Oberösterreichische Heimatblätter Die ersten feindlichen Truppen rückten in Grein am 8. November ein, und zwar waren dies Soldaten der französischen und batavischen Armee unter dem Kommando des Marschalls Mortier, die in einer Stärke von angeblich 84.000 Mann durch das untere Mühlviertel nach Stein und Krems zog. Die Anwesenheit dieser Truppe dauerte bis zum 15. November, wobei die Zahl der Einquartierungen fast täglich wechselte; anfangs waren es über dreihundert Mann, die untergebracht werden mußten. Es waren dies Kampftruppen, die außerdem in einen bisher von den Kriegsgeschehnissen nicht berührten Ort kamen. Die Gesamtmenge der vollzogenen Requisitionen, Plünderungen und ähnlicher Handlungen, die unter den verschiedensten Titeln getätigt wurden, war auch dementsprechend groß. Die Summe des Gesamtschadens im Distrikte Grein (Stadt Grein, Dörfer Greinburg, Ufer, Pannholz, Lehen, Hermann und Lettental) betrug 38.679 fl 36 kr, davon entfielen auf die Stadt allein 28.697 fl 48 kr. Hier wurden 2 Schiffe, 74 Paar Stiefel, 236 Paar Strümpfe, 185 Hemden und 90 Metzen Mehl requiriert. Dazu kam dann die normale Verpflegung, deren Mengen an die Vorratskammern der Bürger keine geringen Anforderungen stellten. Um nur Einiges zu nennen, verbrauchten die Soldaten während ihrer Anwesenheit in der Stadt 7354 Laib Brot und 30 Metzen Mehl, 7894 Pfund Ochsen-, Kalb-, Schaf- und Schweinefleisch, 175½ Eimer Wein, 8½ Eimer Branntwein, 93·'12 Eimer Bier, 34 Eimer Most, 199¼ Pfund Zucker, 129 Pfund Kaffee, 494 Pfund Schmalz, 135 Pfund Butter, 2115 Stück Eier, 228 Klafter Brennholz, 369 Pfund Unschlittkerzen und verschiedenes mehr. Besonders die Knappheit dieses letztgenannten Artikels machte sich bald sehr unangenehm bemerkbar. Zur Schätzung des „subministrierten" Schlachtviehes waren die Fleischhauer Georg Sturm und Joseph Hofer, Johann Girtler und Anton Ferner bestimmt. In diesen Monaten mußten die Schiffleute Joseph Kogler und Virgil Walchshofer zahlreiche Fahrten nach Mauthausen, Stein, Emersdorf, Marbach und Sarmingstein machen. Walchshofer hatte meist die schwierigeren Fuhren zu erledigen; so hatte er z.B. einmal zwei Fuhren mit französischen Ordonanzen nach Stein und mußte auf Befehl Tag und Nacht fahren; am Ziele angekommen ging er wie gewöhnlich seiner Zillen verlustig. Ein andermal mußte er mit einem „Kelhamer" mit französischen Kanonen von der „Linde" weg nach Spitz als Nauförge fahren. Wegen der Schlacht bei Dürnstein mit den Russen war er dort zwei Tage angehalten worden und mußte verschiedene Fahrten ans jenseitige Ufer durchführen. Als diese Truppen abzogen, wurde er zu zahlreichen Fahrten durch Strudel und Wirbel herangezogen, um den Abmarsch zu beschleunigen. Im selben Monat November noch, der den Greinern schon so viele Opfer gekostet hatte, kam außerdem vom Kreisamt der Befehl an den Distrikt Grein, innerhalb einer Woche 102 Kaputröcke und 102 Paar Schuhe zu liefern. Ganz Österreich ob der Enns hatte damals 60.000 Kaputröcke und 3.000 Paar Stiefel binnen kürzester Zeit zu stellen. Zur Anfertigung wurden genaue Beschreibungen und auch Musterstücke an die Kommissariate gegeben. Die Röcke durften nicht aus zu grobem, sondern nur aus mittelfeinem Tuch sein; die Farbe 148
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