OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter Die Fuschler Ache, die in ihrem Unterlauf Griesler Ache heißt, gehört zum Flußgebiet der Traun und dieses ist nach N. Krebs ein typisches Beispiel zentripetaler Talstrecken 65 ) . Durch die Endmoränen des eiszeitlichen Salzach- und Traungletschers, die nahe dem Gebirgsrand stecken blieben, hat nämlich die Fuschler Ache ihren Lauf umgekehrt und fließt nicht, wie man erwarten sollte, ins Alpenvorland, sondern zwischen der Flysch- und der Kalkzone in der Richtung zum Attersee. Will man aus dem Salzburger Becken, wie auch aus dem Raum von Straßwalchen, ins Mondseeland gelangen, muß man diese Moränenwälle überschreiten, deren verkehrshemmende Wirkung sogar heute noch verschiedentlich bemerkbar ist. P..ibgesehen davon, daß der Weg über das Salzkammergut zur Traun, auch wenn man die Vorteile eines streckenweisen Wasserweges in Betracht zieht, schon an sich weiter ist, erscheint aus rein naturräumlichen Erwägungen das „Tor von Frankenmarkt" als die sich von selbst ergebende Verkehrslinie in das Traungebiet und weiter zur Donau. Die in den „Breves notitiae" um 790 erwähnte „via publica" 66 ) läßt wohl eine durch das Tal von Thalgau führende römische Straße vermuten, doch konnte eine solche bisher weder im Gelände aufgespürt, noch durch Funde eindeutig belegt werden 67 ) . Welche Rolle das Mondseeland in der Zeit der römischen Herrschaft gespielt hat, ist noch nicht hinreichend erwiesen. Außer einer Straße von Juvavum (Salzburg) über Thalgau an den Mondsee nimmt man auch eine Vicinalstraße von St. Georgen im Attergau am Rande der großen Waldflächen beiderseits der Dürren Ager und der Wangauer Ache sowie einen Straßenast von Mondsee über Zell am Moos und Irrsdorf nach Straßwalchen an 68 ). Aber es gibt noch viel zu klären. So weiß man z.B. nicht einmal, ob die vier jetzt in der Vorhalle der Stiftskirche von Mondsee eingemauerten Römersteine tatsächlich von Mondsee selbst herstammen 69 ). Und ob der beim „Tumpenbauern" stehende Rest eines runden (,,gescheibten") Turmes ein römisches Bauwerk (,,Wach- oder Signalturm") oder gar ein keltisches (Tempel) ist, bedarf ebenfalls noch einer näheren Begründung 70 ). Das Ergebnis dieses prähistorisch - geographischen Versuchs weicht in manchem einigermaßen von dem Bild ab, das man allgemein von der Besiedlung des Mondseelandes in urgeschichtlicher Zeit zu entwerfen gewohnt ist. überblickt man den Fundbestand, so fällt auf, daß die ausgehende Jungsteinzeit und die frühe Bronzezeit am besten vertreten sind, obwohl die beiden Mondseepfahlbauten (See und Scharfling), die den Hauptanteil der Funde stellen, hinter jenen des Attersees erheblich zurückstehen. Daß sich in ganz Oberösterreich „kein Fundort spätneolithischer Pfahlbauten mit denen am Mondsee" messen kann 71 ), trifft jedenfalls nicht zu. Von der Urnenfelderzeit bis in römische Zeit, aus der übrigens nur verschwindend wenige sicher belegte Funde vorliegen, klafft eine Fundlücke von mehreren hundert Jahren. Auch wenn man gelten ließe, diese Lücke könnte sich bloß aus dem Umstand ergeben, daß im Mondseeland außerhalb der Pfahlbauten noch keine nennenswerten systematischen 108

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