OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter Wissenschaftliche Arbeiten aus <lem Bm·genlaml. Heft 4: A. A. B a r b, Geschichte der Altertumsforschung im Burgenland bis zum Jahre 1938, 37 S. 13 Abb. Heft 5•: R. G ö b 1, Der römische Münzschatzfund von Apetlon, 41 S. 2 Taf. Die vom burgenländischen Landesmuseum und dem Institut für die wissenschaftliche und wirtschaftliche Erforschung des Neusiedlersees herausgegebene Schriftenreihe legt zwei weitere Hefte vor. Heft 4 bringt ein Stück Landesgeschichte. A. Barb, der verdienstvolle erste Direktor des Landesmuseums, berichtet über die Altertumsforschung des Landes bis zu dem Zeitpunkt, da er als Flüohtling ohne Dank seine Heimat verlassen mußte (1938). Das kluge und vor allem sprachlich wohl ausgefeilte Buch stellt einen namhaften Beitrag zur Geschichte der Altertumswissenschaft dar, für den man dem gelehrten Verfasser nur zu höchstem Dank verpflichtet sein kann. Vor allem deshalb, weil diesem Manne und seiner unermüdlichen Arbeit unser jüngstes Bundesland einen Großteil der reichen Bestände seines Museums verdankt. . Heft 5 bringt die Arbeit eines jungen Numismatikers, R. Göbl, über den erst vor kurzer Zeit gefundenen Münzschatz von Apetlon. 1953 fand ein Arbeiter bei Aufforstungsarbeiten 5 km N von Apetlon auf dem Schandlesgrund ca. 30 cm unter der Oberfläche des Bodens einen Topf mit 361 Silbermünzen der röm. Kaiserzeit. Besonders zu loben ist die rasche Vor1age des Materiales durch einen Fachmann, die nur zur Nachahmung empfohlen werden kann. Die klar gegliederte Arbeit bringt zunächst die genaue Beschreibung des Münzbestandes, eine wohl etwas zu kurz geratene Auswertung des Fundes und einen wertvollen Exkurs über die Münzen des ephemeren Kaisers Regalian und seiner Gattin Dryantilla. Hervorgerufen wurde dieser dadurch, daß im Schatzfund eine Münze der Dryantilla auftauchte. Unangebracht ist es, daß der Verfasser eine Auseinandersetzung mit E. Polaschek (Römischer Münzschatz aus Hochneukirchen, Nö. Jb. d. Ver. Ldskde. XXX 1949/1952 S. 123 ff.) mit dem Bemerken, daß er den Ergebnissen dieses verdienten Forschers nicht zustimmen kann, auf unbestimmte Zeit verschiebt. Zwei Tafeln mit gezeichneten Reversbildern vervollständigen die Arbeit. Störend sind eine Reihe von Druckfehlern, vor allem die wiederholte Schreibung Ant o n i u s an Stelle von A n t o n i n u s. Beiden Heften gemeinsam ist die vornehme und gediegene Ausstattung, der saubere angenehm lesbare Druck und das gute Papier. Beide Arbeiten geben Zeugnis von der Aufbauarbeit des Landes und seinem Willen zur Unterstützung der Wissenschaft. * Hermann V e t t e r s Eugen Feh r 1e, Feste und Volksbräuche im Jahreslauf europäischer Völker. J. Ph. Hinnenthal-Verlag Kassel 1955, 192 Seiten, 36 Tafeln. Nach Herausgabe der sehr schönen und verdienstvollen Sammlung deutscher Sagen (,,Sagen aus Deutschland", Verlag C. Ueberreuter, Wien 1952) legt der berühmte Heidelberger Gelehrte, dessen „Deutsche Feste und Jahresbräuche", heute leider vollkommen vergriffen, zum fundamentalen Rüstzeug jedes Volksforschers gehören, hier ein Werk vor, das eine von der modernen Volkskunde längst schmerzlich empfundene Lücke aufs beste ausfüllt. In imponierender Sachkenntnis und unterstützt von den besten Folkloristen der einzelnen europäischen Länder, eröffnet der Verfasser dem Leser eine Schau über das Jahresbrauchtum der europäischen Völker, wobei es trotz des verhältnismäßig geringen Umfanges des Buches gelingt, sogar noch besondere E-inzelerscheinungen zu behandeln. Bildet den Boden der Darstellung auch das gesamte Europa, so entstammt doch der Grundstock der Belege dem deutschen Sprachraum, wobei, was wir besonders dankbar vermerken, auch das österreichische Alpengebiet, in dem noch besonders viele der beschriebenen Bräuche lebendig sind, in hervorragender Weise berücksichtigt wurde. Seine Darstellungen mit erlesenem Bildmaterial unterstützend, gibt E. Fehrle in seiner gewohnten ruhigen Sachlichkeit klare Einführungen in die einzelnen Abschnitte des Jahresbrauchtums, aus denen nicht nur ihr gesetzmäßiger Ablauf ersichtlich wird, sondern auch ihre Geschichte und ihre religiöse, wirtschaftliche und psychische Bedeutung. In eindrucksvoller Weise sind archivalische· Belege Erlebnisschilderungen der Gegenwart gegenüber gestellt, wodurch vielfach die erstaunliche Kontinuität sichtbar wird, die viele der Brauchtümer auszeichnet. Sehr bemerkenswert ist die häufige Heranziehung alt- und neugriechi!scher Parallelen, durch die sich der Verfasser, wie schon seinerzeit in seiner vorbildlichen Ausgabe der „Germania" des Tacitus, auch als Meister auf seinem zweiten Hauptgebiet, der Altphilologie, erweist, auf dem er eben auch eine kritische Behandlung der Werke Hesiods mit Einschluß einer altgriechischen Volkskunde beendet hat. Höhepunkte des Brauchtumswerkes bilden die sorgfältig abwägenden Einleitungen zu den Abschnitten des Weihnachts- und Neujahrsbrauchtums, des Maskenwesens der Fastnacht und der Mai- und Sommer-Sonnwendbräuche, in denen 210

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