OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

VVillvonseder: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit schafts- und Verkehrsfunktion zuzuschreiben 42 ). Er meint, diese seien Umschlagplätze für den Kupferhandel gewesen, ,,die man mit Rücksicht auf den zu Wasser sich abspielenden Handel ins Wasser hinaus gebaut hat". Das Kupfer wäre nach L. Franz mit Saumtieren aus der Salzburgisch-Tirolischen Grauwackenzone (hauptsächlich vom Mitterberg bei Bischofshofen) in das Salzburger Becken und auf einer von dort abzweigenden „Ostlinie" an den Mondsee gebracht worden; der Weitertransport hätte sich auf dem Wasserweg über diesen und die Seeache in den Attersee und von dort auf der Ager und Traun zur Donau vollzogen. Auch einen Landweg von Weyregg am Attersee, wo sich ebenfalls zwei Pfahlbauten befanden, an den Traunsee zieht L. Franz in Betracht. Als Belege für diesen angenommenen Wasserweg werden Funde aus dem Traunbett bei Wels und die bekannten Stromfunde aus dem Donaustrudel bei Grein herangezogen. L. Franz, dem auch M. Hell beipflichtete 43 ), hat diese Auffassung stets nur als einen interessanten Versuch betrachtet wissen wollen, das Pfahlbauproblem einmal von einer ganz anderen Seite her zu beleuchten, vermochte aber nicht zu verhindern, daß man nunmehr den von ihm als möglich angesehenen Wasserweg zur Donau als erwiesen hinstellt. So spricht V. G. Childe davon, daß das Kupfer aus den Ostalpen von den Pfahlbauten im Mondsee auf der Traun bis zur Bernsteinstraße an der Donau verschifft wurde und hält die Mondseepfahlbauten für den Ausgangspunkt (,,head") dieser Traunschiffahrt 44 ) . Für die Funde aus der Traun, die sich auf die Gegend von Wels konzentrieren und verschiedenen Zeiten, zu überwiegendem Teil aber der Urnenfelderzeit angehören, hat sich eine ganz natürliche Erklärung gefunden, die ihnen ihren Nimbus als Kronzeugen einer urzeitlichen Binnenschiffahrt nimmt. Die Traun gräbt nämlich ihr Bett dort immer tiefer ein, so daß der Fluß heute an mehreren Stellen sogar auf den vom Alluvialschotter überlagerten Schlier geraten ist. Durch diese stetige Tieferlegung des Flußbettes kommt es ständig zu Uferabrutschungen, durch die Bodeneinschlüsse und damit auch urgeschichtliche Funde in den Fluß gelangen können 45 ). Für die Funde aus dem Donaustrudel bei Grein 46 ) käme eine bisher nicht erwogene Deutung in Frage 47 ). Es scheint sich oberhalb des Strudels ein Donauübergang befunden zu haben wie bei Töging in Niederbayern, wo aus dem Inn, genau so wie bei Grein, Funde aus so gut wie allen urgeschichtlichen Perioden gehoben worden sind. M. Lindenthaler dachte an einen Salzweg von Hallstatt durch das Trauntal und den Burgaugraben an den Mondsee und führte den Namen „Burgau" auf eine uralte Straßensperre zurück 48 ). R. Much bezweifelte diese Möglichkeit; er nahm vielmehr eine alte Verbindung aus dem Weißenbachtal zum Abersee über den Haselwies- oder Halleswiessee an 49 ). Daß das Gebiet zwischen Atter-, Mond- und Wolfgangsee in urgeschichtlicher Zeit begangen wurde, zeigt u. a. die urnenfelderzeitliche Lanzenspitze vom Feichtingeggrücken (unweit des Münichsees) im Schafberggebiet 50 ) . Es gibt noch verschiedene andere Versuche, im Mondseeland ein ur- und frühgeschichtliches Wege- und Verkehrsnetz zu rekonstruieren. Diese müssen 105

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