OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter Am 12. Dezember sollte wieder ein Spitaltransport, und zwar 50 Mann vom großherzoglich baadischen Regiment auf einige Tage nach Grein kommen; der Magistrat erhob dagegen Protest, denn die so bedrückte Stadt sei nicht in der Lage, wieder auf einige Tage die kostspielige Ernährung für Kranke herbeizuschaffen, da außerdem noch Wassertransporte und zwei Spitäler unterwegs seien. Kurze Zeit später hielten Teile vom 8. französischen Husarenregiment ihren Einzug mit 40 Mann Chasseur a cheval, welche zur Dienstleistung beim Generalstab kommandiert waren. Dieses Standquartier, das bis zum 2. Jänner 1810 in Grein blieb, zählte 37 Stabsoffiziere, 355 andere Offiziere, 157 Wachtmeister, 53 Sergeanten und 2415 Gemeine. Sie waren in den Häusern Nr. 1, 4 - 6, 8 - 11, 14- 22, 24, 26 - 37, 39 - 63, 65 - 72, 74 - 79, 83 - 90, 92, 93, 95 - 97, 100 - 105, 107 - 109, 111 - 115 untergebracht. Der General wohnte im Schloß. Seine gute Bewirtung dort sprach sich herum, so daß auch andere Offiziere das Verlangen verspürten, auf Greinburg zu speisen. Folgender Brief gibt Zeugnis davon: ,,Hochzunehmender Herr Pfleger! Wiederum eine neue Last: Eben kömmt der Adjudant vom Herrn Obersten Baron Carignan zu mir und sagt, weHen der Herr General im Schloß so gut bewirtet wäre, wi.11 er und vier Herren Offiziere im Schloß essen und zu diesem Ende auch um 4 Uhr hinauf gehen; Herr Adjudant sagte, er habe heute früh schon die Nachricht hinauf geschickt, als ich mit dem Doktor Schober nach Saxen fuhr, und mich zu di:eser Erinnerung nicht gefunden hat. SoHten Sie nicht gewußt haben, so müssen Sie zu kochen anfangen lassen, denn wenn sie einmal was im Schädel haben, so kann man es ihnen nicht leicht mehr ausreden. Grein, den 30. Dezember 1809. Rösner." Rösner war der damalige Bürgermeister der Stadt Grein. Als Erledigung schrieb der Pfleger auf den Brief: ,,Fiat. Es gescheh in Gottes Namen. Hutterer." An Verpflegsgeld durfte von den Quartiergebern für einen Offizier 4 fl verrechnet werden, für einen Wachtmeister 3 fl 30 kr, für einen Korporal 3 fl und für einen Gemeinen 2 fl 30 kr. Die 3. Eskadron dieses Husarenregimentes blieb nicht bis zum 2. Jänner in der Stadt, sondern rückte schon am 27. Dezember vormittag von Grein ab. Wenige Tage vorher jedoch, am 22. Dezember, hatte die Besatzung der Stadt durch 218 Mann berittener französischer Soldaten Zuwachs erhalten. Am 19. Jänner schließlich traf noch ein Spital mit 135 Mann in Grein ein. Durch diese zahlreichen feindlichen Durchmärsche, besonders durch die beiden langdauernden Kavallerie-Standquartiere, geriet das Distriktskommissariat Grein in einen Haferschuldenstand von 1109 Metzen und forderte deshalb von den Pfarren Kreuzen, St. Thomas und Pabneukirchen Rückersatz. Die Stadt Grein, die ja schwer genug gelitten hatte, St. Nikola, das schon über seine Pflicht geliefert hatte und die Gemeinden Panholz, Wetzelstein und Schönfichten, die selbst starke Kavallerieeinquartierungen zu ertragen hatten, waren von dieser Abgabe befreit. 154

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