Fröhler: Zur Geschichte der Schule und des Schuldramas der Jesuiten in Steyr des Portals die Statuen des hl. Aloysius und Stanislaus Kostka gesetzt, sondern auch das Theater, offenbar ein Theatersaal, welches hier zum ersten Male eindeutig als solches belegt ist, wurde ausgemalt und erhielt ein neues Aussehen (,,theatrum totum novam formam ab eleganti penicillo acceperit"). Von den vier Unterklassen wird berichtet, daß sie „pia spectacula in scenam dedere", von denen nur zwei dem Titel nach erwähnt werden: ,,Eleemosyna seu Avarus conversus" und „Judaeus signo Sanctae Crucis resipiscens" 67 ) . Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß je zwei der Unterklassen gemeinsam ein Drama aufführten. Im Jahre 1739 findet der neue Lehrplan auch in Steyr Eingang. Die 140 Schüler des Gymnasiums bezeichnet der Chronist als „omnes virtute & elegantiore literatura secundam novam methodam industrie institutos". Auch die Rhetorik deklamiert bereits nach den neuen Anweisungen, denn es heißt weiter: ,,Recepto more declamatum soluta, ligataque eloquentia recentiore instituto", während von den vier Unterklassen Akademien veranstaltet wurden „pari & gratia novitatis & praeclari in eruditione profectus emolumento 58 ). Der Geist der Aufklärung, der eigentlich das Ende des barocken Christentums, dessen typische Vertreter die Jesuiten sind, ankündigt, hält nun auch in der Steyrer Schule seinen Einzug. Auch die Aufführungen, auf die nur allgemein ohne genaue Titelangabe Bezug genommen wird, spiegeln den neuen Geist. Der Hinweis in den Litt. Ann. dieses Jahres: ,,Reduxere & bino dramate scenae siparium, quorum alterum cothurno tragico solidam commendationem tulit; alteri Plautinis salibus ampliter insperso multos spectatoris risus, amplissimi instar plausus fuit" zeigt uns, daß man geneigt war, der besseren Unterhaltung des Publikums wegen auf einen alten Stoff des Jesuitendramas, die Komödien des Plautus zurückzugreifen. Auch die Schulbibliothek erfährt einen weiteren Ausbau, was offenbar auch mit dem neuen Lehrplan und der neuen Lehrmethode zusammenhängt. In Verbindung damit kann man auch in Steyr ein überwiegen der historischen Stoffe gegenüber denen der Heiligenlegende feststellen, auch wenn dies infolge der lückenhaften Überlieferung keineswegs so stark in Erscheinung tritt, wie es tatsächlich gewesen sein muß. 1740 wird „Perseus, Rex Macedonum" als Prämienspiel aufgeführt, im folgenden bringen die Schüler der Rhetorik den griechischen Philosophen und Begründer der dritten Akademie in Athen, Carneades unter dem Titel „Carneadis legatio" auf die Bühne, während die Grammatikschüler sich mit einem Stoff der österreichischen Geschichte unter dem Titel „In Otocarum Regem Percussores immissi" beschäftigten; nur die Elementarklasse bleibt dem bisherigen Genre, der Heiligenlegende, mit einer Aufführung des „B. Hermanus", deren Stoff wohl mit dem des „Hermanulus" des Jahres 1634 identisch ist, treu 59). 1742 wird außer der stark gesunkenen Schülerzahl - sie betrug nur 100 - von Schule und Theater nichts berichtet. öffentliche Aufführungen mußten wohl wegen der im Zusammenhang mit dem Regierungsantritt Maria Theresias auftretenden kriegerischen Ereignisse unterbleiben. Bereits 1741 klagt der Chronist über drückende Einquartierungen 60 ). 141
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