OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter -------------------------------------- stellung der beiden Chororgeln im schmalen Seitenschiff der neuen Kirche auf den Orgelemporen begründet. Die beiden Orgeln sind 1475 fertig gewesen. Denn der Magister Matthias Steinh'ehler ersucht am 1. 10. 1475 im Auftrag des Propstes den Abt Martin von Gleink, seinen Organisten Johann auf 4 Wochen nach St. Florian zu schicken, um 2 Brüder im Orgelspiel zu unterrichten, ,,damit auch bei uns der Gottesdienst vorschriftsmäßig und lobwürdig verrichtet werde" 3 ) . Der erste Orgelbau fällt also in die Jahre 1473 - 75. Propst Peter Maurer (1508 -1545) ließ 1511 eine neue Orgel bauen, die 1594 noch vorhanden war und die Jahreszahl als Aufschrift trug. Er ließ auch 1512 ein Direktorium 7 ) mit Anweisungen für den Chordienst in der Stiftskirche schreiben. Im Text dieses Direktoriums wird die Orgel noch nicht erwähnt, erst einige Jahre später sind in Anmerkungen Weisungen für den Organisten eingefügt. So heißt am Fest des hl. Florian in einer Anmerkung aus ungefähr 1530: ,,Nach der Epistel der Allelujavers Adesto, was auf der Orgel gespielt wird" oder an der Pfingstvigil steht in einer Schrift des frühen 16. Jahrhunderts in der Fußnote „nach der Wasserweihe beginnt der Organist das Kyrie", während es im Kontext noch lautet: ,,die Sänger beginnen das Kyrie". Der Schreiber des Direktoriums hatte also eine Vorlage ohne Orgelpart vor sich. Erst am Beginn des 16. Jahrhunderts sind die Anweisungen für den Organisten in den Text des Direktoriums eingedrungen. Am 17. 2. 1569 war unter Kardinal Commendone eine päpstliche Visitation in St. Florian, die als besondere Anerkennung vermerkt: ,,Sie haben zwei Orgeln und auch einen Organisten". über den liturgischen Gesang berichtet die Kommission weiter: ,,Sie halten einen Lehrer, der Buben im Lesen und Singen unterrichtet, auch arme Jungen, die sie im Kloster unterrichten, bei 35. Diese verrichten auch Kirchendienste und Chorgesang. Es kommen auch viele andere Buben vom Lande zu diesem Lehrer und werden unterrichtet, bei 80. Sie singen viele Messen, an einem Tag der Woche auch ein Amt zu Ehren des hl. Florian und jeden Donnerstag singen sie außer der Tagesmesse ein Amt zu Ehren des hl. Sakramentes" 8 ). Georg Aurifaber erzählt in seiner Propstgeschichte, daß Georg Freuter (1583 - 1598) die Orgeln reparieren und mit neuen Blasbälgen versehen ließ 9 ) . 1596 bezahlt der Propst dem Organisten zu Wels 12 Gulden, weil er das Regal und andere Instrumente hergerichtet und gestimmt hat 10 ). Propst Georg hat auch eine große neue Orgel angeschafft. Denn der Chorherr Augustin Pscharr berichtet in seinem Catalogus omnium Canonicorum reg. S. Floriani ( 1814), daß Propst Freuter die weitaus größte Orgel im damaligen Oberösterreich erbauen ließ. Im Inventar, das nach dem Tode des Propstes Veit Widmann (1600 - 1612) angelegt wurde, werden in der kaiserlichen Tafelstube ein Regal mit Pedal, das in schwarzes Trühel gesetzt werden konnte, ferner noch zwei doppelte Instrumente, eines davon mit Pfeifen und ein einfaches niederländisches Instrument angeführt 11 ). 1627 ließ Propst Leopold Zehetner (1612 -1646) noch die Orgeln stimmen, die kleine Orgel durch Hans Ulrich Schreyer, Orgelmacher in Steyr, ausbessern 172

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