OÖ. Heimatblätter 1960, 14. Jahrgang, Heft 1

Aschauer: Die oberösterreichischen Eisenbahnen Die auftretenden Bespannungsschwierigkeiten beim Pferdebetrieb bewegen Gerstner Ende 1827, der Unternehmung die Einführung des Dampfbetriebes, dessen Vorteile sich in England zeigten, vorzuschlagen. Er hatte jedoch damit keinen Erfolg. Dagegen wurde seinem gleich zeitigen Antrag, die Bahn nach Linz weiterzubauen, zugestimmt, wofür sich besonders der Linzer Großkaufmann Franz Planck eingesetzt hatte. Der weitere Bahnbau wurde durch die Geldknappheit der Eisenbahngesellschaft sehr verzögert. Wegen der durch Änderung in der Bauweise und durch Lohnerhöhungen verursachten Baukosten-Überschreitung sollte nun — unter Verzicht auf die allfällige Einführung des Dampfbetriebes — auf billigste Art weitergebaut werden, womit Gerstner nicht einverstanden war. Er trat im Juli 1828 von der Bauleitung zurück, ohne sein Lebenswerk vollenden zu können. Den Weiterbau gegen Linz übernahm der von Anfang an bei Gerstner tätige Ingenieur Matthias Schönerer (1807—1881, Abb. 4). Das schwierige Gelände des Mühlviertels zwang unter Abkehr von der bisherigen Bauweise zu großen Steigungen und scharfen Krümmungen, wodurch auch billiger gebaut werden konnte (Abb. 1, 6 und 7). Im Sommer 1832 war der Bahnbau bis zum Endpunkt Urfahr vollendet. Am 31. Juli dieses Jahres wurde die Bahn dem allgemeinen Verkehr, zunächst für den Gütertransport, übergeben; die regelmäßige Personenbeförderung wurde erst am 1. April 1833 eingeführt. Die Baukosten der 17,25 österr. Meilen (= 128,9 km) langen Bahn hatten 1,654.000 Gulden — ungefähr das Doppelte des veranschlagten Betrages — erreicht. Durch die Fortsetzung der Bahnlinie bis Gmunden wurde die seit 1815 schwebende Frage der „Salzbahn" Gmunden—Linz gelöst. Die Eisenbahngesellschaft hatte das den Wiener Bankherren Geymüller, Stamitz und Rothschild verliehene Privileg dieser Linie erworben und Schönerer mit der Bauausführung betraut. Der Bau begann im Frühjahr 1834, wurde infolge des günstigen Geländes in zwei Jahren vollendet und die Bahn (67,9 km lang) am 1. Mai 1836 eröffnet. Die in Linz am Stationsplatz „Zur eisernen Hand" beginnende Pferde bahnlinie erhielt für den Güterverkehr mit Urfahr über die Donaubrücke ein Verbindungs gleis sowie eine außerhalb von Linz abzweigende 2,4 km lange Flügelbahn zum Salzumschlag platz bei der Traunmündung in Zizlau (Abb. 12, 14). Budweis—Gmunden (Abb. 13), die erste Überlandbahn des öffentlichen Verkehrs in Europa, erreichte die respektable Länge von 200 km; sie wurde von der Lokaldirektion in Linz (Stadtbüro a. d. Donau, Nr. 243) vom Betriebsinspektor Franz X. Bergauer (1805 — 1886) geleitet (Abb. 5). Auf der Linie Linz—Lambach konnte nach 20 Jahren (1. September 1856 bis Gmunden) der Pferdezug durch die Dampfkraft ersetzt werden (Abb. 20). In der Strecke Budweis—Linz war diese Umstellung nicht durchführbar, nachdem die von der Eisenbahngesellschaft in den fünfziger Jahren angeordneten Probefahrten die Unmöglichkeit des Lokomotivbetriebes ergeben hatten. Der Pferdebetrieb blieb bis 15. Dezember 1872, somit über 40Jahre, bestehen. Dann wurde die Bahn abgetragen, weil der Lokomotivbetrieb eine völlig geänderte Linien führung erforderte. Noch heute bestehende Überreste der Pferdebahnbauten zeugen von dem gediegenen Bau (Abb. 8, 9, 10 und 11). Neben der „Salzbahn" bestanden damals in Oberösterreich die Kohlenbahnen Thomasroith—Attnang (seit 1850) und Wolfsegg—Breitenschützing (seit Mai 1854), beide mit Pferdebetrieb. Letztere, 1870 auf Dampfbetrieb umgestellt, ist noch heute im Verkehr, während die erstgenannte 1877 eingestellt wurde.

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