Schrifttum der Vertreibung ihre Spiele lebendig erhielten. Die kartographische Eintragung der Orte, aus denen nach 1945 derartige Volksschauspiele bekannt wurden, markiert geradezu den Fluchtweg, den die einzelnen Volksdeutschen Gruppen von Südosten her nahmen. Auf der leider viel zu kleinen Karte (ein Mangel, den übrigens alle Kartenbeigaben dieser beiden Bände des Jahrbuches aufweisen) wird ersichtlich, daß, nach einem ziemlich leeren ostösterreichischen Vorfeld, sich in Oberösterreich die Belege auffallend häufen und gegen die bayerische Grenze zu immer mehr verdichten. Es wäre sehr dankenswert, wenn Sammler oder Verfasser die hier nur in großen Zügen bekanntgegebenen Niederschläge ostdeutscher Spiel traditionen auf oberösterreichischem Boden mit Text und Spielangaben veröffentlichen würden, wobei die oberösterreichische Volkskunde vor allem die Berichte über das Auftreten des Christkindels als Brauchtums gestalt, über die Dreikönigssinger und Schwerttänzer, für die entsprechende heimische Parallelen vorliegen, interessieren würden. Einem ostdeutschen Christ kindellied und -spiel (verbunden mit Herbergsuche, Bescherung der Kinder nach Nikolausart gleich der schönen, weißen Nikolausfrau im oberösterreiehischen Brauchtum) widmet K. Horak (IV, 110—121) einen ausführlichen Bericht, während er in III, 180—225, und IV, 99—109 „Deutsche Balladen aus Mittelpolen" behandelt, von denen manche, wie die Geschichte von den drei Seelchen am Himmelstor, Entsprechungen im oberösterreichischen Liederschatz haben. Mit nur zwei Beiträgen vertreten ist die Erforschung des Brauchtums: J. Hanika geht der Darstellung des dem oberösterreichischen Herbergsuchen entsprechen den „Frau-Tragen und Herrgott-Tragen oder ,JesuMütter' in Mähren" (III, 14—19) nach; B. Pischel untersucht „Gestaltung und Wandlung von Bräuchen am Beispiel Heimatvertriebener in Berlin" (III, 123—150). Besonders ausführlich ist in beiden Bänden die Entwicklung der ostdeutschen Mundarten in Kontaktnahme mit den heimischen Dialekten be handelt, indem in nachahmenswerter Untersuchung U. Engel „Die Sprache der Heimatvertriebenen in Württemberg" (III, 229—251) behandelt und E. Riemann über „Die Erforschung der nordost deutschen Mundarten" (III, 162—179) berichtet, während E. Schwarz über „Volkskunde und Wort geschichte, erörtert an sudetendeutschen Mundarten" (IV, 122—147) handelt. Hervorzuheben sind auch die regelmäßigen Berichte über den Stand der Arbeiten an den verschiedenen Wörterbüchern, wie dem su detendeutschen (IV, 230 ff.), nordsiebenbürgischen (III, 289 ff.), preußischen (III, 293 ff.) und die Flurnamensammlungen (schlesische Flurnamen: III, 295 ff.). Den Randzonen von Volks- und Wortforschimg gehören die Aufsätze von F. Heinz SchmidtEbhausen („Neue Orstnecknamen in Württemberg", III, 151 ff) und die siedlungsgeschichtlich aufschluß reiche Abhandlung „Ortsnamenübertragung im Zuge der deutschen BesieÄung Schlesiens im Mittelalter" (IV, 148—162) an. Als für die derzeit in besonderer Entwicklung stehende Stadtvolkskunde überaus anregend und wertvoll muß die Untersuchung von H. Schwendt „Die Groß-Siedlung Giebel bei Stuttgart. Fragen und Ergebnisse einer neuen Feldforschung" (IV, 190—205) bezeichnet werden, die an Hand dieses Beispieles die soziologischen Probleme aufzeigt, die sich beim Zu sammenströmen verschiedenstämmiger Umsiedler bei der Anlage neuer Städte ergeben. Ins rein Soziologische stößt G. Roesler vor, der über „Die Tradition der Heimatvertriebenen" (111,9—13) und „Beobachtun gen an Nachkriegsehen von Heimatvertriebenen" (IV, 9—34) berichtet. Als für Österreich wichtig ist in diesem Zusammenhang auch der kurze Bericht von L. Weinhold über das wechselvolle Schicksal der „Böhmerwäldler in Kufstein" (IV, 94—98) zu nennen, der sowohl die traditionellen Überlieferungen wie vor allem die bewunderswerte Tatkraft dieser Flüchtlings gruppe schildert. Zu den wertvollsten Beiträgen des Jahrbuches gehören die regelmäßig erscheinenden Bibliographien, von denen diesmal J. Künzig die Bibliographie zur Iglauer (III, 306 ff.) und Schönhengstgauer Volks kunde (IV, 243 ff.) beisteuert, und F. Krims im An schluß an seinen Aufsatz in Bd. II eine Zusammen stellung der Literatur zu Kult und Verehrung der hl. Barbara (III, 307 ff.) vorlegt. E. Burgstaller Witterung und Klima von Linz. Herausgegeben im Auftrage des Kulturamtes der Stadt Linz als Sonder heft der Zeitschrift „Wetter und Leben" der österr. Gesellschaft für Meteorologie. Wien 1959. 235 S., 21 Abbildimgen und zahlreiche Beobachtungstabellen. Die vorliegende Broschüre ist das Ergebnis einer von Univ.-Prof. Dr. Lauscher geleiteten Gemeinschafts arbeit zwischen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Wien (Dr. Maria Roller), dem Kulturamt der Stadt Linz (Dr. Georg Wacha u. Dr. Martin Grammer) und der Stadtklimauntersuchungsstelle beim Gesundheitsamt der Stadt Linz (Dr. Emmerich Weiß u. Dr. Josef Frenzel). Im Abschnitt I hat sich Dr. Wacha der mühe vollen Aufgabe unterzogen, Quellenmaterial zu einer Wetterchronik des Linzer Raumes zusammenzu stellen. Sind Wetterhinweise in römischen Quellen für unser Gebiet noch spärlich, so verdichten sich die einschlägigen Nachrichten im Laufe des Mittelalters und lassen am Beginn der Neuzeit deutlich die Ten denz zu einer fortlaufenden Aufzeichnung des jeweils vorherrschenden Wetters erkennen. Nur blieben diese Versuche uneinheitlich und lückenhaft, weil sie aus rein persönlichem Interesse durchgeführt wurden und spätestens mit dem Tode des Chronisten enden. Von besonderem Interesse sind dabei die von Dr. Grammer übersetzten Linzer Wetterbeobachtungen Johannes Keplers von 1617—1636. Um die Mitte des 18. Jahr hunderts setzen die instrumentellen Beobachtungen ein. Von den vorliegenden Temperaturtabellen für 1760 und 1767 bieten die Beobachtungen von 1760 nach einer Beurteilung und Umrechnung durch Univ.- Prof. Dr. Lauscher bereits recht brauchbare Werte. Vielseitiger und wegen der ununterbrochenen Beob achtung für Vergleichszwecke wertvoll sind die Beob achtungen von 1796—1833, die auf den Linzer Kajetan Haslinger zurückgeführt werden. Im Abschnitt II hat Dr. M. Roller das reiche Material der meteorologischen Beobachtungen von 1852—1956
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