OÖ. Heimatblätter 1960, 14. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter räum des Landes. So weisen die Donauebenen des Mühlviertels und ihr unmittelbares Hinterland, vor allem das Gallneukirehener Becken, die gleiche mittlere Jahrestemperatur (8—9 Grad) auf wie das oberösterreichische Zentralgebiet. Die Zone der mittleren Jahres temperatur von 7—8 Grad, die das übrige Alpenvorland Oberösterreichs umfaßt, reicht in der Mühl- und Gusen-Aist-Senke tief ins Granitmassiv hinein und umschließt noch den Raum von Haslach und Freistadt. Erst die Hochlandschaften des Böhmerwaldes, des Passauer, Linzer und Weinsberger Waldes zeichnen sich als Bezirke eines wesentlich rauheren Klimas ab^. Ein ähnliches Bild zeigen die naturgesetzlichen Einheiten der Pflanzendecke^. Der „Zwischen bezirk", die bis zur 400-m-Höhenlinie reichende Übergangszone vom „pannonischen" zum „süddeutsch-österreichischen Bezirk", umfaßt außer dem Zentralraum Oberösterreichs auch Teile des Mühlviertels (18,2 Prozent der Fläche®). Zum „süddeutsch-österreichischen Bezirk" (Höhenlage 400—800 m), auf den der Hauptteil des oberösterreichischen Landesgebietes entfällt, zählt auch der weitaus größte Teil des Mühlviertels (65,7 Prozent der Fläche). Dem „Bezirk der Hochgebirgswälder" (Höhenlage 800—1600/1900 m) gehört das Mühl viertel mit dem geringsten Teil seiner Bodenfläche (16,1 Prozent) an. 2. Der Nordwald Die naturgesetzlichen Einheiten der Pflanzendecke lassen Schlüsse auf die ursprünglichen, durch menschliche Eingriffe noch nicht veränderten Bewaldungsverhältnisse des Mühl viertels zu^. Die Zone unterhalb der 400-m-Linie ist der Bezirk des Eichen-HainbuchenWaldes. Nördlich dieser Laubwaldzone ist in der Mittellage von 400 bis 800 m ursprünglich ein aus Rotbuche, Stieleiche, Linde, Ahorn, Föhre, Tanne und Fichte aufgebauter Misch wald vorauszusetzen. Im „Bezirk der Hochgebirgswälder" oberhalb der 800-m-Linie geht der Mischwald allmählich in reinen Fichtenwald über; die wärmebedürftigen Arten fehlen hier. Diesen ursprünglichen Aufbau des Mühlviertler Waldes können wir auch aus den Ortsnamen ablesen. Die „Hainbuch"-Orte liegen unterhalb der 400-m-Linie. In der Höhenlage von 400—800 m kennzeichnen die vielen mit Buche, Eiche, Linde, Ahorn, Föhre, Tanne, Fichte zusammengesetzten Ortsnamen das Gebiet des Mischwaldes; die „Eichen"- und „Linden"- Namen brechen sehr deutlich an der 800-m-Linie ab. Oberhalb dieser Linie finden wir die mit „Eibe" gebildeten Namen. Nach dem Fichtenbestand ist sowohl eine der höchsten Erhebungen des Böhmerwaldes auf oberösterreichischem Boden, der Hochficht (1337 m), wie auch der höchste Berg des Weinsberger Waldes (Freiwaldes), der Viehberg (1111 m), benannt, dessen Name, wie die ältere Schreibung ähnlicher Ortsnamen erweist, richtig wohl „Fichtberg" lautet. Im „Bezirk der Hochgebirgswälder" künden vom geschlossenen Fichtenbestand auch die „Schwarzenberge", die das Mühlviertel mit dem Alpengebiet ge meinsam hat; Schwarzenberg (mons niger) heißt in älteren Quellen auch der höchste Berg des Linzer Waldes, der Breitenstein (955 m). ^ Atlas von Oberösterreich, Karte 3: Temperatur (H. Kohl, 1958). ^ Atlas von Oberösterreicb, Karte 4: Naturgesetzliche Einheiten der Pflanzendecke (Heinrich L. Werneck, 1958). ^ Zahlenwerte nach A. Hackel, Die Besiedlungsverhältnisse des oberösterreichischen Mühlviertels (1902) S. 18. ^ Atlas von Oberösterreich, Erläuterungsband zur ersten Lieferung (1958) S. 24—36 (Heinrich L. Werneck).

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