Schrifttum der Verfasser nicht nur das Verständnis für die folgenden Schilderungen der einzelnen Brauchtumsforn1en weckt, sondern auch das Gefühl der Ehrfurcht vor der Größe mancher überlieferung entstehen läßt und den Blick öffnet für den Wandel des Brauchtums, der sich, bei aller Beharrung in den Grundformen, im Laufe der Jahrhunderte vollzieht. So wächst das Werk über eine bloße Stoffdarbietung hinaus zu einem ganz Europa umfassenden Wegweiser, der u. a. auch die Worte Platons verständlich macht (die Fehrle seinem Buche voraussetzt), daß die Bräuche und ungeschriebenen Gesetze „die eigentlichen Bänder der Staatsordnung" seien, die der Lebensordnung der Völker „den festen inneren Halt" geben. In dieser Grundeinstellung wird das Werk E. Fehrles über seinen rein wissenschaftlichen Wert hinaus auch zu einem wichtigen Handbuch für die Erziehung im Denken und Leben innerhalb der Gemeinschaften und im besonderen innerhalb der Gemeinschaft der Völkergmppen Europas. * Ernst B u r g s t a 1 1 e r Gustav G u g i t z, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Verlag Brüder Hollinek Wien 1955. 1. Band: Wien, 128 S. Längst ist der berühmte „Dehio" (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler) jedem Kunst- und Heimatfreund zu einem vertrauten und unentbehrlichen Reisebegleiter geworden, der in schlichter Sachlichkeit die Kunstdenkmäler der einzelnen Orte stilkundlich und zeitlich datiert verzeichnet. Doch ist sicher auch schon in jedem Benützer der Wunsch aufgestiegen, in einem Handbuch außer über die Werke der Hochkunst auch Mitteilungen über Volkskunst, bäuerlichen Hausbau und insbesondere für die doch hauptsächlich besuchten Kirchen und Kapellen Näheres über die Entstehung der dortigen Wallfahrt, über die verehrten Kultobjekte, die Wallfahrtslegenden und die speziellen Votive zu erfahren, aus denen die religiöse und soziologische Bedeutung des Ortes ersichtlich ist. Diesem letzteren Wunsch kommt das vorliegende Werk des um die Erforschung des österreichischen Wallfahrtswesens so hervorragend verdienten Professors G. Gugitz 1 ) in vorbildlicher Weise entgegen. In seinem auf 5 Bände berechneten Werk ( 1. Bd. Wien, 2. Niederösterreich und Burgenland, 3. Oberösterreich und Salzburg, 4. Steiermark und Kärnten, 5. Tirol und Vorarlberg; bei größerem Widerhall des Unternehmens soll noch ein 6. Band als Illustrationswerk angeschlossen werden) sind sämtliche Wallfahrtskirchen, auch die kleinsten und längst aufgelassenen, verzeichnet. Von jeder Gnadenstätte wird zunächst, - soweit sie bekannt ist -, ihre Entstehungs- und Erbauungsgeschichte vorgeführt, es folgen die Beschreibung der verehrten Bilder und Statuen, die Wallfahrtslegenden und wichtigsten Votive. Ein besonderer Abschnitt ist den Wallfahrtsandenken (Bildern, Weihemünzen usw.) gewidmet. Ein erschöpfendes Literaturverzeichnis schließt den Ortskatalog, sodaß durch dieses Werk als wichtigste Ergänzung zu dem oben genannten Kunsthandbuch eine vollständige Wallfahrtskunde des österreichischen Bundesgebietes geschaffen wurde. Die vorbildliche Ausstattung auf Dünndruckpapier und im Taschenformat ermöglicht ein leichtes Mittragen bei jeder Wanderung. Wenn wir zu diesem, eine wissenschaftliche Großtat auf dem Gebiet der Inventarisierung unserer heimischen Denkmäler bildenden Werk, das inhaltlich keinen Wunsch offen läßt, trotzdem noch eine Anregung anschließen dürfen, ist es die Bitte, den einzelnen Bänden jeweils auch eine topographische Karte (nach dem Muster der Karten im Dehio) beizugeben, die die sofortige Orientierung über die Lage der in alphabetischer Reihenfolge angeführten Wallfahrtsorte ermöglicht. * Ernst B u r g s t a 11 er Jahrbuch des österreichischen Volkslledwerkcs, geleitet von L. Nowak, L. Schmidt, R. Zoder. Band III. Herausgegeben vom österreichischen Volksliedwerk im Selbstverlag des Bundesministerium.s für Unterricht, Wien 1954, 178 Seiten. Band III des nun schon gut eingeführten Jahrbuches ist dem Erinnern an den nunmehr fünfzigjährigen Bestand des österreichischen Volksliedwerkes gewidmet. Wenn auch einige der Beiträge die Volksliedforschung nur am Rande sti,eifen, verzeichnen wir doch dankbar die Fortsetzung der Darstellung der „Wiener Drucker von Lied-Flugblättern 1780 - 1880" von K. M. Klier, die schöne Schilderung zweier Schwert1) G. Gugitz, Die Wallfahrten Oberösterreichs. Versuch einer Bestandaufnahme mit bes. Hinsicht auf Glaube und Brauchtum. Schriftenreihe des Instituts für Landeskunde von Oberösterreich Nr. 7, Linz 1954; ds. Kärntens Wallfahrten im Volksglauben und Brauchtum. Carinthia I, 141 Jg. 1951, 181- 241; ds. Das kleine Andachtsbild in den österr. Gnadenstätten. Verlag Hollinek, Wien 1950; E. Frieß und G. Gugitz, Die Wallfahrten nach Adlwang im Lichte der Mirakelbücher, Wien 1951. 211
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