OÖ. Heimatblätter 1960, 14. Jahrgang, Heft 1

Aschauer: Die oberösterreichischen Eisenbahnen Die der Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks-Gesellschaft gehörende Kohlenbahn Wolfsegg —Breitenschützing war 1903 auf Grund der Konzessionsbestimmungen an den Staat „heimgefallen", blieb aber weiter im Betrieb der Gesellschaft; eine 1920 gebaute Kleinbahn ver längert diese Werksbahn von Kohlgrub bis Gschwendt (8 km). Der Bereich der Staatsbahndirektion Linz blieb bis zum Ende des ersten Weltkrieges unver ändert; die Direktion betrieb — einschließlich der in Südböhmen liegenden Hohenfurther Lokalbahn — 1118,5 km, hievon 905,8 auf oberösterreichischem Boden. Das EisenbahnVerkehrsnetz von Oberösterreich umfaßte zu dieser Zeit — ohne Straßen- und Werksbahnen — 1124,6 km und betrug 4,75 Prozent des österreichischen Eisenbahnnetzes. IV. Die oberösterreichischen Eisenbahnen nach dem ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart Durch den Friedensvertrag von Saint Germain-en-Laye (10. September 1919) waren zwei bisher von der Staatsbahndirektion Linz verwaltete südböhmische Bahnstrecken (Summerau —Budweis und die Zartlesdorfer elektrische Lokalbahn) der neugebildeten tschechoslo wakischen Republik zugefallen; das Betriebsnetz der Bahndirektion betrug nun 1021,8 km. Die Neuordnung des österreichischen Eisenbahnwesens unter dem Staatsamt für Verkehrs wesen in Wien führte bezüglich Oberösterreich zur Wiedererrichtung der Staatsbahndirek tion Linz am 1. Jänner 1920; durch die im gleichen Jahre eingeführte bundesstaatliche Verfassung wurden die Staatsbahnen zu „Bundesbahnen" und — vom 1. April 1921 an — die Bundesbahndirektion Linz geschaffen. Die wirtschaftliche Notlage der Bevölkerung nach der Schwere des verlorenen Krieges, die Wiederherstellung der vernachlässigten Anlagen und Fahrbetriebsmittel, besonders auch die Aufnahme und Versorgung des aus allen Teilen der Monarchie zurückgeströmten Bahn personals bedeuteten für die Eisenbahnverwaltung eine schwere Aufgabe. Durch einen umfassenden Arbeits-, Ämter- und Personalabbau in der Zeit von 1922 bis 1926, fortgesetzt 1932 und 1933, konnte wohl die Zahl der aktiven Bediensteten fast um die Hälfte gesenkt werden, doch die Pensionslast wurde bedeutend erhöht. Die traurige Gesamtlage des Staates im Zusammenhang mit dem verhängnisvollen Währungs verfall der Jahre 1923 und 1924 veranlaßte Hilfsmaßnahmen des Völkerbundes in Genf; auf Grund von „Empfehlungen" ausländischer Fachleute wurden — dem Wiederaufbau gesetz des Jahres 1922 gemäß — die staatseigenen Eisenbahnlinien Österreichs am 1. Oktober 1923 in den selbständigen Wirtschaftskörper „Österreichische Bundesbahnen" („ÖBB") übergeführt, der nach kaufmännischen Grundsätzen zu führen war. Die in den Folgejahren stetig fortschreitende Verschlechterung der Wirtschaftslage nötigte die Regierung zu weiteren Sparmaßnahmen (Budgetsanierungsgesetz von 1931), auch zu neuerlicher Verwaltungsreform, verbunden mit Personalabbau, Gehalts- und Pensions kürzungen. Die Bundesbahndirektionen erhielten erweiterten Wirkungskreis und vergrößerte Linienbereiche; die Direktion Linz erreichte mit Wirksamkeit vom LJuli 1932 infolge Zuweisung von Linien außerhalb Öberösterreichs, so St. Pölten—Amstetten, Amstetten— Selzthal—Bischofshofen, Pöchlarn—Kienberg-Gaming und Waidhofen a. d. Y.—KienbergGaming sowie der Schafbergbahn, ein Betriebsnetz von 1394 km (in Oberösterreich 947 km).

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