OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterrelchlsche Heimatblätter jugend, obwohl der Chronist die ganze Feier der Glockenweihe eingehend schildert 50 ). 1717 wird das Wohnhaus der Patres eingerissen und ein neues an dessen Stelle erbaut 51 ). Für 1718 findet sich nicht nur die Schülerzahl (117) festgehalten, sondern auch eine Dramenaufführung, die sich ihr Thema aus der Geschichte der Missionstätigkeit des Jesuitenordens holt und deren Helden japanische Märtyrer des siebzehnten Jahrhunderts waren 52 ). Auch für die Jahre 1722 bis 1731 können wir auf Grund der vorhandenen Aufzeichnungen drei öffentliche Dramenaufführungen im Jahr als Minimum in diesem zweiten Abschnitt der Entwicklung des Schuldramas in Steyr voraussetzen. In der Regel sind in jenen Jahren je zwei Klassen mit einem Theaterstück pro Schuljahr an die Öffentlichkeit getreten 53 ) . In jenen Jahren finden auch die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kollegs eine wesentliche Besserung durch die testamentarische Schenkung der Steyrer Bürgersfrau Hohenleitner im Betrage von 5.500 Gulden. Dieser Betrag ermöglicht es den Jesuiten, nicht nur eine Restschuld von 1.500 Gulden zu begleichen, sondern auch noch einen beachtlichen Rest auf Zinsen·anzulegen 54 ). Das Jahr 1732 bringt die Hundertjahrfeier des Kollegs, die selbstverständlich festlich begangen wird und in deren Rahmen auch eine Theateraufführung eingebaut war, für die der Anlaß das Thema liefert, wie der Titel „Sacrificium Seculare centenariae Pastorculae" besagt. Sie erhält durch •die Anwesenheit zweier Benediktineräbte (Gleink und Garsten) besonders festlichen Charakter. Im nächsten Jahr (1733) treten die 122 Schüler zählenden sechs Klassen mit drei Dramen an die Öffentlichkeit, und zwar wurden aufgeführt: ,,Pertharitus et Gundebertus a morte Ariperti Longobardorum regis filii bini regnum inter se partiti, & hinc animis quoque dissidentes", ,,Religio Christiana aetate etiam in tenera & ferro, & flammis superior in Jacobo nobili adolescente martyrio affecto" und als drittes „Convivium innocentiae in quodam puello innocentissimo eremi incolae ad Jesuli simulacrum quoddam prandioli quotidie eremi portitante" 55 ). Auffällig sind die langen und umständlichen Titel dieser Zeit, die einer kurzen Inhaltsangabe gleichkommen. Die Dramenaufführungen des Jahres 1734 erledigt der Chronist mit dem Hinweis „Lusum & hie de more in theatro", für 1735 berichtet er von drei, 1736 von zwei öffentlichen Aufführungen. 1736 beging die Studentenkongregation die Feier ihres hundertjährigen Bestandes, die eigentlich schon im Vorjahre fällig gewesen wäre. Sie begann mit einem Turmblasen am Vorabend (pridiano vespere clangores tubarum pronunciavere hebraeo more). Am MariaHimmmelfahrtstag selbst fand eine Prozession mit Fackeln und Kerzen statt, und in der Kirche ein gesungenes Hochamt, bei dem zwölf Fackelträger assistierten, die nach Art spanischer Edelknaben gekleidet waren. Den Tag beschloß ein anderthalbstündiges Konzert, das sich guten Zuspruchs erfreute 58 ). Im folgenden Jahre (1737) wurde nicht nur das Kirchenportal, das dem Bericht nach schon einzustürzen drohte, neu gerichtet, auf die beiden Säulen 140

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