten Zeichen sind nicht in der Maß aufnahme) . Rechts unter dem großen Dreieck sieht man ein unregelmäßiges Viereck (Basis 25, Höhe 20 cm) mit 4 Querrillen, in das, offenbar von späterer Hand, unbekümmert um die vorge zeichneten Linien der Rillen, „N 5. 45" (vielleicht eine Erinnerung an einen Aufenthalt im Mai 1945) gesetzt ist. Rechts neben dem Trapez liegt, in gleicher Höhe mit diesem, eine mehrästige, in einem kleinen Kreuz wurzelnde und mit einem Wipfelkreuz endende baumartige Figur. Zwischen dieser Gruppe und den 40 cm weiter rechts folgenden Zeichen lesen wir die schon angeführte, bis jetzt früheste Datumseintragung in Verbindung mit Initialen in schön ausge führten Buchstaben und Ziffern: „P. P. 1. 8. 1819". Den nächsten Komplex von Eintragungen leitet ein 5 cm hohes Kreuz ein, dessen gleich lange Balkenenden mit je einem Querstrich durchkreuzt sind. Neben ihm hebt sich eine tief eingravierte, 24cm lange, siebensprossige senkrechte Leiter ab. Unterhalb der Leiter liegt ein Mal-Zeichen mit oben verbundenen Holmen, eine Raute (10 cm) und ein neuerliches spiegel verkehrtes Ghristogramm (19 bzw. 14 cm), diesmal jedoch mit deutlicher Ausführung eines unter das H gesetzten Herzens. Den Abschluß der Gruppe bildet ein zweites Balkenkreuz (7 cm) mit Querstrichen an den Enden. Wo nach ungefähr 500 cm Entfernung hievon der Felsen jäh und steil die Richtung ändert und in einem Winkel von 90® abbiegt, liegt seine letzte, 30x50 cm große Bildfläche, aus der sich trotz weit fortgeschrittener Abwitterung und Bedeckung mit kleinsten Moosen bei günstigen Lichtverhältnissen 100 cm über dem Niveau die schräg nach aufwärts ziehenden Linien der Wiedergabe eines 21 cm langen, mit mächtigen gebogenen Hörnern ausgestatteten steinbockartigen Tieres erkennen lassen. Hörner, Haupt, Bart und Beine des stehend darge stellten Tieres sind klar ausgeprägt. Dieses Tier ist in eine (ältere?) Schleife so hineinge zeichnet, daß deren einer Ast mit dem Tierkörper parallel läuft und in die Rundung der Schleife das Gehörn des Tieres hineingepaßt ist. Die Technik der Ausführung von Schleife und Tierkörper unterscheidet sich etwas voneinander, so daß die beiden Figuren kaum als zeitgleich anzusehen sind. Über diesen, den Tierkörper in einer Doppellinie wieder gebenden Figuren liegt ein 7 cm großes lateinisches W und 15 cm über diesem das Bild eines zweiten Tieres, dessen linear-stilisierte Wiedergabe des Leibes und der Beine jedoch nur
Oberösterreichische Heimatblätter bei besonders günstiger Beleuchtung sichtbar ist. Das Haupt des Tieres konnte bisher nicht festgestellt werden.® Bildfelsen X Wo links neben dem Weg Felsen IX ansetzt, können wir bei Überqueren des Pfades rechts, hinweg über Felsengewirr, Gestrüpp und vermodertes Holz, in etwa 80 Schritten zu dem mächtigen, parallel zum Weg ziehenden Felsen X gelangen, dessen Wand nur zwei ver einzelte Eintragungen aufweist: ein in 100 cm über dem Niveau angebrachtes, 10 cm hohes Malzeichen und 100 cm rechts davon entfernt die Holme einer 30 cm hohen Leiter, deren (12?) Sprossen in Andeutung zu erkennen sind. Bildfelsen XI In südlicher Richtung vom Eckpunkt des Felsens IX, der das Bild des Steinbockes trägt, erreicht man nach ungefähr 50 Schritten den von Gestrüpp umgebenen ovalen Felsblock XI, der knapp oberhalb der Senke liegt, die den ganzen Tobel der Holl von den Hügeln trennt, die zu dem hochgelegenen Plateau nächst des oberen Teichltales hinanführen. Die nach Westen gekehrte, stark verwitterte, poröse Wand des Felsens trägt in einer (natür lichen?) an die Ausnehmung für die drei menschlichen Figuren auf Felsen I erinnernden Nische von 28 cm Durchmesser die Wiedergabe eines Liniengefüges, das dem bekannten Brettspiel „Fuchs und Henne" und im weiteren einer in Oberösterreich sehr verbreiteten Variante des Kinder-Hüpfspieles „Tempelhüpfen" (in dieser Form meist „Himmel und Hölle" genannt) gleicht (Aufn. 11). Die Figur besteht aus einem 18 cm breiten, 20 cm hohen Aufn. 11. Bildfelsen XI. Kreuz, dessen Schaft durch zwei Mittellinien in drei Felder geteilt ist, während die Balken in je 6 Felder gegliedert sind. Eine Unregelmäßigkeit bilden zusätzliche Felder amunteren Teil des senkrechten Balkens. Die Linien der Zeichnung sind wie die der großen Schlaufe bzw. des Steinbockes auf Felsen IX dünn und scharf gezogen und in gleichem Abwitterungszustand. Eigenartigerweise zeigen sowohl unsere Schwarz-Weiß- wie unsere Farbaufnahmen über dem Körper des Steinbockes ein gleichseitiges doppelwandiges Dreieck, doch ist der Verlauf der Linien dieser Figur in der Natur infolge großer Abwitterung kaum auszunehmen. Deshalb wurde sie auch in der Anlage der Maßauf nahme nicht berücksichtigt.
