Oberösterreichische Heimatblätter Joannis Damasceni a Beatissima Virgine restituta" gegeben, an welchem das ganze Gymnasium „theatrali apparatu" beteiligt war und dessen Aufführung zahlreiche Adelige beiwohnten. Das Stück gefiel so gut, daß es zweimal aufgeführt werden mußte, eine Tatsache, die sich in der Geschichte des Jesuitentheaters in Steyr im ganzen nur dreimal belegt findet 44 ). Doch wurde die sich anbahnende ruhige Entwicklung durch die Jahre der Türkenkriege, welche Unruhe, Unsicherheit und schwerste Belastungen anderer Art mit sich brachten, neuerdings unterbrochen. Die Einquartierung kaiserlicher Soldaten, die immer wieder aufflammenden Bauernunruhen u. dgl. waren der Entwicklung des geistigen Lebens jedenfalls wenig förderlich und mehrmals berichtet der Chronist in diesen Jahren von den Schäden, die das Kolleg erlitt, obwohl man die wertvolleren Gegenstände aus der Kirche, der Bibliothek und Apotheke ohnedies an einen sichereren Ort verbracht hatte 45 ). Den unruhigen Kriegszeiten entsprechend wurden Bittgottesdienste und Bittprozessionen abgehalten, und auch die festlicher begangenen Tage des hl. Franz Xaver und des hl. Ignatius bleiben auf den Kirchenraum beschränkt und sind vor allem der Bitte um Abwendung der Kriegsgefahr geweiht. So ist es auch verständlich, daß man in jenen Jahren von öffentlichen Aufführungen absah. über diese schwierige Zeit halfen wieder die Holzlieferungen der Herrschaft Steyr und die Getreidelieferungen der Prälaten von Kremsmünster und St. Florian hinweg, und nach der endgültigen Beseitigung der Türkengefahr scheint das Kolleg im ganzen wieder eine ruhigere Entwicklung genommen zu haben. Doch hören wir bis 1697 nur selten von Aufführungen, obwohl kein Zweifel besteht, daß in der Schule das Drama nach wie vor geübt und gepflegt wurde und alljährlich mit Ausnahme des Jahres 1683 mindestens eine öffentliche Aufführung stattfand, wie es z.B. für 1688 sicher belegt ist 46 ). In all diesen Jahren hören wir nur einmal, und zwar 1686, etwas Genaueres über die Theatertätigkeit der Studenten in Steyr. Aus Anlaß der Siege über die Türken führen sie eine prächtige Allegorie auf, die den Titel „IEOVA - Austria Exclusit Jugo Orientis Ungariam ausweist. Am Ende der Vorstellung wurden die Prämien durch Theodor von Weißenberg verteilt. Einen weiteren Anlaß für schauspielerische Betätigung bot die im gleichen Jahre erfolgte Ernennung des Grafen Franz Joseph Lamberg zum Landeshauptmann, der im Vorstadtgarten der Jesuiten empfangen und von den Schülern der einzelnen Klassen zu seinem neuen Amte beglückwünscht wurde. Ferner wurde von einer Hirtenschar, die um einen Hügel versammelt war, auf dessen Kuppe ein Lämmlein weidete, eine Ekloge aufgesagt und getanzt 4 ' ). Bei dieser Vorstellung war sicherlich die gesamte Schülerschaft anwesend, deren Zahl sich damals bei 100 bewegte. Wir übergehen die kargen Mitteilungen der nächsten Jahre, die im allgemeinen nur von Schäden, Schenkung~n u. dgl. berichten, von Dingen also, die in diesem Zusammenhang von geringem Wert sind. Dieses Schweigen über Schule und Drama wird ganz unvermittelt unterbrochen und gibt uns einen Einblick in Verhältnisse, wie wir sie wohl für eine Reihe von Jahren, ja bis zum 138
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