OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Bausteine zur Heimatkunde Der karolingische Königshof zu Linz Die Untersuchungen an der Martinskirche anläßlich ihrer 1947/48 dur.chgeführten Restaurierung haben die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf dieses Bauwerk gelenkt 1 ). In der berühmten Urkunde vom 20. Juni 799 2 ) ist aber nicht nur von der Kirche, sondern auch von der Burg (castrum) die Rede. Neuerdings liegt aber das Hauptgewicht der Forschungen auf der kunsthistorischen Untersuchung der Kirche selbst, wenn auch einzelne Autoren ihre Betrachtungen auf das ganze Martinsfeld ausdehnen (Abb. 1). Zur Verwirrung der Begriffe hat vielfach die neue, in gotischer Zeit entstandene Burg beigetragen, die mit der alten, karolingischen Anlage verwechselt wurde 3 ). Die Lage karolingischer Königshöfe „auf w e i träum i g e m Ge 1ä n des p o r n" ist in Westdeutschland, wo eine Fülle derartiger Anlagen auch aus frühkarolingischer Zeit der Untersuchung zur Verfügung steht, längst bekannt 4 ) . Für die Restsiedlung Wien hat öttinger 5 ) eine ähnliche Lage angenommen, deren Entstehung er aber schon ins VII. Jahrhundert verlegt. Der sich immer wiederholende Grundriß der karolingischen und auch noch zum Teil der späteren Großanlagen zeigt, wie ich nachzuweisen versucht habe 6 ) , die folgenden Eigentümlichkeiten: Die eigentliche Curia liegt an der durch Steilhänge einerseits, durch einen Graben andererseits gut geschützten Spitze des Sporns oder der Erdzunge. An einer Ecke der durch den Graben gebildeten Kehlseite erhebt sich der Turmh ü g e 1, der den neben ihm gegen die Mitte der Kehlseite zu gelegenen Eingang schützt. Den Turmhügel haben wir uns als steilen Kegelstumpf mit einem Ring von Palisaden, wie ihn H o p e - T a y 1o r nach Grabungen rekonstruiert hat, vorzustellen 7 ). In der Mitte dieses Ringes stand ein Holzgebäude. Jenseits dieser Kehlseite mit Turmhügel und Eingang liegt - wohl meist wie in Melk - das Wik auf dem weniger steil abgeböschten und daher minder geschützten Teil des Geländesporns, während ein weiterer Graben den Rücken überquert. Wir können nunmehr auch Linz in den Kreis unserer Betrachtungen, die Turmhügel betreffend, einbeziehen, denn der Stich von Lucas van Valckenborgh 8 ) ex 1594 hat uns einen merkwürdigerweise bisher unbeachtet gebliebenen Beweis dafür geliefert, daß auch hier das Schema der karolingischen Großburg dasselbe war, wie wir es in Melk bewiesen und in Wien, Klosterneuburg und Stillfried vermutet haben, was uns im Hinblick auf die eingangs erwähnte Urkunde von 799 besonders interessieren muß (Abb. 2). Der Augpunkt des Stiches, der ganz Linz und auch dessen südliche Umgebung umfaßt, liegt auf einer Anhöhe am linken· Donauufer, gegenüber dem Martinsfeld, das mit aller Deutlichkeit dem Beschauer seine nördliche, zur Donau abfallende Seite zuwendet. Einzelne Objekte sind zum. Überfluß mit Buchstaben bezeichnet und in der Legende ausgewiesen wie z. B. N Das Sehlos und O Sanct Martin. Das Profil des Martinsfeldes stimmt recht gut mit dem 187

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