OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter deten wurden nach Mauthausen gebracht. Mit ihrer Entfernung war der letzte Rest der Einquartierung abgezogen. Doch schlimm stand es nun um die Bürger der Stadt Grein, die durch den unausgesetzen Durchmarsch der feindlichen Truppen, teils zu Wasser, teils zu Land, durch deren Verköstigung und durch Standquartiere schwer geschädigt worden waren. Die Besitzer der kleineren Häuser, die weitaus die Mehrzahl ausmachten, konnten nun ihre Steuern nicht mehr bezahlen und waren genötigt, trotz des sichtlichen Verlustgeschäftes ihre Häuser zu ·verkaufen. Außerdem war die Bevölkerung von Grein seit jeher nicht allzusehr mit irdischen Gütern gesegnet, wie wir aus einem damaligen Bericht erfahren: Die am schlimmsten betroffenen Personen in der Stadt selbst waren: die Wirte Johann Georg Sturm und Joseph Wieder und der Fleischacker Anton Ferner, die von den französischen Soldaten vollkommen ausgeplündert worden waren und auch einen Großteil ihrer Einrichtungsgegenstände durch mutwillige Zerstörung eingebüßt hatten. Die beiden ersteren traf dieses Unglück umso ärger, als sie erst vor kurze~ Zeit ihre Häuser mit beträchtlicher Schuldenlast übernommen hatten. Anton Ferner stand nahe vor dem Konkurs. Zur Vergrößerung des Mißgeschickes trug auch das Nervenfieber bei, das nach der französischen Besatzung viele Opfer forderte und von dem auch diese drei Familien betroffen worden waren. Viel hatten auch die Handwerker, nicht nur während der Besetzung, sondern auch in der darauffolgenden Zeit zu leiden. Handwerkzeug und Material war ihnen vielfach verloren gegangen und ob der allgemeinen Armut und Einschränkungen stockte jedes Gewerbe. So ging es z.B. dem Weber und Piquetmacher Matthias Reindl, der mit etlichen unmündigen Kindern in drückenden Schulden leben mußte; ähnlich auch dem Weißgerber Karl Gutmayr und dem Binder Joseph Edlinger; diesem waren sogar die Kleider vom Leibe gezogen und ihm sein vorrätiges Bindholz verbrannt worden. Matthias Taschl, ein Steinbrecher, mit einem kränklichen Weib und mehreren unmündigen Kindern, hatte alles den Soldaten geben müssen und konnte sich nichts verdienen, da die Steinbrüche nicht betrieben wurden und er sonst keine Arbeit gelernt hatte. Den 80 Jahre alten Kleinhäusler Karl Kaufmann trieb die Not, um Brot zu betteln. Selbst Norbert Stummer, der seit 1805 der einzige Schiffmeister in Grein war, nachdem Karl Dechant seinen Beruf nicht mehr ausübte, litt Not; die Franzosen hatten ihm seine Schiffe teils weggenommen, teils miniert und die Ladungen, hauptsächlich aus Holz, Schindeln, Weinstecken, Pfosten und Laden bestehend, teils verbrannt, oder in die Donau geworfen. Außerdem wurde 1806 fast keine Schiffahrt betrieben, worunter auch z.B. der Schiffmann Michael Schuster, der sonst ebenfalls kein Gewerbe verstand, schwer litt. Man könnte diese Liste beliebig verlängern. Doch nicht nur die Stadtbewohner, sondern auch die Bauern der Umgebung hatten oft alles eingebüßt, so daß sie bis zur nächsten Ernte der größten Not entgegensahen; in manchen Höfen hatten die Franzosen auch das Saatgetreide für den Sommeranbau requiriert. Der größten Not der Greiner wurde nun durch Beteilung aus 150

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