OÖ. Heimatblätter 1960, 14. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Die „Momentaufnahme" des Landes im Norden der Donau, die wir der Zollurkunde ver danken, hält aber gleichzeitig auch einen relativen Höhepunkt dieser Entwicklung fest. Das Land ob der Enns ist damals, dem West-Ost-Gefälle der Donau entsprechend, das Hauptland des karolingischen Österreich. Die ihm angeschlossene „Mark", von Karl dem Großen sehr weiträumig geplant, war im wesentlichen auf den Donaukorridor Amstetten-St. Pölten zu sammengeschmolzen; dem künftigen Land unter der Enns fehlte zu seinem vollen Ausbau noch das Wiener Becken, das Pittner Land (Wr. Neustadt) und — mit Ausnahme eines schmalen Lfferstreifens zwischen Kampmündung und Stockerau — das Weinviertel. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts hatte im altberühmten Lorch, an der Donaufront des Mühl viertels, der Grenz- und Markgraf seinen Amtssitz; Linz und Lorch waren neben Mautern die wichtigsten ostländischen Donauhandelsplätze. Nicht viel später, als sich die endgültigen Grenzen des Ostlandes gegen Ungarn, gegen Böhmen und Mähren gefestigt hatten, begann der Raum von Wien wieder in jene zentrale Stellung einzutreten, die er in den staatlichen Bildungen der österreichischen Donaulandschaft seit eh und je innegehabt hatte und die ihm auch in der Markgrafschaft und im Herzogtum Österreich wieder zukam.

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