OÖ. Heimatblätter 1960, 14. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Holzwände gemauert. An der vorderen Ecke ist eine bis zur Decke reichende hölzerne Stützsäule. Der Herd wird seit langem nicht mehr benützt (das Feuer wurde zur Erhöhung der Bildwirkung angezündet). Darüber ist das Ziegelgewölbe des Feuerhutes, in dem der Rauch aufstieg und aus dem er durch eine gemauerte Wölbung in einen Schacht über die Decke in den Dachboden geführt wurde. Gegenüber dem Herd steht der bis zu gleicher Höhe wie der Feuerhut aufgemauerte Kamin der unteren Feuerstelle, der hier ebenfalls durch ein Ziegelgewölbe abgeschlossen war und aus dem durch eine rechteckige Öffnung der Rauch der unteren Feuerstelle in den Schacht zog. (Abbildungen 1 bis 5.) Das ganze Oberhaus — die Küche und der Raum daneben, der nicht abgetrennt war, war schwarz, was auch im Bild an den Stellen, an denen die Kalktünche abgeplättelt ist, zu sehen ist. Zwischen oberer Feuerstelle und Kamin gelangt man durch die auf Bild 3 sichtbare Tür auf die 40 cm tiefer liegende Tenne, die Türen rechts und links führen in Schlafkammern. Auf dem Dachboden endete, durch einen 35 cm hohen Pfostenkranz eingefaßt, der Rauch schacht, der 85:90 cm maß. Bild 4 zeigt ihn und sein von Kienruß glänzendes Inneres; ebenso sind die danebenliegenden Balken der Ständerkonstruktion noch mit einer Kienruß schichte bedeckt. Auf den über dem Schacht liegenden Stock wurde Fleisch zum Selchen gehängt. Im Bild 5 blicken wir über den Rauchschacht, der nun mit einem Drahtgitter bedeckt ist, das viel zu weitmaschig ist, als daß es Funken auffangen hätte können, in den Dachstuhl und links über die über die Tenne führenden Brücke in den Heuboden. Neben dem Rauchschacht war der Strohboden. Im Uneingeweihten lösen die Bilder 4 und 5 die Vorstellung höchster Feuersgefahr aus. Da das Haus mit dieser Beheizung und diesem Rauchabzug mindestens 300 Jahre steht, ist bewiesen, daß keine Feuersgefahr gegeben war. Der Feuerhut über der Herdstelle ist ein verläßlicher Funkenfang. Funken steigen, solange sie solche sind, hoch, geraten unter die Wölbung des Feuerhutes, aus der sie nicht so schnell entweichen können, da sie nicht vorher erlöschen. In den Dachboden gelangten keine Funken. Der Rauchweg war außerdem recht winklig gebrochen, seine Höhe vom oberen Herd bis zur Austrittsöffnung betrug 2,45 m, vom unteren Herd 4,58 m. Die Erinnerung der Bevölkerung hält keinen Fall fest, in dem ein durch Feuerhut geschütztes Haus (Rauchhaus oder Rauchküchenhaus) durch Fun kenflug in Brand geraten ist. Das Beispiel Pointinger kann als Beweis gelten, daß man vor der Zeit, ehe hölzerne, dann Ziegelkamine über das Dach geführt wurden, den Rauch allgemein durch den bewohnten Hausteil bis zum Dachboden leitete, wo er hochstieg und durch die Schindelfugen abzog. Herr Heinrich Pointinger, der dermalige Besitzer, schätzte den Rauch wegen der impräg nierenden Wirkung des Dachstuhles und der Schindeln. Den Schopf hat er neu gedeckt, nachdem die alten Schindeln 51 Jahre lagen, während sonst Tannenschindeln je nach Sonnen oder Schattenseite 15 bis 25 Jahre liegen. Herr Pointinger sagt, daß die Schindeln in dem vom Rauch nicht durchzogenen Teilen des Daches halb so lang halten als über dem Rauch abzug. Herr Pointinger und seine Familie waren entschlossen, die Rauchabführung durch das Dach beizubehalten und hatten Verständnis für die Erhaltung der Rauchküche im Ober geschoß. Doch wurde 1953 auf Betreiben eines Anonymus durch den Feuerversicherungs verein St. Lorenz - Innerschwand, eine bäuerliche Selbsthilfeorganisation, bei der Gemeinde

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2