Oberösterreichische Heimatblätter Fenster wurde die Rauchabzugsmöglichkeit geschaffen. Die Rauchstube war entstanden. Sie war warm, da die Decke die durch den Dachbodenraum herabfließende Kälte abhielt, den Rauch nahm man als notwendiges Übel lange hin. Das Verlangen nach rauchfreier, warmer Stube war natürlich. Man schuf sie, indem die Stube durch entweder von der Vorhaus-Küche aus heizbaren Ofen erwärmt wurde — wie am Fall Pointinger beschrieben — oder von dem neben der Stube befindlichen eigenen Küchenraum — wie in Heft 3/4, Jg. 1958 der Oö. Heimatblätter dargestellt —, und zwar zunächst mit Rauchabzug aus Holz oder Mauerwerk bis in den Dachboden. Grundherrschaft liche Anordnungen verlangten wohl den Aufbau des Rauchabzuges bis über das Dach als Kamin. Den Rauch der Herdstellen im Haus zum Trocknen des Getreides auszunützen wurde im Mondseeland erdacht und vermutlich aus dem kaminlosen Rauchküchenhaus das Rauchhaus entwickelt, das im regenreichen Gebiet eine sehr wichtige wirtschaftliche Funktion bis in unsere Tage erfüllte. Die Rauchabzugfenster in den Rauchhäusern „Lechner" und „Kögel" deuten auf den Übergang vom Rauchstubenhaus zum Rauchhaus hin. Der Rauchschacht (Bild 4) im Kornboden des Rauchküchenhauses Pointinger läßt folgenden Zusammenhang als möglich erscheinen: durch den ümstand, daß die Körner der in Schachtnähe aufgestellten Garben rasch trockneten, konnte man auf den Gedanken verfallen sein, den Rauch zur Getreide trocknung auszunützen und so das Rauchhaus erdacht haben. SCHRIFTTUM Jahrbach für Volkskunde der Heimatvertrie benen. Im Auftrag der Kommission für Volkskunde herausgegeben von Alfons Perlick. Otto-Müller-Verlag, Freilassing-Salzburg. Bd. III (1957), 320 Seiten, 5 Karten; Bd. IV (1958), 269 Seiten, 6 Karten. Obwohl von dem Jahrbuch für Volkskunde der Heimatvertriebenen erst der 4. Band vorliegt, gehört es bereits zu den wichtigsten Organen der deutschen Volksforschung. Seine Bedeutung für die gesamtdeut sche Volkskunde liegt vor allem darin, daß es sich nicht nur der Betreuung der traditionellen Themen der Sprachinselforschung (z. B. der verschiedenen Zweige der Volksdichtung und Volksmusik) widmet, sondern konsequent auch die Randgebiete der Volks kunde (z. B. Sprachforschung, Soziologie) und neue Forschungsmethoden berücksichtigt und dadurch viel fach auch neue Arbeitsgebiete eröffnet. Wieder bildet den auch umfangmäßig repräsentativ sten Beitrag des 3. Bandes ein auf umfassender Kennt nis der gesamten südostdeutschen Volkskunde basie render Aufsatz von A. Karasek-Langer, dessen hervorragende Forscherpersönlichkeit in verdientem Maße im selben Band durch W. Kuhn gewürdigt wird. In „Die donauschwäbische Volkserzählung in der Gegenwart, ein Beitrag zur Starameskunde" (S. 56—121) umreißt der Verfasser zunächst die wechselvolle Geschichte der Sprachinselforschung (an der er selbst so maßgebend beteiligt war und ist) und führt dann im einzelnen die wesentlichsten Motive der Volkssagen, stets in Beziehung zu den sozialen Gruppen, in denen sie gepflegt werden (bzw. wurden) vor, um sie dann mit den Volkserzählungen in der ur sprünglichen Heimat der Volksdeutschen Gruppen zu konfrontieren und aus dieser Gegenüberstellung eine „Sagengeographie" zu entwickeln, die neue stammeskundliche Erkenntnisse ermöglicht. Dem Themenkreis der Volkserzählung gehört auch der Beitrag von H. Dobbertin (IV,35—68) „Der Auszug der Hämelschen Kinder (1284). Ein Vermißtenschicksal der Ko lonisationszeit wurde zur Volkssage" an, in dem die bekannte Sage vom Rattenfänger zu Hameln als Aus fluß eines tatsächlichen historischen Ereignisses darzu stellen versucht wird, dem ein Großteil der wehr fähigen Jugend von Hameln bei einem Kolonisations zug im Nordosten zum Opfer fiel. Nicht nur vom Standpunkt der mehrfach berührten volkskundlichen Verhältnisse in Oberösterreich muß auf den vorzüglichen Artikel von J. Lanz „Ver pflanzung ostdeutscher Volksschauspiele durch Um siedlung, Flucht und Vertreibung" (III, 20—55) hin gewiesen werden, der, hauptsächlich auf Grund des von A. Karasek gesammelten Materials, nachweist, daß die ostdeutschen Flüchtlinge vielfach auch nach
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