Burgstaller: Felsbilder und =inschriften im Toten Gebirge Neben dem Spielfeld liegen zwei tief eingeschlagene senkrechte Rillen, die möglicherweise davon herrühren, daß hier eine Leiterdarstellung angebracht werden sollte. Rechts oben, seitlich des Endes des äußeren Holmes, glaubt man, die sehr stark verwitterten Linien eines Sechssternes erkennen zu können, der einem Kreis eingeschrieben ist. Bildfelsen XII Bei Felsen XI befinden wir uns auf dem am weitesten nach Westen vorgeschobenen Punkt des Bergsturzgeländes und stehen bereits unterhalb des Saumpfades, der nun in einem leichtgeschwungenen Bogen die Talsohle überquert. Ehe wir seinem Verlauf folgen, wenden wir uns aber noch jener Gruppe von Felsen zu, die, in geringer Entfernung rechts oberhalb des Weges gelegen, die eindrucksvollsten Bilder und Inschriften des ganzen Geländes bergen. Wie ein ragendes Schiff mit schmalem Bug türmt sich der isolierte Block des Felsens XII vor uns auf, zwischen dessen leicht überhängender Wand und den ihr wallartig gegenüber liegenden niedrigen Felsblöcken ein stellenweise mehrere Meter breiter Geh- und Stehraum ausgespart ist (Tafel IV, 15—-16). Hier liegt die reichbebilderte Hauptschauseite des Felsens (Zone A). Eine zweite, wesentlich kleinere, aber nicht weniger wichtige Bildfläche (Zone B) birgt die Wand desselben Felsens an jener Stelle, wo sie, rechtwinkelig vorspringend, eine geschützte Ecke bildet. Zone A Die 19 m lange Wand (Aufn. 12) gliedert sich in mehrere, z. T. weit voneinander entfernte Bildflächen. Am weitesten links liegt die in dünnen Linien unmittelbar über dem heutigen Bodenniveau angebrachte Zeichnung von 34 cm Höhe (obere Breite 10—15 cm), die ein durch zahlreiche Linien unterteiltes, im großen und ganzen rechteckiges Feld mit halb kreisförmigem oberem Abschluß bildet, an das rechts unten eine in ihrem Verlauf nicht mehr genau erkennbare Erweiterung angesetzt ist (Tafel V, 18). Möglicherweise handelt es sich bei diesem Liniengefüge um die Wiedergabe eines ähnlichen Spielfeldes für ein Labyrinth spiel (im Sinne des schon wiederholt genannten„Tempelhüpfens"), wie es bereits auf Felsen I beobachtet werden konnte. Die technische Durchführung der Ritzung gleicht jenen von Felsen XI und der Steinbock-Zeichnung auf Felsen IX. Links neben dieser Zeichnung be findet sich die Wiedergabe einer 10 cm großen dreizinkigen Gabel. Erst in 290 cm Entfernung von diesen Figuren trifft man auf weitere Zeichen: ein kleines, knapp über dem Niveau angebrachtes Mühlespiel aus zwei konzentrischen Quadraten und, 10 cm daneben, eine schachbrettartige Figur von 7x5 cm, die durch 7 Quer- und 5 Längs rillen unterteilt ist. Das Gros der Eintragungen setzt jedoch erst nach einem weiteren Abstand von 55 cm ein; erst von hier an entfaltet sich der Formenreichtum dieses Fundplatzes, der nicht nur durch neuauftretende Bilder das bisherige Inventar der Felszeichnungen in der Höll in entscheidender Weise erweitert, sondern durch die Verschiedenartigkeit der Aus führung gleicher Bilder ersichtlich macht, daß der Felsen eine lange kontinuierliche Benüt zung erfuhr. Kräftige, in geschwungener Linienführung eingegrabene Zeichnungen stehen in unmittelbarer Nachbarschaft von solchen, die, linear und eckig ausgeführt, nur seicht in
