OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter weder Art waren strenge Bestrafungen vorgesehen. 1811, als das Ausbleiben von den Übungen immer mehr zunahm, wurden dafür Geldstrafen festgesetzt; so hatte der Kommandant 10 fl, ein Offizier 5 fl, ein Feldwebel 2 fl, ein Unteroffizier 1 fl und Bürger und Spielleute 15 kr zu zahlen. Außerdem wurde von denjenigen Bürgern, die dem Korps nicht beitreten wollten, ein jährlicher Ersatzbetrag verlangt, der sich bei Gewerbetreibenden zwischen 2 - 10 fl bewegte und für Tagwerker 30 kr betrug. Die Uniform bestand aus einem französischblauen Rock mit rotem stehendem Kragen, roten Aufschlägen an den Armeln und einer Reihe weißer Knöpfe versehen, weißer Weste, weißen langen Hosen und Stiefeln. Um den Hals wurde ein schwarzes Halstuch mit weißem Vorschlag getragen; der Hut war gestolpt und beim Gemeinen ohne Federbusehen; der Unteroffizier trug einen weißblauen, der Oberoffizier einen weißen und die Spielleute einen roten „Buschen". Diese Uniformen wurden 1839 durch Beigaben prachtvoller gestaltet. Der erste Major des Bürgerkorps war Norbert Stummer. Die Anfangszahl der Gemeinen betrug 66. Mit den Jahren ließ allerdings die anfängliche Begeisterung nach, Unpünktlichtkeit und Nichterscheinen zum Dienst riß immer mehr ein, so daß das Korps oft der vollkommenen Auflösung nahe war; es hielt sich aber trotz allem bis 1848. War das Bürgerkorps auch hauptsächlich zur „Verherrlichung" von Festen gegründet worden und um die jungen Leute auch schon vor ihrer Militärdienstzeit mit den Waffen vertraut zu machen, so hatte es doch auch während des Krieges von 1809 einiges geleistet. Es wurde z.B. vom Streifkommando des Rittmeisters von Memningen im Mai 1809 zu Militär- und Piquetdiensten herangezogen. Dann wurden im selben Jahr drei Züge des Bürgerkorps nach St. Nikola abgeordnet, um die dort eingedrungenen feindlichen Soldaten (42 Mann) vor Plünderungen und Exzessen abzuhalten. Die Greiner nahmen die Franzosen samt ihren Waffen gefangen und retteten so den Markt St. Nikola. Als der Lahbauer in Saxen mit seinem Knecht 52 Sachsen gefangen und diese nach Grein überstellt hatte, wurden sechs Mann vom Bürgerkorps bestimmt, diese zum nächsten k. k. Militär-Streifkommando bei Rohregg in Niederösterreich zu bringen und sie führten diesen Auftrag ordentlich aus. Man sieht also, das Greiner Korps machte nicht nur bei Paraden Aufsehen, sondern wußte auch im Ernstfall seinen Mann zu stellen. Vor den Augen des Lesers rollte ein Kapitel aus Greins schwersten Tagen ab; durch Tüchtigkeit und Fleiß aber gelang es den Bürgern der Stadt immer wieder, die mißlichen Zeiten zu überwinden und geordnete Zustände und Wohlstand von neuem zu errichten. Anmerkung 1 ) An Material für diese Arbeit wurden ausschließlich die die Franzosenkriege betreffenden Aktenbände im Greiner Stadtarchiv benützt und zwar die Bände 228 und 229 für die Geschehnisse des Jahres 1805/06 und 1814, 230, 231 für die Jahre 1809/10 und schließlich der Band 233 (Bürgerkorps). 158

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