OÖ. Heimatblätter 1960, 14. Jahrgang, Heft 1

Jahrgang 14 Heft 1 Jänner-März 1960 Zur geschichtlichen Stellung des Mühlviertels in der Frühzeit Von Franz Pfeffer (Linz) I. Die geschichtsbestimmenden Züge der Landschaft 1. Relief, Klima, Pflanzendecke Das Mühlviertel macht — zusammen mit nördlichen Teilgebieten des Inn- und Hausruck viertels — den Anteil Oberösterreichs an dem Waldgebirge aus, das als südwestlicher Rand wall des „Böhmischen Vierecks" die Donau von der Naab-Furche bei Regensburg bis zum Kamp bei Krems begleitet. Der zum Land Oberösterreich zählende Teil dieses Waldgebirges, das in der Antike „Hercynia", bis tief ins Mittelalter „Nordwald" hieß, ist dem räumlichen Umfang nach bescheiden, aber deswegen bedeutungsvoll, weil die Hauptkämme des Nord waldes hier der Donau und dem Alpenbogen am nächsten kommen. Die Südabdachung des Nordwaldes weist im Mühlviertel eine sehr charakteristische Glie- Karte 1 derung auf. Vom Hauptkamm, dem Böhmerwald (Plöckenstein 1378 m, Sternstein 1125 m) und Weinsberger Wald (Viehberg 1111 m, Weinsberg 1039 m, Ostrong 1060 m), stoßen die Höhenrücken des Passauer Waldes (Frauenwald 948 m, Ameisberg 945 m, Haugstein 876 m), des Linzer Waldes (Schallenberg 950 m, Hansberg 850 m. Breitenstein 955 m, Lichtenberg 926 m, Koglerau 680 m, Kürnberg 525 m, Magdalenaberg 663 m, Breitlüsser Wald 866 m, Heimetzeder Berg 921 m) und des Greiner Waldes weit nach Süden ins Alpenvorland vor; ihre südlichsten Ausläufer werden von der Donau durch brochen. Umgekehrt greift das Alpenvorland mit dem nördlichen Eferdinger Becken, auch „Wörth" genannt, und dem Machland über den Strom hinweg nach Norden aus; von diesen Donauebenen setzen sich die Senkenlandschaften der Mühl- und der Gusen-Aist-Senke bis zu den Hauptkämmen des Nordwaldes fort. Dieses Ineinandergreifen von Alpenvorland und Granitmassiv erleben wir sehr eindrucksvoll bei einer Donaufahrt durch Oberösterreich: die einsamen, walddunklen Stromschluchten im Massiv wechseln mit weiten Stromebenen, in die von Süden her die Alpen blicken. Ein Beispiel dieser engen Verzahnung der beiden Großlandschaften bietet auch der Stadtraum der Landeshauptstadt Linz, der im Westen, Norden und Osten von den Randbergen des Massivs umschlossen und gegen Süden durch die Traunebene in das Alpenvorland eingebunden ist. Dieser Aufbau des Landschaftsreliefs bewirkt hinsichtlich der klimatischen Verhältnisse und der Pflanzendecke eine Übereinstimmung beträchtlicher Teile des Mühlviertels mit dem Alpenvorland Oberösterreichs, selbst mit dessen von Natur aus am meisten begünstigten Gebiet zwischen Hausruck-Passauer Wald und der unteren Enns, dem eigentlichen Zentral-

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