Oberösterreichische Heimatblätter an die Donau und bis nach Pannonien^^, verbirgt sich in diesen Grenzangaben ebenfalls der Begriff des römischen Norikum. Ebenso sagt Paulus Diakonus im 8. Jahrhundert, die Provinz der Noriker, die das Volk der Baiern bewohnt, sei im Osten von Pannonien, im Westen von Schwaben, im Süden von Italien, im Norden von der Donau begrenzt^^. Nimmt man alle diese Grenzangaben als Belege der römischen Reichsgrenze an der Donau, dann müßten die Altsiedelgebiete des Mühlviertels, also das Wörth, das Machland, das Gallneukirchener Becken, zu Germanien gezählt haben. Es fehlt auch nicht an Versuchen, auf Grund dieser als fix geltenden Grenzziehung bestimmte Germanenstämme im Mühl viertel zu lokalisieren. Als germanische Bewohner des Mühlviertels wurden u. a. die Naristen (Varisten) in Betracht gezogen^. Nach neuesten Feststellungen hatte aber dieser Stamm seine Sitze in der Nachbarschaft der Markomannen und Quaden im Raum der heutigen Tschechoslowakei^®; auf diese Lage des Stammesgebietes weist auch der Umstand hin, daß die Römer 3000 Familien der Naristen nach Westungarn verpflanzten. Als der Markomannen könig Marbod gestürzt war, setzte Rom zum Herrn der Germanenstämme nördlich der niederösterreichischen Donau den romtreuen Quaden Vannio ein*®. Die Grenzen seines Reiches sind bei Plinius und Tacitus beschrieben; eine einhellige Auffassung, ob das VannioReich östlich oder westlich der March lag, ist jedoch bisher nicht erzielt worden. Kaum aber kann aus dem Bericht des Tacitus, Rom habe die Germanen jenseits der Donau zwischen den Flüssen Marus und Cusus dem Vannio unterstellt, auf eine Ausdehnung des VannioReiches im Norden der Donau „von Wien (Deutsch-Altenburg) bis Linz" geschlossen werden. Wenn sich dieses Reich westwärts der March erstreckte, käme für den Cusus-Fluß bestenfalls der Kamp, aber schwerlich etwa die oberösterreichische Gusen in Betracht. Für die ausgehende Römerzeit gelten die Rügen als Herren des Mühlviertels. Als Hinweis dient jene Stelle in der Lebensbeschreibung des hl. Severin von Eugippius, nach der die Bewohner von Passau an Severin die Bitte richteten, er möge ihnen ein Handelsprivileg bei dem mit ihm befreundeten Rugenkönig Fewa erwirken*'. Damit schien die Erstreckung des rugischen Hoheitsbereichs bis gegen Passau*®, ein rugischer Handelsplatz in der Nähe dieser Stadt*®, angedeutet zu sein. Der Machtbereich der Rügen, die im nördlichen Niederösterreich die Markomannen abgelöst hatten, reichte als „Rugiland" südwärts bis zur niederösterrei chischen Donau, westwärts jedoch nur bis zum Weinsberger Wald®®. Von diesem Gebiet aus hatten die Rugenkönige auch die ihrem Reich gegenüberliegenden Römerstädte am Südufer der niederösterreichischen Donau tributpflichtig gemacht. Diese Oberherrschaft endete an der Enns. Als die romanische Bevölkerung der von den Alemannen und Thüringern I. Ziberraayr, Noricum, Baiern und Österreich^ (1956) S. 78. Noricum siquidem provincia, quam Baiariorum populus inhabitat, habet ab Oriente Pannoniam, ab occidente Suaviam, a meridie Italiam, ab aquilonis vero parte Danuvii fluenta. Mon. Genn. Script, rer. Langob. S. 109. " R. Egger S. 140, 143 f., 145. E. Swoboda S. 48, 216 und Karte S. 13. Zum Folgenden vgl. E. Swoboda S. 34, 207 f. " suppliciter adierunt, ut pergens ad Febanum, Rugorum prineipera, mercandi eis licentiam postularet. Eugip pius, vita s. Severini XXII. E. K. Winter, Studien zum Severins-Problem S. 129. R. Egger S. 157 f., 168 Anm. 20 („germanischer Jahrmarkt bei Passau"). Zur Donau-Grenze des „Rugilandes": Eugippius, vita s. Severini, u. a. V 3, VIII 2,4, IX 1,XXXI 1,4, XXXIII 1, XLIV 3; zur Westgrenze: Atlas von Niederösterreich, Karte: Bodenfunde aus dem 5. bis 10 Jh. in Nieder österreich (H. Mitscha-Märheim, 1958).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2