Koller; Ein kaminloses Rauchküchenhaus daneben haben schon ein Steildach, ein „Schardach" (mittelhochdeutsch: schar = steil). Die Aufsteilung des Daches beim Haus Pointinger auf 38 Grad (es wird der Seitenwinkel, nicht der des Giebels, gemessen) erfolgte im Jahre 1851. Im „Aufnahmszeugnis" des Poin tingergutes in die Landes-Brandschadensassekuranz vom 4. 4. 1865 ist über das Wohnge bäude festgestellt; „Hälfte Mauer, Hälfte Holz." Da die unteren Teile des „stockhölzernen" Gebäudes — so werden im Gebiet die aus gehacktem Kantholz gezimmerten Häuser be zeichnet — wohl schon so verfault oder vom Wurm zerfressen waren, mußten sie erneuert werden, was der Holzersparnis wegen nicht mehr mit Holz geschehen durfte, sondern mit Steinmauern erfolgen mußte, durch die das Haus bis zur Bodenhöhe des Obergeschosses untermauert wurde. Das geschah beim Pointingerhaus demnach zwischen 1826 und 1865. Da das Gewicht des Obergeschosses und Daches nicht auf den äußeren Rand, sondern in die Mitte der 60 cm starken Steinmauer gelegt werden mußte, springt hier, wie in allen durch Steinmauern unterfangenen Holzgebäuden die Mauer in einem Absatz unter dem Blockbau vor (Bild 1). Das hölzerne Obergeschoß wurde, wie das steinerne Erdgeschoß, mit Rieselputz angeworfen. Das Bauernhaus im Attersee-Mondseegebiet ist, wie das im Wolfgangseegebiet, ein Einbaus, unter dessen großem Dach Wohngebäude, Stall und Scheune sind. Im allgemeinen haben alle Häuser Hochtennen, über die Heu und Getreide eingebracht wird. Das Heu bzw. Stroh kann durch Luken in den Futtergang des Stalles geworfen werden. Das Futtergras wird durch eine Seitentür oder durch die ebenerdige Grastenne in den Rinderstall gebracht. Hinsichtlich der Lage der Küche unterscheiden sie sich. Die Küchen liegen im Wolfgangseegebiet hinter der Stube und sind gemauert und überwölbt, im Attersee-Mondseegebiet hingegen ist die alte, die schwarze Küche im „Haus", also im Vorhaus, das nicht wie in vielen WolfgangseeBauernhäusern gewölbt ist, sondern eine von einfachen Tramen getragene hölzerne Flach decke hat. Am Beispiel Pöintinger ist auf dem Bild 2 noch der alte, offene Herd erkennbar. Wir sind durch die Haustüre in das Vorhaus getreten, sehen in dessen linker, hinterer Ecke einen breiten Kamin, dessen Vorderseite — der Kranzbalken ist als Kante wahrzunehmen — früher ganz offen und dessen erhöhter Sockel die offene Herdstelle war. Durch eine Öffnung in der Seitenwand wurde der in der Stube dahinter stehende Ofen geheizt, durch die Rauch öffnungen über der Heizöffnung zog der Rauch in den Kamin. Der Backofen stand bzw. steht im Attersee-Mondseegebiet außerhalb des Hauses. Bei Verlegung der Küche in die Stube (mn 1880), in die ein Herd gesetzt wurde, wurde die Vorderseite des offenen Herdes bis auf eine mit einer Eisentür verschließbare Öffnung zugemauert, ebenso die HinterladerHeizöffnung, später der Futterdämpfer davorgestellt. Dessen Rauchrohr wurde ebenso in den Kamin geführt wie der in der Kaminöffnung sichtbare Rohrstutzen des nun in der Küche stehenden großen Sparherdes mit Backofen und das das Vorhaus querende Rauch rohr des Ofens aus der gegenüberliegenden Schlafstube. Die rückwärtige Tür führt in einen Wirtschaftsraum, der früher Stall war, was der üblichen Anordnung entsprach. Im Pointinger haus wurde der Stall 1781 an die Südseite verlegt. Nachdem wir ins Vorhaus eingetreten sind, kommen wir links über eine hölzerne Stiege in das Oberhaus, in der sich die zweite Feuerstelle, die offene Küche der Auszugbauern befand, die Bild 3 zeigt. Die Feuerstelle ist an zwei Seiten offen, an den anderen zwei Seiten gegen die
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