Oberösterreichische Heimatblätter die Gesteinsoberfläche eingeritzt sind und, hauptsächlich in den ganz rechts oben gelegenen Partien, von Gruppen mit besonders stark abgewitterten, möglicherweise von Menschenhand beschädigten Eintragungen. Mitunter bestehen diese wohl sehr alten Ritzungen aus Linien oder Linienbündeln, über die der Prozeß der Verwitterung bereits so ausgleichend hinweg gegangen ist, daß eine einigermaßen klare Erfassung unmöglich ist. Die meisten der im folgenden zu beschreibenden Figuren liegen in einer Höhe von 100 bis 130 cm über dem Niveau. Lassen wir unseren Blick wieder von links nach rechts gleiten, treffen wir zunächst auf ein übereinander angeordnetes Reiterpaar, wobei die Reiter bemer kenswert verschieden wiedergegeben sind (Tafel V, 19.). So ist der Reiter des oberen Pferdes durch einen Strich, auf dem als Kopf eine näpfchenartige Vertiefung sitzt, und mit unter dem Haupt ansetzenden gesenkten Armen dargestellt, während der Reiter des unteren Pferdes durch ein aufrechtes Kreuz angedeutet wird, das offensichtlich einen Menschen darstellt, der die Arme waagrecht von sich streckt. Auch Größe und Ausführung der Reittiere sind verschieden. Der Leib des oberen, 10 cm langen Pferdes ist kraftvoll und tief in Form einer bis zu 1 cm breiten Rille eingegraben und in der Zeichnung so durchgezogen, daß eine leicht nach aufwärts geschwungene Formgebung des Körpers entstand und das (wie übrigens bei allen auf dieser Wandffäche dargestellten Tieren) nach rechts blickende Haupt leicht erhoben ist. Die Ohren sind aufgestellt, die Beine geben eine Trabbewegung wieder. Der Schwanz ist durch die links vom Tierkörper zu beobachtende Bruchstelle an der Gesteinsoberffäche beschädigt. Die Zeichnung des darunter liegenden, 15 cm langen Pferdes ist verhältnismäßig seicht eingeritzt, das Haupt ist etwas gesenkt, der Schwanz deutlich abgesetzt. Auch dieses Tier wird im Trab wiedergegeben. 2 m von den Pferden entfernt, liegt ein Mühlespiel (10x9 cm) und ein Malzeichen (Tafel VI, 21) und, 12 cm darüber, ein steigbaumähnliches, schräg liegendes Liniengefüge von 13 cm Länge. Nach einer größeren Abbruchffäche sind rechts unten die LFmrißlinien eines „schuhleistenkeil"-förmigen Zeichens sichtbar, denen, 30 cm vom Mühlespiel entfernt, ein Malzeichen (10 cm) und, wieder 45 cm weiter nach rechts, ein mit der Spitze nach oben gerichtetes Dreieck (8 cm) folgt, durch dessen linke Seite ein 10 cm langer senkrechter Schaft führt. 12—15 cm daneben sieht man ein weiteres gleichseitiges Dreieck (5 cm), dessen Höhenlinie sich gleichfalls in einem 12 cm langen Schaft fortsetzt, der in einen Dreisproß endet (Tafel VI, 23). Rechts oberhalb dieses Zeichens erblickt man ein ungefähr 7 cm großes lateinisches M (mit Verbindungslinie unter den Holmen) und neben diesen ein 8 cm hohes Balkenkreuz, zu dessen Füßen und neben den Balken rechts sich je eine winkelförmige Eintragung befindet. Uber dem Kreuz liegt ein hochgezogenes Malzeichen mit Verbindungsstrich an den oberen Holmenden. M und X zählen zu den besonders stark abgewitterten Zeichen. Über dem großen X bemerkt man Linienreste von der ehemaligen Darstellung eines Pferdes und seines Reiters. Die Beine des Reittieres dürften in Näpfchen geendet haben. In unmittelbarer Nähe lassen sich noch Spuren von zwei weiteren, in gleicher Richtung angebrachten Pferdezeichnungen erkennen. Rechts unterhalb des Balkenkreuzes liegt eine kreisrunde Vertiefung, die ev. als Näpfchen angesprochen werden könnte. 21 cm von dieser Gruppe entfernt, finden sich weitere figürliche Darstellungen in Form von drei übereinander angebrachten Pferden (Tafel VI, 22), die sich wieder insbesondere durch die Zeichnung ihrer Reiter unterscheiden. Das oberste, in vollem Lauf dargestellte Pferd
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