Oberösterreichische Heimatblätter den 1789/90 begonnenen „Krummauer Schwemmkanal" Moldau—Große Mühl—Donau wenigstens teilweise verwirklicht wurde. Im Jahre 1822 in einer Länge von 52 km (davon 15 km auf oberösterreichischem Boden) fertiggestellt, brachte der Kanal bis 1891 den Holz reichtum der böhmischen Wälder an die Donau. In ein entscheidendes Stadium trat die Kanalfrage Moldau—Donau, als es in Prag 1807 zur Gründung der böhmisch-hydrotechnischen Gesellschaft kam, die den Direktor des neu gegründeten Prager Polytechnikums (der späteren techn. Hochschule), Franz Josef Ritter V. Gerstner (1756—1832, Abb. 2)^ mit der eingehenden Untersuchung der bisherigen Kanalpläne betraute. Die von Joseph Walcher vorgeschlagene kürzeste Kanalverbindung von Hohenfurth (Joachimsmühle) —Stegmühlbach—Graßibach—Glasau—Haselgraben — Katzbach kam in erster Linie in Betracht. Die großen technischen Schwierigkeiten — 275 Schleusen wären zu bauen gewesen — und die mit fünf Millionen Gulden errechneten Kosten veranlaßten Gerstner, im schriftlich erstatteten Gutachten vom 31. Dezember 1807 an Stelle der Kanalverbindung den Bau einer „Holz- und Eisenbahn" vorzuschlagen. Die Generalversammlung der Gesellschaft vom 31. März 1808 gab ihre Zustimmung und be auftragte Gerstner mit der Feststellung der Linienführung. Damit war erstmals in Öster reich in einer Frage des Fernverkehrs die Entscheidung zugunsten der „Schienenstraße" gefallen. Gerstner dachte zuerst — wie Walcher bei seinem Kanalprojekt — an eine Linienführung von Joachimsmühle durch den Haselgraben gegen Linz. Der am 31. März 1808 der General versammlung vorgelegte Entwurf führte dagegen von Budweis ausgehend über Kaplitz und Freistadt, der alten „Salzstraße folgend", nach Mauthausen. Infolge der Kriegsereignisse (Franzosenkriege) kam es damals nicht zur Verwirklichung der Pläne. Auch später wurde keine der beiden Linien für die erste österreichische Eisenbahn Budweis—Linz verwendet. Während die kürzeste Verbindung Moldau—Donau durch den Haselgraben (ungefähr 125 km) bis heute nur durch eine Straße vermittelt wird, folgte der Richtung der alten Salz straße erst die 1872 eröffnete Bahnlinie Gaisbach-Wartberg-St. Valentin. Als die Frage des bereits erwähnten durchgehenden Verkehrsweges Hamburg'--Wien 1820 nach der Dresdener Konferenz der Elbestaaten wieder in Fluß kam, beauftragte die Wiener Kommerz-Hofkommission den seit 1818 am Polytechnikum in Wien als Professor der „praktischen Geometrie" tätigen Sohn Franz Joseph Gerstners, Franz Anton Ritter von Gerstner (1796—1840 (Abb. 3)®, die Pläne des Vaters wieder aufzunehmen, wobei man sich endgültig zugunsten des Bahnbaues entschied. Nach der Rückkehr von einer Reise nach England zum Studium des dortigen Eisenbahnwesens und durchgeführter Vermessung der ersten Bahn-Teilstrecke erhielt Franz Anton v. Gerstner am 7. September 1824 das Privilegium zur Erbauung einer „Holz- und Eisenbahn" für Gütertransporte von Budweis nach Mauthausen auf 50 Jahre. Die zur Beschaffung der Geldmittel 1825 in Wien gegründete K.K. priv. Erste österr. Eisenbahngesellschaft erwarb das Privilegium und bestellte Gerstner zum Bauleiter. Im Juli 1825 begann mit dem ersten Spatenstich in Nettrowitz, etwa 30 km südlich von Budweis, der Bahnbau, der wegen der Feindseligkeiten seitens der Bevölkerung großen Schwierigkeiten begegnete. Nach zwei Jahren war der erste Streckenteil Budweis—Leopold schlag vollendet und für den Güterverkehr eröffnet worden (Abb. 7).
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