OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Fröhler: Zur Geschichte der Schule und des Schuldramas der Jesuiten in Steyr Zur Geschichte der Schule und des Schuldramas der Jesuiten ln Steyr (1630 - 1773) Von Josef Fr ö h 1er (Linz) Zum erstenmal hören wir vom Besuche eines Jesuiten in Steyr-Garsten zum 4. Oktober 1607 1 ). Wie weit der Besuch dieses Geistlichen mit der Gründung einer Niederlassung im Zusammenhang steht, war nicht zu ermitteln, doch sprechen die religiösen Verhältnisse in Steyr sehr für die Annahme, daß man sich bereits damals mit dem Plane der Gründung einer Niederlassung beschäftigte. Zum Jahre 1630 berichtet der Steyrer Chronist Zetl: ,,Den 6. Augustij ist ein Kaysserlicher Befelch wegen Aufnehmbung der Herrn Jesuiter alhero auf Steyr Kommen, vnd haben bey dem Spittal volgende 11 Heusser einzuraumben begehrt".~) Doch geht es mit der Eröffnung der Niederlassung nicht so schnell. Es gab so manche Schwierigkeit, die nicht leicht zu überwinden war. Zunächst war die Frage der Schulden zu klären, die auf den 11 Bürgerhäusern lasteten 3 ) . Die ganze Angelegenheit verschleppte sich so sehr, daß im Mai des nächsten Jahres ein weiterer kaiserlicher Befehl notwendig wurde, um der Sache entsprechenden Nachdruck zu verleihen. In diesem Befehl wurde neuerlich die Zuweisung der 11 erwähnten Bürgerhäuser in Steyrdorf ausdrücklich verlangt 4 ). Doch erst 1632 sind die ärgsten Schwierigkeiten soweit behoben, daß sich die Jesuiten zu dauerndem Aufenthalt niederlassen können. Aber noch einmal wird ihr Einzug um Wochen verzögert. Im Gefolge der Unruhen nach dem oberösterreichischen Bauernaufstand konnten die nach .Steyr eingewiesenen Patres nicht sofort dorthin gehen, sondern ein Teil von ihnen· mußte mehrere Wochen lang die Gastfreundschaft des Abtes Urban von Admont in Anspruch nehmen. Anfang Juni nahm der Superior Markus Noel 5 ) aus Linz die zugeteilten Häuser in Besitz, und am 3. November 6 ) des gleichen Jahres konnte die Residenz und die Schule mit einem feierlichen Gottesdienst in der Spitalkirche eröffnet werden. Hiezu berichtet Zetl: ,,Den 3. November ist auf Kaysserlichen Befelch denen Herrn P. P. Jesuiter die Spital Kirchen Zu Ihrem darinnen haltenden Gottesdienst, und die 11 Burgerheuser zu Ihrem Gebeu eingegeben worden, ist auch dissen Tag von Ihnen der erste Gottesdienst sambt einer Vor- und Nachmittag Predigt gehalten worden." 7 ) Am gleichen Tage war auch die Schule eröffnet worden, deren Schülerzahl zunächst recht gering war. Schiffmann 8 ) spricht von 2 Schülern, doch stieg ihre Zahl noch im Laufe des Monats auf 40 an. Der Personalstand des Ordens betrug zunächst 7 Per-sonen, doch schon im folgenden Jahr wird er auf 9 erhöht. Bereits nach Ablauf eines Schuljahres zeigen sich die ersten Früchte ihrer Tätigkeit. ,,Mox ad Bacchi festa" (Faschingsonntag) wurde intern in Anwesenheit von Honoratioren das Stück „Junenis perditus Stratocles" aufgeführt, und zum Schulende findet die 9* 131

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