Oberösterreichische Heimatblätter hältnissen geben dem Bauwillen neuen Auftrieb. So wird auf Grund einer Stiftung des Georg Friedrich Koller, Pfarrers in Sierning, im Jahre 1651 das Seminar zum hl. Schutzengel in einem Gebäude in unmittelbarer Nähe des Kollegs eingerichtet 32 ). Die alten Bürgerhäuser, die beim Einzug der Jesuiten im Jahre 1632 für die Zwecke des Kollegs adaptiert worden waren, erwiesen sich nun als zu klein und ungeeignet. So sah man sich gezwungen, an den Bau eines neuen Kollegs zu denken, zu dem am 17. September 1657 der Grundstein gelegt wurde 33 ). Binnen Jahresfrist wurde der eine, an der Ostseite der Kirche gelegene und zur Enns blickende Flügel von den Grundmauern bis fast zum ersten Stockwerk aufgeführt und auch der Hof zu beiden Seiten der Kirche mit einer Mauer umgeben. Dieser Flügel erhielt 1659 das Dach und wurde zwei Jahre später vollendet 34 ). Doch ist damit der Bedarf noch keineswegs gedeckt, und so bemüht man sich denn um den Ausbau der restlichen zwei Flügel. Die Geldmittel waren recht knapp, daher verhandelt der Rektor P. Jakob Topff mit dem Rat der Stadt wegen Nachlaß der noch verbliebenen Hälfte der Schuld auf den überlassenen Bürgerhäusern und. Bewilligung einer Bausteuer in Höhe von 400 Rheinthalern. Diese Verhandlungen, die sich von 1662-1664 hinziehen, bringen dem Kolleg schließlich doch den gewünschten Erfolg 35 ) . Ferner gelingt es dem Rektor, vom Rat der Stadt ein Darlehen in der Höhe von 12.000 Gulden zu erhalten 36 ). Nun erst war der Weiterbau des Kollegs endgültig gesichert, und 1665 wurde der zweite Flügel vollendet und die Fläche zum Bau des dritten vorbereitet, der im Laufe der nächsten zwei Jahre wenigstens bis zum ersten Stockwerk aufgeführt werden konnte 37 ). So ausführlich der Chronist dieser Jahre gelegentlich über den Fortgang der Arbeiten am Kollegbau berichtet, so wortkarg ist er in Bezug auf die Schule und das Drama. Von 1651 bis 1679 findet sich eine einzige mit Titel belegte Aufführung, nämlich das als Prämienspiel 1669 aufgeführte „Ansberta, seu fides conjugalis", daneben nur für 1653, 1664, 1678 und 1679 allgemeine Angaben, die sich auf Theateraufführungen beziehen. Doch liefert uns schon die Bemerkung des Jahres 1653 - Scholae inferiores eodem numero quo anno superiore, dramatis, declamationibus, idque genus exercitiis publicis nihil absimile habuerunt annis praeteritis - den eindeutigen Beweis, daß auch in Steyr die öffentlichen Theatervorstellungen der Jesuiten zur regelmäßig geübten Gewohnheit geworden waren, was durch die weiteren Belege in vieler Hinsicht noch unterstrichen wird. Der Grund für das Zurücktreten des Dramas und der Schule dürfte nicht zuletzt in den finanziellen Schwierigkeiten, die Kirche und Kollegbau verursachten, zu suchen sein, die dem Chronisten gegenüber den routinemäßig gebotenen Vorstellungen der Schulbühne viel wichtiger scheinen mußten. Bedeutsamer als diese war ihm offenbar auch die Errichtung der Sodalitas Agoniae Christi in Cruce (Todesangstbruderschaft), die am 27. Jänner 1657 feierlich begangen wurde. Diese Bruderschaft wurde bald zu einem bedeutenden Faktor der Seelsorge, umfaßte sie doch im Jahre 1665 bereits an die 2000 Mit136
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