Oberösterreichische Heimatblätter kontinentaleuropäische Überland-Schienenweg des öffentlichen Verkehrs, die rund 200 km lange Eisenbahn Budweis—Linz —Gmunden, verband Böhmen mit der Donau und dem Alpenraum, sie sollte nach den kühnen Plänen ihrer Schöpfer zusammen mit den Wasser straßen der Donau und Moldau auch Wien und Prag, im weiteren Sinne Schwarzes Meer und Nordsee verknüpfen — die ersten Vollbahnen Österreichs, die Nordbahn Wien—Krakau und die Südbahn Wien—Triest, folgten jedoch den Spuren der alten „Bernsteinstraße". Im heutigen internationalen Reiseverkehr treten infolge der Grenzverhältnisse die NordSüd-Linien Oberösterreichs an Bedeutung völlig hinter der Tauern- und Semmering-Route zurück. Die „Grenzwirkung" des Nordwaldes ist heute vielleicht stärker, als sie jemals in der Geschichte gewesen war. II. Das Mühlviertel — altbesiedeltes Land Karte 3 Als noch wenig Funde der urgeschichtlichen Perioden aus dem Mühlviertel vorlagen, konnte sich die Meinung bilden, der Raum zwischen der Donau und Böhmen sei bis tief ins Mittel alter ein nicht oder fast nicht besiedeltes Urwaldgebiet gewesen und, von einzelnen „Be siedlungsversuchen" abgesehen, erst vom 10. Jahrhundert an in größerem Umfang der Kultur erschlossen worden. Gegen diese — auch heute noch nicht völlig überwundene — Urwald-Theorie wurde allerdings schon vor Jahrzehnten geltend gemacht, daß beträchtliche Teile des Mühlviertels als uraltes Siedelland anzusehen seien^®. Die immer mehr anwach senden Bodenfunde des Mühlviertels, die von der Jungsteinzeit bis zur La-Töne-Zeit reichen", bestätigen diese Erkenntnis in vollem Umfang. Die Aussage der Bodenfunde über die Alt besiedlung bleibt natürlich immer relativ. Künftig aufkommende Funde können das aus diesen Zeugnissen erschlossene Siedlungsbild verändern, verdichten oder erweitern. Auch der bereits vorhandene Fundbestand vermittelt keine gleichmäßige Aussage: in Orten oder Gebieten, wo interessierte Heimatforscher oder Fachleute der Urgeschichtsforschung am Werk sind und für die Bergung und Betreuung der Bodenfunde Sorge tragen, steigt die „Funddichte", während andrerseits infolge des Fehlens einer solchen Obsorge manche Orte und Landstriche „fundleerer" erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind. Trotzdem ist heute der Fundbestand im Mühlviertel bereits so groß, daß das Zufallsmoment weitgehend ausge schaltet ist und sich die Grenzen der Mühlviertler Altsiedlungsräume deutlich abzeichnen. Weitaus die Hauptmasse der Mühlviertler Funde der Jüngeren Steinzeit liegt unterhalb der Höhenlinie von 400 m. Die Streuung der Funde ist hier so dicht, daß man von einem ge schlossenen Siedlungsraum sprechen kann, aus dem sich — nach dem derzeitigen Fund bestand! — nur einzelne, an sich siedlungsfeindliche Kleinräume, wie Pfenningberg und Hohenstein, der Steilabfall des Massivs im Machland und die versumpfte Niederung zu beiden Seiten der unteren Naarn, als unbesiedelt abzuheben scheinen. Etwas dichter mit Funden sind auch die Höhenlagen zwischen 400 und 500 m besetzt. Weit verstreut und viel F. Stroh, Vorgeschichtliche Funde im Mühlviertel. Heimatgaue 1 (1919/20) S. 81—91, mit Fundkartc (Stand 1919) und Verweisen auf das ältere Schrifttum zur Besiedlungsgeschichte des Mühlviertels. Die neueste Zusammenstellung bietet J. Reitinger, Grundriß einer archäologischen Landesaufnahme der ur- tmd frühgeschichtlichen Bodendenkmäler (ausschließlich Römerzeit). Innsbrucker Dissertation 1959. LXX + 462 Maschinschriftseiten.
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