Oberösterreichische Heimatblätter Mit der Strecke Budweis—St. Valentin—Kleinreifling—Selzthal (—St. Michael—Villach— Laibach—Triest) war Oberösterreich auch in der Nord-Süd-Richtung an das Schienennetz angeschlossen. Diese erste, oberösterreichischen Boden berührende Alpenbahn, die Alpenund Sudetenraum verband, hatte ihr bescheidenes Vorbild in der Pferdebahn Budweis— Gmunden; sie folgte bemerkenswerterweise nicht der seit alters her wichtigen Pyhrn-, sondern der Ennstal-Linie. Zur selben Zeit bemühten sich auch das Hausruck- und das Innviertel um Bahnverbindungen zur Westbahn; so erhielt die in Ried entstandene K. K. priv. Neumarkt-Ried-Braunauer-Bahngesellschaft am 22. August 1865 die Konzession für die geplante Bahn von Neumarkt nach Simbach, für die kürzeste Verbindung Wiens mit München. Im März 1869 hatte der Bau begonnen; am 20. Dezember 1870 erreichte er Braunau. Infolge des DeutschFranzösischen Krieges 1870/71 konnte bis Simbach die ganze Linie, 60,5 km lang, erst am I.Juni 1871 eröffnet werden. Die Betriebsführung übernahm nach käuflicher Erwerbung der Bahnanlagen die Kaiserin-Elisabeth-Bahn. Die zweite Bahn des Innviertels, die Braunau-Straßwalchen-Bahn, stand von Anfang an unter keinem günstigen Stern. Sie war im Jahre 1864 als erster Teil einer Bahnver bindung Braunau—Straßwalchen—Mondsee—Ischl geplant worden; zur Ausführung kam jedoch nur der erste Streckenteil, wofür der in Braunau gegründeten K. K. priv. BraunauStraßwalchen-Bahn-Gesellschaft am 4. Mai 1872 die erforderliche Konzession, jedoch ohne jede staatliche Unterstützung, gewährt wurde. Die nach einjähriger Bauzeit vollendete, 37,4 km lange Bahn mündet in der westlich von Straßwalchen neu angelegten Station Steindorf (Land Salzburg) in die Hauptlinie Wien—Salzburg; sie wurde am 10. September 1873 eröffnet und von der Kaiserin-Elisabeth-Bahn betrieben. Als wegen des schlechten Geschäftsganges in der Zeit nach der Wirtschaftskrise 1873 die Braunauer Bahngesellschaft im Juli 1874 die Aktien-Kupons nicht einlösen und der Kaiserin-Elisabeth-Bahn die Be triebskosten nicht mehr voll vergüten konnte, stellte diese nach dem Scheitern von Kaufs verhandlungen am 31. August 1875 den Betrieb ein, worauf das Handelsministerium die Zwangsverwaltung verhängte. Ein neuer Betriebsvertrag mit der Westbahn ermöglichte sodann die Wiederaufnahme des Verkehrs am 3. September 1875. Schließlich kam im Jahre 1877 der Verkauf an den Staat zustande, der vom 1. Jänner 1881 an auch den Betrieb führte. Die von der Kaiserin-Elisabeth-Bahn-Gesellschaft Anfang der siebziger Jahre gebaute und betriebene „Salzburg-Tiroler-Bahn" hatte inzwischen durch die im August 1875 eröffnete Teillinie Bischofshofen—Selzthal (98,7 km lang, zur Gänze außerhalb Oberösterreichs) in der letztgenannten Station Anschluß an die Kronprinz-Rudolfs-Bahn gefunden. Dieser war nach mehrjährigen Bemühungen am 27. Mai 1875 die Konzession für die geplante „Salz kammergut-Bahn" gewährt worden, die von der Station Stainach-Irdning der Bischofshofener Linie über Aussee, Ischl, Gmunden, Attnang und Ried nach Schärding führte (Länge 173,7 km, hievon 136,6 km in Oberösterreich, 37,1 km in Steiermark). Trotz des außeror dentlich schwierigen gebirgigen Geländes, das die Herstellung von 16 Tunnels (u. a. durch den Sonnstein, 1428 m lang) und von 10 größeren Eisenbahnbrücken erforderte, konnte die ganze Strecke — als zweite Nord-Süd-Verbindung Oberösterreichs über die Alpen — am 23. Oktober 1877 samt der Flügelbahn Holzleithen—Thomasroith (5,8 km lang) in
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