OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter Festtagen in Gebrauch, bis zum Umbau 1930, wo sie mit der Orgel auf der Evangelienseite zu einem großen Werke vereinigt und mit der großen Orgel durch eine elektrische Leitung verbunden wurde, so daß von den 2 Spieltischen dieser Orgel alle 3 Werke der Kirche zugleich gespielt werden konnten. Die Verbindung mit der großen Orgel wurde 1951 aufgelassen. Leider treten schon wieder bedeutende Mängel auf, so daß in Kürze zu einer Erneuerung der beiden Chororgeln geschritten werden muß. Die große Orgel Auf dem rückwärtigen Chor ließ vorerst Propst Leopold Zehetner 1629 durch den Orgelbauer Balthasar Neuwirdt die kleine Orgel, die auf dem Lettner stand, aufstellen. Sie wurde 1660 durch den Orgelmacher Daniel Recher aus Garsten repariert. Als der Neubau der Kirche vollendet war, versetzte Leopold Freundt, Orgelmacher in Passau, das unlängst gemachte Positiv (aus der Marienkapelle) auf den großen Chor, er erhielt für diese Arbeit und die Stimmung des Instrumentes 24 fl. Nach kleineren Reparaturen ( 1735, 1738) hat Nikolaus Rummel das am großen Chor stehende Werk vom Grund aus überarbeitet, alle Fehler und Mängel ausgebessert und die Orgel wieder in brauchbaren Stand gesetzt (40 fl) 21 ). Erst Propst Matthäus Gogl (1766-1777) ging daran, der Kirche eine ihrer Größe entsprechende Orgel zu verschaffen. Er schloß deshalb am 24. Februar 1770 mit dem Priester der Diözese Görz und Orgelbauer Franz Xaver Krismann einen Vertrag 22 ), worin sich dieser verpflichtete, innerhalb 2 Jahren eine Orgel mit 2 Manualen und einem Pedal nach einer vorliegenden Disposition zu verfertigen. Er sollte dafür neben der Verpflegung am Prälaten- oder Herrentisch 2000 Gulden Entlohnung und 1200 Gulden für mitgebrachtes Material bekommen. Das Stift mußte außerdem die Arbeiter verpflegen und entlohnen und das übrige Material kaufen. Da die Arbeiter im Meierhof Hohenbrunn verpflegt wurden, ist anzunehmen, daß schon damals das Schloß als Orgelwerkstatt diente. Leider ist die Disposition, auf die der Vertrag Bezug nimmt, nicht mehr erhalten. Jedenfalls wurde die Orgel nicht zeitgerecht fertig, weil der Umfang des Werkes bedeutend vergrößert wurde. Es erhielt nicht zwei, sondern drei Manuale und bei 70 Register, von denen allerdings siebenmal zwei, zweimal drei und einmal sechs auf einen Zug vereinigt waren 23 ) . Der Bau der Orgel begann im März 1770 und dauerte ungefähr 4 Jahre. Der prachtvolle Orgelkasten, in Weiß und Gold gefaßt, ist ein Meisterwerk des Florianer Tischlers Christian Jegg nach einem Entwurf des Ingenieurs Frank, der am 25. 11. 1769 hiefür 16 Gulden 48 Kreuzer bekam. Das Orgelgehäuse wurde 1771 vollendet und kostete 626 Gulden 24 ). Die Erzählung von dem Zerwürfnis zwischen dem Stift und Krismann und von seiner vorzeitigen Abreise oder Entlassung ist in das Reich der Fabel zu verweisen 25 ). Denn Krismann verfaßte für die Kollaudierung der Orgel den Usus novi organi, ein Abschiedsgedicht an den Propst und das Stift, das der Chorherr Aumann in Musik gesetzt 176

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