Oberösterreichische Heimatblätter bekannt. Entscheidend ist das Fehlen bischöflicher Taufkirchen im Sinne von Großpfarren. Passauer Kirchengründungen sind überhaupt nicht feststellbar. Landschenkungen an Passau sind merkwürdigerweise — Kirchbach mit einer bereits bestehenden königlichen Domänen kirche ausgenommen — nicht gegeben. Die Gründe für diese unverständliche Zurückhaltung sind nicht bekannt." Die von uns vorgeschlagene neue Auslegung der Karls-Schenkung an Passau dürfte Licht in dieses scheinbare Dunkel bringen. Die Frankfurter Königsurkunde von 823, mit der Ludwig der Fromme auf Bitten Passaus die von seinem Vater vollzogene, aber offenbar nicht schrift lich bezeugte Schenkung der zwölf Kirchen (Pfarren) nachträglich in aller Form bestätigte, überliefert uns, daß Karl der Große nach den Awarenfeldzügen nicht nur die politische Neu ordnung im östlichen Donauraum des Reiches mit der Errichtung der Markgrafschaft des Ostlandes und ihrer beiden Grenzgrafschaften an der Donau und in den Alpen abschloß, sondern der politischen sofort auch die kirchliche Organisation des neuen Reichsgebietes folgen ließ. Er überzog das östliche Oberösterreich und das westliche Niederösterreich mit einem planmäßig angelegten Netz von erneuerten oder ganz neuerrichteten Kirchen und übertrug die Pfarr-Rechte der meisten dieser Kirchen an das Bistum Passau; andere gelangten zunächst an andere Inhaber, wie Linz an den Hofkaplan Rodland, St. Pölten an das Kloster Tegernsee. Da Passau damals geschlossen alle Altpfarren Westniederösterreichs erhielt, brauchte sein Pfarrnetz im Jahre 836 durch die Übertragung von Kirchbach-St. Andrä gegen Osten, zum Wienerwald hin, nur noch geringfügig abgerundet zu werden! Ohne auf die interessanten Einzelfragen, die sich aus diesen neuen Gesichtspunkten ergeben, in dem uns hier gezogenen Rahmen weiter einzugehen, wollen wir auf die Bedeutung der Urkunde von 823 für Oberösterreich und im besonderen für das Mühlviertel hinweisen. Indem Karl der Große das Urpfarrnetz der Riedmark begründete, tritt er in eine bisher nicht voll beachtete Verbindung mit dem Mühlviertel. In seinem Auftrag erhob sich an der uralten Straße Lorch-Böhmen, auf der Höhe oberhalb des Donauüberganges Enns-Mauthausen, die Pfarrkirche Ried. Sie wurde dem hl. Remigius geweiht und weist mit diesem Patrozinium auf Karl den Großen als ihren königlichen Bauherrn. Ihr ausgedehnter Sprengel erstreckte sich von der Donau zwischen Gusen-Visnitz-Feldaist und Aist-Waldaist bis zur böhmischen Grenze®®, östlich von Ried entstand an der alten Straße Mauthausen-Grein die Michaelskirche Naarn, deren Sprengel sich im wesentlichen mit der Regensburger HerrIm Jahre 1125 ist als Westgrenze der Pfarre angegeben die Linie Kruckenberg (südlich von Lungitz) — Große Gusen — Visnitz bis zum Ursprung (am Kempfendorfer Berg) — Rempelbauer (Wasserscheide zwischen Gusen und Aist) — Kaltenbach (linker Nebenbach der Feldaist südlich von Kefermarkt) — Feldaist. Die Ostgrenze verlief an der Aist—Waldaist; nördlich reichte der Rieder Sprengel bis zur böhmischen Grenze (Oö. ÜB. 1, S. 165 Nr. 110). Im Bereich der passauischen Altpfarre entstanden als Eigenkirchen der Grund herrschaften die späteren Pfarrsitze Wartberg ob der Aist (1111 als Stiftung Sigharts von Wartberg an das Kloster St. Florian erstmals genannt, Oö. UB. 2, S. 141, 144, 154, Nr. 97, 98, 102), Katsdorf (1125 von Hermann von Katsdorf nach St. Florian gewidmet, Oö. UB. 2,S. 163 f. Nr. 110), Lasberg (1125 von Adal bero von Griesbach nach St. Florian gewidmet, Oö. UB. 2, S. 164 Nr. 110), als passauische Gründung Gutau (1122 an St. Florian übergeben, Oö. UB. 2,S. 153 Nr. 102) und Grünbach (1312 erwähnt, Oö. UB. 5, S. 79 Nr. 79). — H. Ferihumer setzt, da die Urkunde von 823 in Ried keine „basilica" nennt, für dieses Jahr nur den Ort an und verlegt die Errichtung der Kirche (Pfarre) erst in den Zeitraum von 990 (Bischof Pilgrim!) bis 1100. „Basilicae" sind jedoch in der Ludwigs-Urkunde nur bei jenen Orten ausdrücklich erwähnt, wo zwei Kirchen bestanden (Ardagger, Saxen), in allen übrigen Orten sind die Kirchen durch die Einleitung der Urkunde vorausgesetzt. Ihrer Zeitstellung und geographischen Lage nach wäre die Remigiuspfarre Ried nicht unter die „Rodungs-", sondern unter die „Christianisierungspfarren" einzureihen.
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