OÖ. Heimatblätter 1960, 14. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Schwertberg (Göritz, Windeck, Winden, Winder, Baierbach), Tragwein (Tragwein, Stransberg, Zudersdorf, Zuderl, Greising, zweimal Lungitz, Zimetz, Baierlehner), Zell bei Zellhof (Fragner, Kren, Winden), Schönau i. M., (Lassing, Sarming, Krened, Pehersdorf®', Baiereder. Baier). Diese Namen setzen im Raum von Zell-Schönau an der Rodungsnamengrenze, also am Südrand des Nordwaldes, aus; hier finden sich auch einige nördlichste Vorposten der Blockflur. Bis zu dieser Linie hat offenbar um 850 die bairisch-slawische Siedlung bezw. ihr erster Ansatz gereicht, von dem die Urkunde spricht. Wie weit die Erschließung bis zum 13. Jahrhundert nach Norden vorgedrungen war, lassen die landesfürstlichen Urbare erken nen, die als nördlichsten Besitz Regensburgs an der alten Straße Zell-Unterweißenbach jenen in Schönau, Straß und Unterweißenbach verzeichnen®®. Die Regensburger Urkunde von 853, die leider im Mühlviertel kein Gegenstück besitzt, gibt uns zwar nur über einen kleinen Ausschnitt der Landschaft Aufschluß, doch können wir ihre Aussage auch auf andere, ähnlich gelagerte Gebietsteile beziehen und dort, wo günstigere Bedingungen vorliegen, eine noch dichtere Besiedlung voraussetzen. 2. Die kirchliche Organisation des Mühlviertels unter Karl dem Großen Noch vor der Regensburger Urkunde tritt uns ein zweites, höchst bedeutungsvolles Dokument der Frühgeschichte des Mühlviertels entgegen. Es ist dies jene am 28. Juni 823 in Frankfurt ausgestellte, in zwei Fassungen vorliegende Urkunde, mit der Kaiser Ludwig (der Fromme) dem Bistum Passau die von Karl dem Großen gemachten Schenkungen bestätigt®®. Der Text dieser vielumstrittenen Urkunde weist daraufhin, daß Karl der Große, nachdem er „nicht ohne große Kampfesmühe das Awarenreich seiner Herrschaft unterworfen hatte. " 1440 Behaimsdorf, 1545 Pehambsdorf; in der Nähe der Ortsname „Böhmgarten". — Die mit „Böhm", „Peham (Behaim)" zusammengesetzten Ortsnamen Oberösterreichs werden mit jüngerer tschechoslawischer Besied lung oder mit dem Personennamen „Böhm" in Verbindung gebracht: F. Stroh, Jb. d. Oö. Mus. Ver. 72 S. 71 ff., 102; E. Schwarz, Die Ortsnamen des östlichen Oberösterreich S. 70 (Pehersdorf), S. 70 (Pömsedt), S. 84 (Böheimschlag, Böhmdorf); K. Schiffmann Erg. Bd. S. 50 (Pehersdorf), S. 73 (Böheim-, Böhm-), S. 74 (Börner). In den älteren Quellen besteht keine klare Scheidung zwischen „Behaim" und „Wint", sodaß mög licherweise „Beham" auch windische Siedler bedeuten kann. „Behaim"-Orte finden sich — nach der Auswahl, die Schiffmann bietet — in Oberösterreich außer Pehersdorf, Gem. Schönau, im Innviertel (in den Gemeinden Schardenberg, Höhnhart, Hochburg/Ach), im Hausruckviertel (Fraham), Traunviertel (St. Ulrich bei Steyr, Wartberg a. d. Kr.), in der Hauptmasse aber im Mühlviertel (Steyreck, Leonfelden, Hirschbach, Waldburg, Weitersfelden, Unterweißenbach, Liebenau, St. Ulrich bei Neufelden, öpping). Ihr Verbreitungsgebiet stimmt also mit den Gebietsteilen Oberösterreichs überein, in denen sich windische Besiedlung auch sonst nachweisen läßt. Die meisten „Behaim"-Namen entfallen auf die Riedmark. Von diesen leiten sich Namen wie Böheimschlag, Gem. Leonfelden (1356 Pehaimslag), Böhmdorf, Gem. Reichental (1365 Pehaimdorff) offenbar von der Lage dieser Orte unmittelbar an der hier vorüberziehenden böhmischen Grenze ab. Böhmlehner (Gem. Waldburg, 1550 Pehamlechen) könnte auf den Grundbesitz böhmischer Adeliger in diesem Gebiet zurückgehen. Die anderen „Behaim"-Orte liegen wie Pehersdorf, Gem. Schönau, durchwegs im Verband von slawischen, „Winden" - oder „Baier"-Orten: Gem. Steyreck: Böhmsedt (1668 Behambsedt) — Tabersheim, Plesching, Pulgarn, Holzwinden; Gem. Hirschbach: Pömsedt (1395 Behemsöd)—Tröbing, Zeirzer; Gem. Weitersfelden: Behamreit (1559 Behaimb, Beham Reyt) — Winau; Gem. Unterweißenbach: Börner (1477 Pömer) — Windhag, Windhing, Winau, Bindreith, Kleined; Gem. Liebenau: Böhm (17. Jh.Behemb)- Windhagmühl; Gem. St. Ulrich b. Neufelden: Pehersdorf (1378 Peheimstorf)-Grazer, Baierach; Gem. öp ping: Pehersdorf (1303 Pehaimstorf)- Dobretshofen,Krenau, Kanten (Kärnten!). — Die mit „Beham" zu sammengesetzten Ortsnamen können also auf windische Siedler hinweisen. Der Regensburger Besitz ist als „Amt Ottos von Zell" im Riedmark-Urbar und im Oberösterreich-Urbar Ottokars II. verzeichnet, da ihn dieser Herrscher dem Hochstift entfremdet hatte (F. Pfeffer, Das Land ob der Enns S. 266 f). Die genannten Besitzstücke erscheinen in der Urbar-Ausgabe von A. Dopsch, S. 113 f. Nr. 153, 154, 160. M Oö. UB. 2, S. 8 ff. Nr. 5 u. 6.

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