OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter erste freigewählte Linzer Bürgermeister ist Georg Puechleutner. Damit ist an der Schwelle der Neuzeit jene Entwicklung eingeleitet, die, in der Folge allerdings wiederholt durch schwerwiegende Beschränkungen des freien Wahlrechtes unterbrochen, :c:ur modernen Stadtverfassung der Gegenwart führte. Den Hauptteil des Buches (S. 49 - 120) nimmt die Reihe der Stadtrichter und Bürgermeister ein. Bei jedem von ihnen sind die erreichbaren Lebens- und Amtsdaten und sonstige biographische Einzelheiten, sowie Hinweise auf die wichtigsten biographischen Veröffentlichungen über die Bürgermeister und deren eigene größere Veröffentlichungen sowie auf ihre Porträts angegeben. Der Tafelbilderteil bringt Wappen, Grabsteine und Porträts, darüber hinaus sind vielen Biographien auch Zeichnungen der Bürgermeister- und Stadtrichter-Wappen (von F. Schober) nach den Originalen beigefügt. Eine lange Reihe von über 150 Linzer Stadtoberhäuptern im Zeitraum von 1242 bis zur Gegenwart, in sieben Jahrhunderten, zieht an uns vorüber. Viele von ihnen aus den früheren Jahrhunderten sind nur in dürftigen Erwähnungen faßbar, doch gewinnen manche der mittelalterlichen Bürgermeister und Stadtrichter wie die Tungassinger, Chamrer, Maidwieser, Gallander, Paczner, Ziegler auch schon kräftigere Umrisse. Vom 17. Jahrhundert an beginnen dann die biographischen Quellen reicher zu fließen und die einzelnen Lebensbilder runden sich. Infolge der Struktur der Stadt kann es nicht wundernehmen, daß schon im Mittelalter und bis ins 20. Jahrhundert herein der Stand der Großkaufleute die meisten Bürgermeister stellte. Die chronologisch-lexikographische Darbietung des Materials unterbrechen „Zeitspiegel", episodistische Hinweise auf die Stadtentwicklung in den einzelnen Jahrhunderten. Angefügt ist eine übersichtstafel über die Amtsdauer der Bürgermeister und Stadtrichter. Vver je an ähnlichen Arbeiten beteiligt war, die aus einer Fülle von Einzeldaten (das Quellenverzeichnis umfaßt 407 Nummern) aufgebaut werden müssen, wird die Leistung, die Grüll mit seinem Bürgermeisterbuch erbracht hat, voll zu würdigen wissen. * F. P f e ff e r Hermann A ff e n z e 11 e r: Geschichte des Marktes Neumru:kt im Mühlkreis und seiner Umg·ebung·. Mit einem volkskundlichen Beitrag von Karl Radler. 288 S. 24 Bildtafeln, 1 Karte. 1954. Verlag der Marktgemeinde Neumarkt. Die rasch sich vermehrende Reihe der Mühlviertler Ortsgeschichten erfährt durch Affem:ellers Neumarkter Heimatbuch eine wertvolle Bereicherung. Der Verfasser, der als Lehrer in Neumarkt wirkt, brachte wesentliche Voraussetzungen für das schöne Gelingen seines heimatkundlichen Erstlingswerkes mit: weitgehende Kenntnisse der einschlägigen ,Quellen, die er gewissenhaft auswertete, darüber hinaus aber auch die Vertrautheit mit der Landschaft und den Menschen, deren Geschicke er schildert. So wird das Neumarkter Heimatbuch seiner Aufgabe gerecht, einerseits neue Forschungsergebnisse zu vermitteln, andrerseits aber gleichzeitig bei einem breiteren Leserkreis Verständnis für die Geschichte der Heimat zu wecken. Man spürt, daß das Buch aus einem inneren Auftrag und mit voller Hingabe geschrieben wurde. Der erste Teil bringt zunächst Hinweise auf die natürlichen Gegebenheiten des Raumes von Neumarkt, auf die Ur- und Siedlungsgeschichte und die Geschichte der Herrschaft und des Landgerichtes Freistadt, dem Neumarkt unterstand. Der Hauptabschnitt (S. 39- 152) ist der allgemeinen Geschichte des Marktes gewidmet, die bis in die jüngste Gegenwart verfolgt wird. Im zweiten Teil sind einzelne Wirtschafts- und kulturgeschichtliche Themen gesondert behandelt, so das Sanitätswesen, das Bürgerspital, das Brauhaus, die Ortschaften und Häuser der Gemeinde Neumarkt, die Pfarre, wobei die Pfarrmatriken bevölkerungsstatistisch ausgewertet werden und der Baugeschichte der Pfarrkirchen gedacht wird. Auch der Schule, der Land- und Forstwirtschaft, den Burganlagen im Umkreis von Neumarkt sind eigene Abschnitte gewidmet. Wiederholt kommt der Verfasser auf die Verkehrslage von Neumarkt am Übergang aus dem Gallneukirchner Becken in das Feldaisttal zu sprechen, die ja für die Ausbildung des Marktes von entscheidender Bedeutung gewesen sein dürfte. In diesem Zusammenhang ist allerdings bemerkenswert, daß der Hauptverkehr von Linz nach Freistadt lange Zeit-nicht wie heute über Neumarkt, sondern von Gallneukirchen über Spatendorf - Trosselsdorf - Scheitzmühle (hier der bezeichnende Wegname „Goldene Stiege"!) - Kronest nach Freistadt ging. Diese Straße ist noch in der Straßenverordnung von 1571 als vorgeschriebene Hauptstraße Linz- Freistadt bezeichnet und diente bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch als Poststraße LinzPrag. Für die Bedeutung dieses noch heute im Gelände durchwegs verfolgbaren alten 208

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