Fröhler: Zur Geschichte der Schule und des Schuldramas der Jesuiten in Steyr gehen, daß durch dieses Stück der eigene Sieg über die Feinde der Kirche allegorisch dargestellt werden sollte. Im folgenden Jahre (1637) geht am Schulschluß „S. Celsus" über die Bühne 14 ). Der innere Aufbau der Schule ist nun schon so gefestigt, daß man zu Beginn der Herbstferien des Jahres 1638 den Mut hat, die Leistungen der Schüler auf dramatischem Gebiet vor die Kritik einer größeren Öffentlichkeit zu stellen, und zwar geschieht dies mit dem Stück „Tutelaris Genius", das im Hof des kaiserlichen Schlosses zu Steyr aufgeführt wurde und sicherlich mit einer prächtigen Ausstattung prunken konnte. Die Prämien verteilte Graf Johann Maximilian von Lamberg 15 ), über dessen Einladung wohl auch der Schloßhof als Aufführungsort gewählt wurde. Die öffentliche Darbietung des nächsten Jahres (1639) greift mit dem Stück „S. Susanna Virgo Martyr" 16 ) auf das Stoffgebiet der Heiligenlegende zurück. Doch scheinen die Schüler des Gymnasiums nicht nur gute Schauspieler gewesen zu sein, sondern auch damals schon an lärmenden Unterhaltungen Gefallen gefunden zu haben, so daß sich der Rat der Stadt veranlaßt sah, sich „wegen an den unschuldigen Kindlstag zwischen Herrn Stattrichter sambt seinen Butteln und Gerichtsdiener, der theils studiosen, bei nechtlicher weil fürgelassenen tumult, über tractierungen und injurien" bei denJesuiten zu beschweren17 ). Das Jahr 1640 bringt ein für die Geschichte des Ordens bedeutsames Ereignis. Wie in allen übrigen Niederlassungen der Jesuiten wird auch in Steyr das hundertjährige Bestehen des Ordens in prunkhaftem, festlichem Rahmen begangen. Aus dem ausführlichen, eigens über die verschiedenen Feiern verfaßten Bericht 18 ) seien nur einige wenige Steyr betreffende Tatsachen herausgegriffen, die eine kleine Vorstellung von der Bedeutung des Festes geben mögen. Die Feier begann bereits am Sonntag vor dem Feste des hl. Ignatius und dauerte acht Tage. Sie wurde mit einem Festgottesdienst eingeleitet, dem sich eine Prozession von der Pfarrkirche zur Michaelerkirche anschloß, an der die Prälaten der Klöster Gleink, Steyr-Garsten und Kremsmünster mit vielen ihrer Konventualen, sowie auch die Kapuziner und Dominikaner von Steyr teilnahmen. Den Angehörigen der teilnehmenden Orden wurde im Gartengebäude ein Festmahl gegeben. Den Abschluß der Feierlichkeiten bildete die Schuljugend, die natürlich bei diesem Anlasse nicht fehlen durfte und zum Schulschluß die ganze Lebensgeschichte des Ordensgründers unter dem Titel „Ignatius miles, Paenitens, studiosus, Religiosus gloriosusque" in einer zweitägigen Aufführung auf die Bühne stellte. Die Prämien verteilte der Propst von Spital a. P., Nikolaus Aliprandus de Thomasis, den, wie der Chronist vermerkt, sowohl das Kollegium als auch die Schule mit Recht als Vater und Gönner bezeichnet. Der Aufwand für diese Aufführung war wohl gewaltig. Dies läßt nicht nur die Bedeutung des Anlasses, sondern auch die Länge des Stückes, wie auch die Bemerkung des Chronisten „apparatu non levi" als sicher annehmen. Im folgenden Jahre (1641) wurde „Nefarius ille infanticidae Herodes furiis actus" (Jener Ruchlose vom Zorn zum Kindesmord angestachelte Herodes) auf 133
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