OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Neweklowsky: Die Schiff- und Floßleute von Steyr verkehrs eingegliedert, der dann am 28. März 1939 aufgelöst und dessen Vermögen der damaligen Wirtschaftskammer treuhändig überwiesen wurde. Der heutige Rechtsnachfolger ist die Kammer der gewerblichen Wirtschaft. Mit dem Jahre 1935 also war die Genossenschaft eingegangen. Leider sind die Protokolle aus der Zeit von 1886 bis 1934 nicht auffindbar, sie sind wahrscheinlich in der Kriegs- oder der Nachkriegszeit in Verlust geraten 23 ). Dem letzten im Handwerksprotokoll aufscheinenden Vorstand der bürgerlichen Schiff- und Floßleute Josef Reder (gestorben 28. Februar 1893, Bild 4) folgte als Genossenschaftsobmann bis 1915 sein Sohn Karl (gestorben 19. März 1943, Bild 5). Er war der letzte Schiffmeister von Steyr. Der nächste Vorstand war Rudolf Huber bis 1922. Er war Holzhändler und Flößermeister. Da nunmehr, wie wir gesehen haben, auch Nichtfachleute der Genossenschaft angehörten, war der nächste Vorstand, der bis 1924 an der Spitze gestandene Michael Binder, ein solcher. Diesem folgte Ferdinand Pichler bis zum Schluß, der nicht nur Holzhändler, welches Gewerbe er heute noch ausübt, sondern auch Flößermeister war. Von sonstigen Mitgliedern der Genossenschaft bis zur Zeit ihrer Auflösung, die tatsächlich auch Flößermeister waren, seien erwähnt: Karl Frisch in Steyr, Josef Schick! in Weyer, Ludwig Aschauer in Großraming, Julius Kreuzriegler in Reichraming, Franz Krendl in Großraming und Stefan Seyfried in Reichraming, der heute noch auf der Salza und der Enns bis Küpfern flößt 24 ). Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Flößerei auf der Enns einen vorübergehenden Aufschwung, ging aber dann allmählich zurück und fand mit dem Bau der Ennskraftwerke während des Zweiten Weltkrieges ihr Ende. Im Fahnenkasten im Chor der Pfarrkirche von Steyr befindet sich noch die Fahne der Schiffleute von Steyr vom Jahre 1796, von der bereits die Rede gewesen ist. Sie wurde um das Jahr 1900 erneuert und besteht aus rotem Brokat. Das heutige Fahnenbild ist eine Kopie des alten, das bis in den Zweiten Weltkrieg vorhanden war, aber wahrscheinlich bei der Verlagerung verkommen ist. Das Bild zeigt auf der einen Seite die Enns mit einem Fahrzeug, das Bild des hl. Nikolaus und darüber in Goldbuchstaben: ,,Sanctae Nicolae Ora pro nobis", auf der anderen Seite den Sturm auf dem Meere und darüber, gleichfalls in Goldbuchstaben: ,,Eine Ehrsame Zunft der Herrn Schiff- und Flößleuthe", sowie die Jahrzahl 1796 25 ). Anmerkungen 1 ) Ernst Neweklowsky, Die Schiffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau, 1. Band, S. 507, 589. 2 ) Museum Steyr, Nr. 200/953, Heft aus 4 Pergamentblättern, 30,3 cm hoch und 34 cm breit, bestehend. 3 ) Ernst Neweklowsky, Die Linzer Schiffmeisterzunft, Jahrbuch der Stadt Linz 1949, S. 155. 4 ) Ernst Neweklowsy, Die Schiffahrt und Flößerei, 1. Band, S. 589. 5) Stadtarchiv Steyr, K IV L 9 Nr. 588. 9 129

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