Oberösterreichische Heimatblätter Das kirchliche Organisationswerk Karls des Großen in Oberösterreich setzt jenes Herzog Tassilos unmittelbar fort. Hatte der letzte Baiernherzog aus dem Haus der Agilulfinger mit der Gründung Kremsmünsters (777) und der Ubergabe der Kirchen Sulzbach und Ulsburg (hl. Martin) den kirchlichen Aufbau im Osten seines Herzogtums bis gegen die untere Enns vorgetrieben, so führt ihn Karl nach 791 in viel größerem Maßstab im Ostsaum Oberöster reichs und darüber hinaus bis zum Wienerwald weiter. Daß auch im Osten Oberösterreichs erst Karl die Grundlagen der kirchlichen Organisation legte, läßt auf die Schwere der Er schütterung durch den Awareneinbruch und die Zerstörung Lorchs schließen, die diesen Grenzsaum Baierns ein Jahrhundert vorher zur „terra Hunnorum" herabsinken hatte lassen. Die von Karl angeordnete Verteilung der Pfarrsprengel Ostoberösterreichs und Westnieder österreichs macht die alten Grenzscheiden am Nordwald (Weinsberger Wald) und an der niederösterreichischen Donau wie auch die wesentlich andere geschichtliche Stellung des Mühlviertels gegenüber dem niederösterreichischen Wald- und Weinviertel erneut sichtbar: von den im Jahre 823 genannten fünf Kirchen nördlich der Donau lagen vier im Altsiedelland der Riedmark und nur eine (St. Michael in der Wachau) viel weiter donauabwärts östlich des Nordwaldes. Das übrige Nordniederösterreich bleibt — soweit es nicht überhaupt zum Mährischen Reich zählte — von den Kirchengründungen Karls noch ausgeschlossen. Hingegen kann für das Obere Mühlviertel in diesem Zeitraum eine kirchliche Organisation vorausgesetzt werden. Die Michaelspfarre Feldkirchen „im Wörth" wird der Zeit um 900 zugeschrieben®®; Siedlungszustand und Patrozinium würden eine Errichtung dieser Pfarre ein Jahrhundert früher nicht ausschließen. Die Pfarrgründungen Karls des Großen beweisen, daß die Bevölkerung des Mühlviertels um das Jahr 800 bereits zahlreich genug war, um die Errichtung eigener Pfarren aktuell werden zu lassen. Ried, Naarn und Saxen liegen irunitten des Verbreitungsgebietes der Block flur und der ältesten Dorfformen und belegen damit, daß die Ausbildung dieser Siedlungs typen auch im Mühlviertel in die Frühzeit der bairischen Siedlung fällt. Nach 823 wird die Pfarrorganisation im östlichen Oberösterreich, jedoch nur bruchstückhaft, auf der Synode von Mistelbach (um 976) sichtbar, auf der Zehentrechte der passauischen Taufkirchen Sierning, Schönering, Naarn, Linz, Krenglbach festgestellt wurden. Bei diesen Kirchen handelt es sich nur um jene, deren Pfarrzehente teilweise umstritten waren. Alle anderen Pfarrkirchen (z. B. Lorch, Feldkirchen, Gallneukirthen, Steyreck, Ried, Saxen) bleiben ungenannt. Der Sprengel von Mistelbach ist als übergeordnete kirchliche Einheit (im Sinne eines Archidiakonates) gekennzeichnet. Ottos II. von 976 (I. Zibermayr, Noricum, Baiern und Österreich^ S. 325—331), In den Ungarnkriegen scheint die Pfarre dem Stifte abhanden gekommen zu sein, worauf Bischof Adalbert eine neuerliche Verleihung vor nahm und dabei im Tauschwege die Besitzrechte der Ennsburg an sich zog. Die dritte Verleihung erfolgt anläßlich der Reform des Klosters unter Altmann. Die Erwähnung von Linz als „Anhängsel" St. Florians („cellula s. Floriani cum Linzea") gilt als einer der Beweise gegen die Echtheit des Ludwigs-Diploms von 823; Passau habe sich auf diese Weise neben St. Florian gleichzeitig auch den Besitz des überaus wichtigen Handelsplatzes (locus publicus) Linz sichern wollen. Doch bezieht sich auch bei Linz die Schenkung nicht auf die grundherrschaftliche Obrigkeit über den Markt Linz, sondern auf die Pfarre Linz und die mit ihr verbundene Burg Linz (Urkunde von 799!). Der zur Kirche gehörende Burgbesitz wurde später von Passau an die Haunsperger verliehen, von denen er um 1200 an die Babenberger kam; er dürfte wohl in dem vom Schloß Linz aus verwalteten landesfürstlichen Besitz in den Ämtern Rufling, Gunskirchen, Wartberg a. d. Kr. stecken (J. Strnadt, Arch. f. österr. Gesch. 99, S. 128—135). " H. Ferihumer S. 280.
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