Pfeffer: Mühl viertel in der Frühzeit und Mais gedeihen; einst wies dieses Gebiet des Mühlviertels auch Weinbau auf. Hier und in dem nördlich anschließenden Streifen bis 500 m, der „Übergangsstufe", liegt das Haupt weizenbaugebiet des Mühlviertels. In den Höhenlagen von 500 bis 800 m, in der „rauhen Stufe", ist Weizenbau gerade noch für den Hausbedarf möglich. Die „obere Kampfstufe" über 800 m gestattet nur noch an begünstigten Stellen Roggenbau. Hier herrscht auch heute der Waldbau vor; Aigen und Unterweißenbach, mit Abstand Urfahr, Freistadt und Grein sind die waldreichsten Bezirke des Mühlviertels. In diesen drei, durch die 500-m- bzw. 800-m-Höhenlinie mehr oder minder scharf gegen einander abgegrenzten Zonen der natürlichen Kulturfähigkeit zeichnen sich die drei großen Stufen der Besiedlung des Mühlviertels ab, in denen sich, dem Räume wie der Zeit nach, die Umwandlung des Urlandes in menschlichen Wohnraum vollzog. Die Siedlung erfaßte vom Südufer der Donau aus zuerst die klimatisch am meisten begünstigten Zonen des Mühl viertels, seine wein- und weizenbaufähigen Gebiete unterhalb der 400-m-Linie, anschließend den Hauptteil des Mühlviertels bis zur 800-m-Linie; schließlich drang sie auch in das eigent liche Nordwaldgebiet ein, dessen Waldbestände aber weithin unangetastet bleiben. Mit der Abgrenzung dieser drei Siedlungszonen ist selbstverständlich nur das tragende Grund gerüst des Siedlungsvorganges angedeutet; es gab überall mehr oder minder breite Ubergangs zonen. Unverkennbar ist im Ablauf der Besiedlung von Anfang an der Vorrang des Unteren Mühlviertels, der Gusen-Aist-Senke und des Machlandes, die sich eindeutig als der „Zentral raum" des Mühlviertels zu erkennen geben, während das Obere Mühlviertel in seiner Ent wicklung stets einen gewissen Abstand hält. Die heutige Viertelbezeichnung „Mühl"viertel verwischt diese natürliche Schwergewichtsverteilung, die in der Gesamtgeschichte des Mühl viertels wie auch in vielen Einzelerscheinungen, so im Verkehrs- und Städtenetz, immer wieder sichtbar wird. Treffender wäre in dieser Hinsicht, wenn man schon an einen Fluß namen denkt, der Name „Aist'Viertel. 4. Das Grenzland Der breite, bis ins Mittelalter siedlungsleer bleibende Urwaldgürtel des Nordwaldes macht Karte 2 das Mühlviertel zu einem ausgesprochenen Grenzland. Während seine Altsiedlungsgebiete über die Donau hinweg mit dem oberösterreichischen Zentralraum eine naturgegebene Einheit bilden, sind sie durch den Nordwald, und zwar sowohl durch den Böhmerwald gegen Norden wie durch den Weinsberger Wald gegen Osten, eindeutig abgegrenzt. Hin gegen ist die Donau im oberösterreichischen Bereich von Natur aus keine Siedlungs- und Kulturscheide. Dieses sowohl reliefmäßig wie siedlungsgeographisch so stark betonte Grenz gerüst im Norden Oberösterreichs will bei der Beurteilung der politischen Grenzen beachtet sein. Die heutigen Landesgrenzen, sowohl die Grenze Oberösterreichs gegen Böhmen am Böhmerwald wie seine Grenze gegen Niederösterreich am Weinsberger Wald, haben nachgewiesenermaßen nie grundlegende Veränderungen erfahren, sodaß das Mühlviertel weder als Ganzes noch mit Teilen jemals anderen politischen Einheiten angehörte; es war von Anfang an und in seiner Gesamtheit ein integrierender Bestandteil des Landes ob der Enns. Aber auch hinsichtlich der Wertung der älteren Grenzziehungen in diesem Raum werden die natürlichen Grenzgegebenheiten nicht außer Betracht bleiben dürfen.
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